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Sherlock Holmes – Viel Getöse, wenig Geist

Samstag, 30. Januar 2010

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Originaltitel: Sherlock Holmes
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Guy Ritchie
Drehbuch: Michael Robert Johnson, Anthony Peckham, Simon Kinberg
Darsteller: Robert Downey Jr., Jude Law, Rachel McAdams, Mark Strong, James Fox, Kelly Reilly

Dass ein Film gewisse Schwierigkeiten hat, ist oft daran zu erkennen, dass mehrere Autoren für das Drehbuch verantwortlich zeichnen. Im Falle von „Sherlock Holmes“ waren es drei, plus zwei weitere für die Entwicklung der Story. Dazu kommt noch, dass Regisseur Guy Ritchie zuletzt mit „Stürmische Liebe –Swept Away“, „Revolver“ und „RocknRolla“ drei Flops in Serie zu verantworten hatte und ein Neuling in Sachen Big-Budget-Film ist (ihm standen angeblich $80 Millionen zur Verfügung) – und diesem Druck musste er offensichtlich Tribut zollen.

Das dürfte auch der Grund sein, warum „Sherlock Holmes“ letztendlich nur ein Hochglanz-Actionfilm wurde, wie ihn wohl jeder x-beliebige Regisseur hätte drehen können. Hie und da sind Reste des typischen Ritchie –Stils auszumachen, etwa der wirkungsvolle Einsatz der Zeitlupe in den Kampfszenen, aber alles in allem haben wir es mit einer durch und durch amerikanischen Großproduktion zu tun.

Die gute Nachricht für alle Holmes-Puristen, denen allein schon bei der Vorstellung übel wird, dass der gewiefteste Detektiv der Literaturgeschichte zur Witzfigur verkommen könnte, ist zugleich eine schlechte Nachricht für alle anderen: „Sherlock Holmes“ ist nicht einmal ein großartiger Missgriff. Es ist nur ein Film, der in einem die Sehnsucht nach den früheren Werken von Mr. Ritchie weckt. Sogar nach „Snatch“.

holmes_Jude-Law-and-Robert-Downe-001 Der Titelheld wird mit viel Übertreibung von Robert Downey Jr. gespielt, während Jude Law seinen ständigen Begleiter Dr. Watson gibt - letzterer wurde sicher allein aufgrund seines Aussehens und seiner Ausstrahlung besetzt, denn seine seltsam langweilige Aura scheint wie geschaffen für die Rolle. Aber die beiden vermögen nicht zu überzeugen: Downey Jr. spielt Holmes als Cartoon-Figur mit unstetem Blick anstatt als genialen Denker, Laws Watson ist ein wandelndes Nichts.

Der Fall, den sie zu lösen haben, ist von internationaler Bedeutung. Während Arthur Conan Doyle seinen Helden mit kleinen, recht überschaubaren Problemen konfrontierte, muss dieser Holmes die ganze Welt retten. Ein stark an Aleister Crowley erinnernder Satanist (Mark Strong, bekannt aus einigen anderen Ritchie-Filmen, mit Bela-Lugosi-Frisur) hat eine Plan ausgeheckt, der dem „Da Vinci Code“ an Größe und Komplexität in nichts nachsteht und solche Kleinigkeiten beinhaltet wie Wiederauferstehung von den Toten, Eindringen ins Parlament und Erlangen der Weltherrschaft. James Bond lässt grüßen.

holmes-(450-x-299) Das Ganze ist einfach zu groß aufgezogen, als dass Holmes´ Stärke, sein Spürsinn, sich voll entfalten könnte. Die deduktiven Einsichten bleiben weitgehend auf der Strecke. Die Sachkenntnis dieses Meisterdetektivs würde wohl nicht einmal einen Streifenpolizisten beeindrucken. Die Verkleidungen überraschen kaum, die witzigen Dialoge zünden selten, die Symbolik ist wenig subtil (es gibt da zum Beispiel eine viel zu häufig auftauchende Krähe).

„Sherlock Holmes“ verwirrt und verblüfft auf die falsche Weise. Ist es eine coole Satire auf viktorianische Ernsthaftigkeit? Ein Thriller? Oder doch eine Komödie? In der Vergangenheit wusste Guy Ritchie zumindest, welche Art Film er drehte, wenn auch das Ergebnis nicht immer überzeugen konnte. Dieser Mischmasch verschiedener Genres deutet darauf hin, dass er das Vertrauen zu seinen Fähigkeiten verloren hat.

Diese Selbstzweifel mögen wohlbegründet sein, aber widerstreitende Intentionen heben einander auf, und so kann Ritchie weder für Authentizität noch für mutige Neuinterpretation Bonuspunkte sammeln.

Holmes_scene_02 Sein einziger Versuch in Richtung Neuinterpretation dürfte die Aufwertung der Holmes/Watson-Beziehung von geselliger Freundschaft (mit homoerotischen Untertönen) zu echter brüderlicher Liebe sein. Und zu Anfang sieht das vielversprechend aus. Mit ihren geschniegelten Anzügen und den schicken Gehstöcken, den Kleinen Wortgefechten und dem gemeinsamen häuslichen Leben erinnern sie an Gilbert und George.

Aber es ist ein sehr oberflächlicher Versuch der Modernisierung, der rasch langweilig wird. Watsons großes Dilemma – ob er sein Leben mit Holmes hinter sich lassen und die liebreizende Mary (Kelly Reilly, sträflich unterbeschäftigt) heiraten soll – hat den Tiefgang eines Wham-Songs.

holmes-movie-pictures_mcadams Und obwohl das Drehbuch Rachel McAdams als Irene Adler ins Spiel bringt, eine junge Frau aus Jersey und eine Gegnerin, die Holmes respektvoll als „die“ Frau bezeichnet, wird aus dieser Idee wenig gemacht. Ihre Motive bleiben im Dunkeln selbst wenn sie erklärt werden, die Beziehung zwischen ihr und Holmes hat weder Witz noch Leben.

Der Film selbst ist aufgebläht, voll von Actionszenen in Zeitlupe (oder, noch langweiliger, Actionszenen, die zweimal gedreht wurden – einmal mit Holmes´ Voraussagen, was er tun wird, und dann noch einmal, wenn er das Gesagte in die Tat umsetzt). Der ganze Film wirkt weniger wie Sherlock Holmes, sondern mehr wie seltsame und unnötige Fortsetzung von „Wild, Wild West“ mit Will Smith.

„Sherlock Holmes“ scheint schon mit Blick auf mögliche Fortsetzungen inszeniert worden zu sein; nicht jeder Bösewicht wird zur Rechenschaft gezogen, und ja, das ist Moriarity selbst, der immer wieder im Schatten lauert. (Im dunkelsten Schatten; anscheinend wartet man, wie dieser Film ankommt, bevor man den Napoleon des Verbrechens besetzt.) Hier jedenfalls ist alles mehr hektisch als unterhaltsam.

Was ist nur schief gegangen, und wie hätte es verhindert werden können? Das ist ein Rätsel, das wohl nur der große Detektiv selbst lösen kann.

Fazit: Sherlock Holmes“ will zuviel auf einmal sein. Da Ergebnis leidet unter dieser Orientierungslosigkeit. Zwar ist der Detektiv auch in der literarischen Vorlage durch aus ein Athlet, nämlich Boxer, aber hier verkommt er bisweilen zum Action-Kasper. Es sollte ein Familienfilm werden, ein Unterfangen, das mit Abstrichen geglückt ist. Doch zufrieden stellen kann der fertige Streifen wohl nur sehr einfache Gemüter. Möge uns eine Fortsetzung erspart bleiben…

 

Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen - Ein wenig zu oberflächlich, aber recht unterhaltsam

Donnerstag, 28. Januar 2010

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Originaltitel: Cloudy With A Chance of Meatballs
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Phil Lord, Chris Miller
Drehbuch: Phil Lord, Chris Miller
Sprecher (Originalfassung): Bill Hader, Anna Faris, James Caan, Andy Samberg, Bruce Campbell, Mr. T, Benjamin Bratt, Neil Patrick Harris

Jeder, der sich daranmacht, ein Kinderbuch für die Kinoleinwand zu adaptieren, muss sich einiges einfallen lassen, um die Handlung ein wenig auszuschmücken. „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ stellt in dieser Beziehung eine besondere Herausforderung dar, da das Buch von Judi Barrett und Ron Barrett aus dem Jahr 1978 zwar mit einem lustigen Konzept aufwarten kann – eine Stadt mit Namen Chewandswallow, in der das Essen vom Himmel fällt -, aber weitgehend auf Charaktere und Handlung verzichtet. Essen fällt herunter, in immer heftiger werdenden Wetterkapriolen, aber niemand fragt sich warum.

"Sam Sparks" voiced by Anna Faris and "Flint Lockwood" voiced by Bill Hader in Columbia Pictures' animated film CLOUDY WITH A CHANCE OF MEATBALLS. Deshalb erzählt die neue animierte 3-D Filmversion im Wesentlichen die Vorgeschichte. Auf einer Insel liegt die Kleinstadt Swallow Falls, die sehr gut vom Sardinenhandel lebt – bis plötzlich niemand mehr Sardinen essen will. Der Held der Geschichte ist Flint Lockwood (im Original gesprochen von Bill Hader), ein streberhafter junger Erfinder, der von seinem Vater Tim(mit liebenswerter Schroffheit gesprochen von James Caan), dem Betreiber eines Ladens für Anglerbedarf, nicht so recht gewürdigt wird. Flint entschließt sich dazu, die Stadt vor dem Niedergang zu bewahren, indem er eine Maschine konstruiert, die Wasser in Nahrungsmittel verwandelt; und sobald dieses Wunder der Technik irgendwie am Himmel über Swallow Falls fixiert ist – am besten, man denkt einfach nicht zu viel darüber nach -, beginnt es auch schon, Cheeseburger, Hot Dogs und alle anderen nur erdenklichen Speisen zu regnen, die tim mittels Computer bestellt.

wolkig_4 Zu Beginn sind alle davon begeistert, besonders eine aufstrebende Wetteransagerin namens Sam Sparks (Anna Faris), der Vielfraß von Bürgermeister (Bruce Campbell) und selbstverständlich die Kinder, die sich an einem morgendlichen „Schneefall“ von Eiscreme satt essen können. Aber die Menschen werden gierig, die Portionen werden zu groß und die mit der Zeit überlastete Maschine gerät durcheinander und droht kaputtzugehen. Ja, der Film hat eine Botschaft, die er zum Glück nicht allzu aufdringlich an den Mann oder die Frau zu bringen versucht: er ist eine geistreiche Parabel auf den Konsumwahn und ist insofern ein geistiger Verwandter von Pixars „Wall-E“.

Am meisten beeindruckt die Lebendigkeit dieser künstlichen kleinen Welt, die von Phil Lord und Chris Miller, zwei Veteranen der animierten TV-Serie „Clone High“, mit viel Liebe zum Detail geschaffen wurde. Die Charaktere sind mit viel Einfühlungsvermögen und großer Sorgfalt geschrieben und werden in der Originalversion von beliebten und zum Teil recht angesagten Darstellern gesprochen: Andy Samberg ist „Baby Brent“, ein erwachsener Nichtstuer, der noch immer von seinem Ruhm als frühkindliches Sardinen-Maskottchen zehrt; Mr. T gibt einen Polizisten, der akrobatische Übungen in verboten kurzen Shorts macht; und Neil Patrick Harris leiht seine Stimme Flints ständigem Begleiter, einem Affen namens Steve.

"Sam Sparks" voiced by Anna Faris with "Flint Lockwood" voiced by Bill Hader in Columbia Pictures' animated film CLOUDY WITH A CHANCE OF MEATBALLS.Im Film sind gelegentliche Anspielungen auf das Buch zu finden: ein Restaurant ohne Dach, ein Pfannkuchen, der auf die Schule fällt, eine riesige orange Wackelpuddingform. Aber was eingefleischte Anhänger der gedruckten Version besonders verwundern wird, ist der Umstand, dass das alles so gar nicht wie im Buch aussieht. Ron Barretts detaillierte Illustrationen sind unverwechselbar und verleihen den Figuren sehr individuelle Züge, während der Film sich des schon hinreichend bekannten Hochglanzstils bedient, der alle Charaktere wie kulleräugige Actionfiguren aus Plastik aussehen lässt. Trotz dieser optischen Schwächen ist „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ zumindest zeitweise schön anzusehen, vor allem in Szenen, in denen Wackelpudding oder Wasser vorkommt. Und die Animatoren scheinen großen Spaß mit Tims Schnurrbart und buschigen Augenbrauen gehabt zu haben, die von der Textur her stark an falschen Pelz erinnern.

wolkig-mit-aussicht-auf-fleischbaellchen-xbox-360-3v5_resized_1020_wm Trotzdem ist das Endprodukt typisch Hollywood, reizvoll aber abgekupfert, inspiriert von „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ und jedem Katastrophenfilm, der je gedreht wurde. Deshalb ist der Streifen unter Umständen zu nervenaufreibend für ganz kleine Kinder, die sicher wenig erfreut sein werden von der Vorstellung, dass ein gigantischer Maiskolben in 3-D auf sie zurollt. Alle anderen werden den Film reizend finden, wenn auch vielleicht etwas zu hektisch. Die Botschaft, dass es am besten ist, man selbst zu sein und seine Liebe zu anderen zum Ausdruck zu bringen, wird niemanden vom Hocker hauen.

„Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ ist nicht eines dieser mittelmäßigen, oberflächlichen Starvehikel, die als Kinderfilme vermarktet werden, aber nur infantil sind.

Stattdessen bemüht sich der Streifen zumindest redlich, eine glaubwürdige Welt zu entwerfen, die mit Charakteren angefüllt ist, die mehr zu tun haben, als nur von A nach B zu wandern. Es mag sich zwar nicht um große Kunst handeln, aber es ist schwer, außerhalb des Hauses Pixar ein animiertes Abenteuer zu finden, das Humor und scharfe Kritik zu gekonnt zu vereinen weiß.

Fazit: Eine animierte Parodie auf Katastrophenfilme und Gier, die nicht nur Kindern, sondern – mit Abstrichen - auch den erwachsenen Begleitpersonen gefallen wird.

 

Outlander – Gute Idee, langatmige Umsetzung

Dienstag, 26. Januar 2010

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Originaltitel: Outlander
Herstellungsland: USA 2008
Regie: Howard McCain
Drehbuch: Dirk Blackman, Howard McCain
Darsteller: James Caviezel, Sophia Myles, Jack Huston, John Hurt, Patrick Stevenson, Ron Perlman, Cliff Saunders, John Beale, Katie Bergin

Man nehme James Camerons „Aliens“, werfe den Film mitten in die Welt von „Herr der Ringe“, lasse das Ganze dann von Uwe Boll umschreiben – und heraus kommt „Outlander“. An sich keine schlechte Idee, bis auf den Teil mit Uwe Boll. In dem von „Outlander“ präsentierten Universum ist die Erde eine vergessene Kolonie einer in der Evolution weit vorangeschrittenen Rasse. James Caviezel spielt Kainan, einen außerirdischen Reisenden, dessen Raumschiff in Norwegen in einen See stürzt – und zwar im Jahr 709 nach Christus. Er war mit den Leichnamen von Angehörigen seines Volkes unterwegs zu einer unbekannten Destination, als das Schiff von einem Moorwhen angegriffen wurde, einem Monster, das alles, was ihm in den Weg kommt, auffrisst oder zerstört.

Dem Helden kommen mir nichts, dir nichts seine Hightech-Waffen abhanden, mit denen er das Monster hätte töten können, und ist auf die Hilfe der ortsansässigen Wikinger, die ihn erst einmal gefangen nehmen, angewiesen, um das Untier zu besiegen, bevor es das ganze Dorf ausrottet. So weit, so gut. Wäre da nicht…

outlander-movie-images-4 In diesen Kampf ums Überleben sind eingeflochten: eine Fehde mit dem Nachbardorf, das von Gunnar (Ron Perlman) beherrscht wird, einem Emporkömmling, der König werden möchte, aber erst einmal lernen muss, sein Temperament zu zügeln; eine starrköpfige Prinzessin (Sophia Myles), die diesen Emporkömmling heiraten soll, aber lieber selbständig denken und selbst über ihre Zukunft entscheiden möchte; und eine beunruhigende Vorgeschichte, die erklärt, warum Kainan das Monster mit durchs Weltall schleppt. Das Zusammenführen dieser verschiedenen Handlungsstränge erklärt zumindest teilweise die Spieldauer von fast zwei Stunden. Das Weglassen oder die Kürzung einiger davon hätte „Outlander“ zu einem wesentlich besseren Film gemacht. (Nur weil es einen Charakter mit Namen Boromir (Cliff Saunders) gibt, heißt das noch lange nicht, dass man „Herr der Ringe“ in Sachen Komplexität der Handlung Konkurrenz machen muss.)

Das Problem von „Outlander“ ist nicht das relativ geringe Budget. Regisseur Howard McCain macht zumindest optisch das Maximum aus den begrenzten Mitteln. Der Welt es Films ist überraschend stimmig, das Monster sieht toll aus (wenn man es den zu sehen bekommt) und die Welt der Wikinger wirkt nicht nur real, sondern auch historisch korrekt.

outlander2 Das Design des Monsters Moorwhen ist wirklich gelungen. Zum Glück wird es auch häufig gezeigt…wenn denn Szenen etwas mit dem Untier zu tun haben, was leider viel zu selten der Fall ist.

Nicht das Budget, nicht das Design, auch nicht das Konzept, das für einen reinen Unterhaltungsfilm recht interessant ist, sorgt für Probleme. Diese werden durch alles übrige verursacht. Das Drehbuch scheint nicht ganz ausgereift, voll von unnotwendigen Rückblenden, die, anstatt die Geschichte spannender zu machen, nur verwirren. Die Hauptdarsteller sind ziemliche Fehlbesetzungen, und obwohl sie sich redlich bemühen und rein schauspielerisch durchaus überzeugen können, nimmt man ihnen die blutrünstigen Barbaren nicht recht ab. James Caviezels Rolle hätte von einem Mann mit Arnold-Schwarzenegger-Statur gespielt werden müssen. Die Wikinger sollten größer und brutaler sein, blut- und schweißverschmiert und hart zuschlagend. Angesichts der Prämisse hätte „Outlander“ ein mörderischer Actionfilm werden müssen, eine Art „Conan, der Barbar“ im Weltraum – ja, das wäre ein Film gewesen!

Noch dazu passt das Erzähltempo nicht, der Streifen ist einfach viel zu laaaaang. Es hat den Anschein, als hätte niemand den Mut gehabt, irgendetwas wegzulassen, aus lauter Angst, das Publikum zu verwirren. So wird das Publikum durch die vielen Handlungsstränge verwirrt und langweilt sich schon halb zu Tode, bevor es endlich mit der Action losgeht.

outlander_moorwentrapuo2 Der Zuschauer erwartet sich eine unterhaltsame Geschichte über jemanden aus einer anderen Zeit und einer anderen Gegend des Weltalls, der sich mit Menschen aus dem finstersten Mittelalter zusammenraufen muss, um ein scheinbar unüberwindbares Monster zur Strecke zu bringen; stattdessen bekommt man ein wenig davon vermischt mit Unmengen unnötigen Dramas. Zeigt uns kämpfende Wikinger! Zeigt uns kämpfende Wikinger!

Fazit: Aliens, Wikinger und Jesus im selben Film. Die hochgesteckten Erwartungen werden nie erfüllt. Statt eines unterhaltsamen Action-Spektakels bekommt man viel Drama serviert. Das langsame Erzähltempo erstickt jede Spur von Spannung. Wenn „Outlander“ endlich in die Gänge kommt, ist es leider schon zu spät. Angepriesen als eine Mischung aus „Predator“ und „Braveheart“ erinnert das Ergebnis mehr an eine Kreuzung aus „Der 13. Krieger“ und „Aliens vs. Predator“.



DVD/ Blu Ray-Ausstattung:

Format: 2.35:1- Widescreen
Ton: DVD: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (DTS 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1), Englisch (DTS 5.1) /// Blu Ray: Deutsch (DTS-HD 5.1), Englisch (DTS-HD 5.1)

Extras (bei beiden identisch):
- Audiokommentar mit Regisseur Howard McCain
- Making of
- Trailer
- geschnittene Szenen (40 Minuten. Doch wer braucht die, wenn schon der Film zu lang ist?)
- animiertes Storyboard
- Special-Effects-Tests

Die Blu Ray ist optisch natürlich besser, überzeugt aber vor allem in klanglicher Hinsicht. Am besten leihen Sie sich die Blu Ray.

 

Surrogates – Mein zweites Ich

Montag, 25. Januar 2010

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Originaltitel: Surrogates
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Jonathan Mostow
Drehbuch: Michael Ferris, John D. Brancato
Darsteller: Bruce Willis, Radha Mitchell, Rosamund Pike, Boris Kodjoe, James Francis Ginty, James Cromwell, Ving Rhames

In der glorreichen Zukunft von „Surrogates“, dem neuen Science-Fiction-Abenteuer von Bruce Willis, betraut man menschenähnliche Roboter mit der mühe- und leidvollen Arbeit, die gemeinhin Leben genannt wird. Die Bürger lassen es sich zu Hause gut gehen, während jüngere, stärkere und attraktivere Versionen ihrer selbst, mit denen sie durch eine Art Nervensteuerung lose verbunden sind, für sie zur Arbeit gehen, spielen und all die Dinge tun, die früher die Menschen selbst getan haben. Es ist eine reizvolle Vision: In der Zukunft halten wir uns „Surrogates“, also Stellvertreter, die für uns Risiken eingehen, unsere Arbeit erledigen … Vielleicht können wir sie ja sogar dazu bringen, sich einfach gestrickte undoberflächliche Bruce-Willis-Filme anzusehen!

„Surrogates“ nimmt eine interessante Idee – nämlich den Triumph der technologisierten Bequemlichkeit über das beschwerliche Alltagsleben – und begräbt diese unter einer schwerfälligen Exposition, wenig überzeugenden Action-Sequenzen und einer alles andere als originellen Verschwörungsgeschichte. surrogates_bruce_willis_hair Bruce Willis spielt den FBI-Agenten Tom Greer; zu Hause sieht er aus wie der in die Jahre gekommene, spärlich behaarte Action-Star, den wir alle kennen, aber auf den Straßen von Boston versucht sein Roboter-Stellvertreter – ebenfalls gespielt von Bruce Willis, nur diesmal muskelbepackt und mit dem schlechtesten Haarteil seit „Der Schakal“ -, den ersten Mord in der Stadt seit vielen Jahren zu klären. Es sieht so aus, als hätte jemand eine Waffe entwickelt, die es erlaubt, durch die Ermordung des Surrogaten auch den Tod des realen Besitzers zu bewirken, was technisch gar nicht möglich sein dürfte. (Erinnert das nicht sehr an „I, Robot“ mit Will Smith?)

Gemeinsam mit seiner Partnerin Peters (Radha Mitchell) deckt Tom Greer eine deckt John Greer eine Verschwörung auf, in die der Anführer der Anti-Surrogaten-Bewegung (Ving Rhames, der allem Anschein nach nur wegen seiner tiefen Stimme engagiert wurde) und der seit langem verschollene Erfinder der Maschinen (James Cromwell) verwickelt sind.

surrogates1 All das spielt sich in einer Welt ab, die einzig von glänzenden und unwahrscheinlich schönen Stellvertretern bevölkert wird, die von unwahrscheinlich schönen, perfekt hergerichteten Schauspielern verkörpert werden. Aber dieser Umstand verdeutlicht auch ein unlösbares Problem von „Surrogates“: Szene für Szene betrachtet ist der Film ziemlich eintönig und allzu glatt poliert, was vor allem daran liegt, dass äußerst durchschnittliche Schauspieler in die Rollen von Robotern schlüpfen, die selbst wiederum sehr durchschnittliche Schauspieler sind.

Willis selbst bemüht sich redlich, dem Streifen so etwas wie Ecken und Kanten zu verleihen, aber leider vergeblich; Tom Greer ist eine düstere, gedämpftere Version des typischen Willis-Actionhelden, belastet mit einer getrennt lebenden Ehefrau (Rosamund Pike), einem toten Sohn und einer tiefen Melancholie, die Willis nur gelegentlich überzeugend zu vermitteln vermag. Die von Regisseur Jonathan Mostow recht uninspiriert inszenierten Actionszenen, die noch dazu schlecht geschnitten sind und vor zweitklassigen Spezialeffekten nur so wimmeln, helfen da nicht wirklich. Selbst die Szene, in der Greer von seinem Vorgesetzten vom Dienst suspendiert wird, inklusive Abnahme von Polizeimarke und Waffe – eine Szene, die von unzähligen Schauspielern in zahllosen Polizeifilmen mit großer Emotion und viel Geschrei gespielt wurde - wirkt in „Surrogates“ seltsam farblos und langweilig.

surrogates_lg Nur in einigen wenigen Szenen kommt so etwas wie Leben in den Film, vor allem dann, wenn die Drehbuchautoren Michael Ferris und John D. Brancato, die eine nicht allzu bekannte Graphic Novel von Robert Venditti und Brett Wedele bearbeitet haben, ein wenig von ihrem aufgesetzt wirkenden Plot abweichen und die eine oder andere große Idee einfließen lassen.

Während sich Greer und ein Armeeoffizier über den Mordfall unterhalten, sieht man im Hintergrund hunderte von Soldaten, die mit Kampfsurrogaten auf einem weit entfernten Schlachtfeld verbunden sind. Wenn einer der Roboter zerstört wird, bekommt der betreffende Soldat ein neues Surrogat, ein neues Leben - eine unbehagliche Vision vom Krieg als Videospiel, die in einem Zeitalter von unbemannten Drohnen und computerüberwachten Kampfeinsätzen nicht mehr gar so weit entfernt scheint.

Doch das ist zu wenig, um darüber hinwegzutäuschen, dass „Surrogates“ im Grunde nicht mehr ist als Adrenalin getriebene, seichte Unterhaltung. Nicht nur die Angst einflößende Zukunftsvision verschwindet hinter den glänzenden und farbenfrohen Oberflächen sowie der Nonstop-Action, sondern auch die emotionalen Aspekte, die sich daraus ergeben, dass ein zurückgezogen lebender Mann plötzlich gezwungen ist, mit einer vor Robotern nur so wimmelnden Gesellschaft zu interagieren, kommen viel zu kurz. Lediglich in einer kurzen Szene darf Bruce Willis so etwas wie Panik angesichts der vielen Maschinen zum Ausdruck bringen. Ansonsten ist „Surrogates“ ein Waffen-und-Jagd-Spektakel bis zum bombentickenden Ende.

Fazit: Eine viel versprechende Idee wird ziemlich leichtfertig vertan. Was bleibt, ist ein typischer unterdurchschnittlich spannender Actionfilm, der selbst hartgesottene Fans von Bruce Willis langweilen dürfte.

 

Wenn Liebe so einfach wäre – Intelligente Komödie für Erwachsene

Donnerstag, 21. Januar 2010

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Originaltitel: It´s Complicated
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Nancy Meyers
Drehbuch: Nancy Meyers
Darsteller: Meryl Streep, Steve Martin, Alec Baldwin, Rita Wilson, Lake Bell, John Krasinski

Wie lange wird es wohl noch dauern, bis Meryl Streep ein eigenes Kochbuch herausbringt? Erfahrung dürfte sie ja mittlerweile mehr als genug haben. Bereitete sie in„Mamma Mia“ Meze, die zypriotische Landesspeise, und in „Julie & Julia“ Boeuf Bourgignon zu, so serviert sie uns in ihrer neuen romanischen Komödie mit dem Titel „Wenn Liebe so einfach wäre“ eine Reihe unterschiedlicher Backwaren.

Meryl ist Jane Adler, eine attraktive, seit zehn Jahren geschiedene Endfünfzigerin, die eine schicke Patisserie in Santa Barbara betreibt und drei erwachsene Kinder hat. Ihren charmanten Exmann hält sie so gut es geht auf Distanz.

WennLiebeSoEinfachWaere_scene_37 Bis die beiden eines Abends bei einem unverfänglichen Treffen zu viel Pinot Noir konsumieren und aus höflicher Distanz Intimität wird. Und Jake Adler (Alec Baldwin) avanciert vom Ex zum „Ex - mit Bonus“.

Wie Jane selbst zugibt: „Es ist kompliziert.“ (Daher der Originaltitel.)

Der Film selbst ist alles andere als kompliziert. Er ist sogar recht simpel – eine intelligente Komödie, gemacht von Erwachsenen und für Erwachsene, aufgelockert durch einige sehr lustige Szenen und hervorragend besetzt mit „alten Hasen“, die genau wissen, was sie tun.

Zugegeben, hier wird nichts Neues geboten. Der Vorspann, dieses ausgedehnte Fliegen über vororte, war schon in unzähligen anderen Filmen zu sehen - ein Hochgenuss für Liebhaber von Ziegeldächern, doch alle anderen werden aufstöhnen. Die Musik ist viel zu aufdringlich, jede Gelegenheit für kitschige Melodien wird wahrgenommen (was wohl eher Hans Zimmer anzulasten sein dürfte als seinem Mitkomponisten Heitor Pereira).

Aber Regisseurin und Drehbuchautorin Nancy Meyers war noch nie berühmt dafür, eine große Erneuerin zu sein.

Ihre Stärke sind Wohlfühlkomödien, die von den Liebesgeschicken – und missgeschicken attraktiver Menschen in mittleren Jahren erzählen. Das bringt manche Kritiker auf die Palme, die ihr vorwerfen, sie ließe sich lauter unglaubwürdige Situationen einfallen und zelebriere die einfache Wunscherfüllung.

Selbstverständlich loben diese Kritiker irgendwelche Action-Filme in den Himmel, in denen es nur so von unrealistischen Szenen wimmelt, die sich aber an ein männliches Publikum richten – und von denen zwei oder drei pro Woche ins Kino kommen. Sollten da nicht auch Frauen ein bis zwei Tagträume pro Monat erlaubt sein?

Ja, Jane Adler wohnt in einem tollen Haus und hat Erfolg im Beruf. In den Liebesszenen ist es Alec Baldwin in der Rolle ihres Ex, der kurz ohne Kleidung Untitled Nancy Meyers Proj. zu sehen ist (inklusive der klischeehaften Witze über Hintern), nicht Meryl Streep. Und wenn sie einen neuen Liebhaber findet, dann ist dieser ein unglaublich liebenswerter, sensibler und geduldiger Mann mit interessantem Beruf.

Zu gut, um wahr zu sein. Natürlich. Und viele Frauen scheinen genau diese Art Film zu lieben.

Doch alle Zuschauer sollten Gefallen finden an Nancy Meyers´ scharfem Blick für die Schwächen von Menschen mittleren Alters (etwa eine Szene in einer Fruchtbarkeitsklinik, in der lauter peinlich berührte Männer um die sechzig mit ihren viel jüngeren zweiten Ehefrauen sitzen) und den gut getimten Gags.

Was weniger gut ankommen dürfte, sind die Szenen mit den mittlerweile erwachsenen, aber noch immer unendlich kindischen Kindern der Adlers, die allzu oft in billigen Klamauk abgleiten.

Meryl Streep macht aus Stroh Gold: Jane Adler ist ihre am wenigsten genau umrissene Figur seit vielen Jahren, doch sie macht das beste daraus und spielt mit großem Spaß einfach drauflos, befreit vom Zwang, im Takt von Abba Untitled Nancy Meyers Proj. herumhüpfen zu müssen. Baldwins Darstellung des leicht übergewichtigen Spitzbuben ist eine lustige Variante seiner Rolle in „30 Rock“ - er ist neun Jahre jünger als Streep, aber man merkt es nicht. Sogar Steve Martin, der weiß der Himmel was getan hat, um sein Gesicht unbeweglich zu machen, bemüht sich redlich und erntet den einen oder anderen wohlverdienten Lacher. Von den Nebendarstellern ist besonders Lake Bell zu erwähnen, die in der Rolle der gehässigen zweiten Ehefrau von Jake Adler brilliert, aber viel zu wenige Auftritte hat.

Fazit: „Wenn Liebe so einfach wäre“ ist eine auf angenehme Weise altmodische Komödie über reifere Menschen und deren bisweilen recht unreife sexuelle Eskapaden. Meryl Streep beweist einmal mehr, welch begnadete Schauspielerin sie ist, aber auch die anderen Hauptdarsteller können überzeugen. Obwohl hier nichts Neues geboten wird und einige Pointen reichlich tief fliegen, ist gute Unterhaltung garantiert. Ein film für romantisch gestimmte Menschen jeden Alters.

 

Old Dogs – Daddy oder Deal

Sonntag, 17. Januar 2010

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Originaltitel: Old Dogs
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Walt Becker
Drehbuch: David Diamond, David Weissman
Darsteller: John Travolta, Robin Williams, Kelly Preston, Conner Rayburn, Ella Bleu Travolta, Lori Loughlin, Seth Green, Bernie Mac

Da sie „alte Hunde“ sind, hat Disneys „Old Dogs“, eine schamlos vorhersehbare Komödie für die ganze Familie, auch keine neuen Tricks oder Gags zu bieten. Es lässt sich durchaus darüber diskutieren, ob John Travolta und Robin Williams schon so alt sind, dass man sie für Großväter halten kann, aber sie scheuen nicht davor zurück, Witze zu reißen, die schon zu Großvaters Zeiten einen Bart hatten.

Offensichtlich war das Motto während der Produktion dieses Streifens: Wenn ein Gag alt und nicht wirklich gelungen ist, dann lasst ihn uns einbauen. Das Ganze wirkt, als hätten Robin Williams und John Travolta gemeinsam eine Sauftour unternommen, ihre „witzigsten“ Einfälle auf Servietten gekritzelt und diese irgendwie durcheinander gewürfelt an Walt Becker übergeben, der sich dann aus unerfindlichen Gründen entschlossen hat, daraus einen Film zu basteln.

„Old Dogs“ versucht vergeblich die Geister von „Kramer gegen Kramer“, „3 Männer und ein Baby“ und jedes anderen Filmes wiederzuerwecken, die ein Loblied auf Männer singen, nur weil sie es schaffen, irgendwie mit kleinen Kindern zu Rande Old_Dogs_1 zu kommen. Travolta und Williams spielen die alten Hunde Charlie und Dan (Travoltas Haarteil spielt sich selbst), der eine ein selbstzufriedener, Frauen hinterher jagender Junggeselle, der andere ein miesmutiger, zweimal geschiedener Tollpatsch. Sie betreiben gemeinsam ein Unternehmen für Sportmarketing und stehen kurz davor, ein Riesengeschäft abzuschließen. doch dann taucht plötzlich ein großes Hindernis auf – zwei, um genau zu sein.

Dan hat allem Anschein nach sieben Jahre zuvor Zwillinge (Conner Rayburn und Ella Bleu Travolta) gezeugt, doch bis zu diesem Zeitpunkt nichts von seinem Glück gewusst. Nun steht deren Mutter (Kelly Preston), mit der er einen Tag lang verheiratet war, vor der Tür, und bittet ihn, auf die Kleinen aufzupassen, da sie für zwei Wochen ins Gefängnis muss. Normalerweise würde ja ihre beste Freundin (Rita Wilson) um die Kinder kümmern, aber die hat Dan mit einer seiner tollpatschigen Aktionen gerade ins Spital befördert.

Ja, der Film ist wirklich so originell.

Der überraschend Vater gewordene Dann und Onkel Playboy müssen sich also um die Zwillinge kümmern – zwei Wochen lang! Man könnte fast glauben, die beiden älteren Herren wären gebeten worden, Krebs oder AIDS zu heilen, so wie der Film sie für die Bewältigung ihrer Aufgabe mit Lob überhäuft.

old-dogs-3 Doch leider ist alles, was ab dem Eintreffen der Kinder passiert, so vorhersehbar und auf so wenig komische Weise übertrieben, dass man sich für alle beteiligten nur noch schämen möchte. „Old Dogs“ schwenkt von einer langweilig gefilmten, dumm-dämlichen Szene zur nächsten, und zwar mit so wenig Rücksicht auf verbindende Logik, dass man fast schon von Avantgarde sprechen könnte. Die Kinder möchten campen? Schon sieht man die Stars in Pfadfinderuniformen, wie sie von psychopatischen Gruppenführern, gespielt von Matt Dillon und Justin Long, gepiesackt werden. Dan kann in Gegenwart seiner Kinder nicht entspannen? Charlie zeigt ihm, wie es geht – mittels ferngesteuerten Pupengewands. Wer hat das Drehbuch verbrochen – Wile E. Coyote?

old_dogs_2 „Old Dogs“ mag vielleicht nicht der schlechteste Film sein, in dem die beiden Hauptdarsteller mitgespielt haben, er ist aber nahe dran. Jeder Unterleib bekommt  Schläge, Tritte oder Golfbälle ab, jeder Nebendarsteller wird in die Mangel genommen. Die liebreizende Lori Loughlin ist fehlbesetzt als Übersetzerin, die  sich mit Charlie verabredet und ihn zu einer Trauerbewältigungsgruppe mitnimmt, die von Ann-Margret geleitet wird, die in einem fort von Rhabarber-Kuchen faselt. Irgendwann landen die beiden Männer im Gorilla-Gehege des örtlichen Zoos, zusammen mit einem kreischenden Seth Green und einem Typen in einem Affenkostüm. Was hat man denen nur ins Wasser getan?

Und wenn den Herrschaften gar kein Unfug mehr einfällt, dann kann Regisseur Walt Becker ja immer noch John Travoltas Hund ins rechte Licht rücken. Ja, natürlich ist der alt.

old_dogs_kelly_preston Wenigstens konnte John Travolta einen Arbeitsurlaub mit Frau und Tochter verbringen; das hat aber noch lange nicht zu bedeuten, dass wir dafür bezahlen müssen. „Old Dogs“ wirkt wie ein Projekt, das wie ein lustiges Familienprojekt begann und in einem Anfall von Verzweiflung fertig gestellt wurde, mit digitalen Effekten, die aussehen, als hätten sie Conner Rayburn und Ella Bleu Travolta auf ihren Spielzeugcomputern programmiert.

Man bekommt eine Vorstellung davon, wie lange der Film auf seine Kinoauswertung gewartet hat, wenn plötzlich Bernie Mac, der schon fast eineinhalb Jahre tot ist, als Magier auftaucht. Die Verantwortlichen bei Disney mögen die Veröffentlichung von „Old Dogs“ aus Respekt vor dem verstorbenen Komiker oder auch aus Rücksicht auf John Travolta, dessen Sohn Anfang 2009 starb, hinausgeschoben haben. Das ist eine nette Geste und sehr mitfühlend. Hätten sie jedoch nur ein Mindestmaß an Respekt vor dem Publikum, dann hätten sie diesen Mist im Archiv verschwinden lassen.

Fazit: Altmodische Komödie mit in die Jahre gekommenen Stars und vorhersehbaren Pointen. Ein Film, den man sich getrost sparen kann.

 

Mitternachtszirkus – Willkommen in der Welt der Vampire

Samstag, 16. Januar 2010

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Originaltitel: Cirque du Freak: The Vampire´s Assistant
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Paul Weitz
Drehbuch: Paul Weitz, Brian Helgeland (basierend auf der „Cirque du Freak“-Buchreihe von Darren Shan)
Darsteller: John C. Reilly, Ken Watanabe, Chris Massoglia, Josh Hutcherson, Patrick Fugit, Willem Dafoe, Salma Hayek

Seit der erste „HarryPotter“-Film in die Kinos kam, betätigen sich die Studiomanager als Alchemisten und versuchen krampfhaft, Blei in Gold zu verwandeln. Oder zumindest aus Romanzyklen, die für ein überwiegend jugendliches Publikum geschrieben wurden, erfolgreiche Filmserien zu machen.

Bislang waren diese Bemühungen nicht sonderlich erfolgreich – und nicht schön anzusehen. „Der goldene Kompass“,Eragon“, „Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse“, „Tintenherz“, etc., lassen grüßen. In den vergangenen Jahren kamen etliche Filmen in die Kinos, die Erfolg versprechende neue Serien einläuten sollten, aber aufgrund mangelnder Qualität zum Sargnagel dieser Ambitionen wurden.

„Mitternachtszirkus – Willkommen in der Welt der Vampire“ ist der neueste in dieser Reihe gescheiterter Versuche. Der Film basiert auf den ersten drei Teilen der weitschweifigen, 12 Bände umfassenden Kinderbuchreihe von Darren Shan und erzählt die Geschichte eines typischen einsamen16-jährigen Jungen, der gute Noten bekommt, kein Interesse an Akten jugendlicher Rebellion hat und - nur ein Zufall? - auf den Namen Darren Shan hört.

Eines Tages kommt ein seltsamer Zirkus in die Stadt (Einsetzen unheil verheißender Musik) setzt ein), den Darren (Chris Massoglia) und sein bester Freund, der kleine Unruhestifter Steve (Josh Hutcherson), unbedingt sehen wollen. Obwohl ihnen die Eltern den Besuch verboten haben, gehen die beiden am Abend hin, um sich die Freakshow anzusehen. Um eingelassen zu werden behaupten sie kurzerhand, sie wären schon 21. Drinnen bekommen sie eine (L-R) Patrick Fugit and Director/Producer/Writer Paul Weitz on the set of Cirque du Freak: The Vampire's Assistant. Reihe interessanter und entsprechend abstoßender Gestalten zu sehen, unter anderem den „Snake Boy“ (Patrick Fugit), der nur unter einem schlimmen Fall von grüner Psoriasis zu leiden scheint, oder die sensationelle Corma Limbs (Jane Krakowski), die ganze Körperteile nachwachsen lassen kann, eine Fähigkeit von großem Nutzen, wenn ein wütender Werwolf in der Nähe ist. Aber die wirkliche Entdeckung in dieser Nacht ist der Magier Larten Crepsley (John C. Reilly) mit seiner rot und blau gefärbten giftigen Spinne Octa, die zwinkert, beißt, herumhüpft und alles versucht, um todbringend auszusehen.

Mehr oder weniger überraschend stellt sich heraus, dass Darren Spinnen mag und Steve eine Leidenschaft für Vampire hat und felsenfest davon überzeugt ist, in Crepsley einen dieser Blutsauger erkannt zu haben. Kurz darauf überschlagen  sich die Ereignisse: Octa wird entführt, Steve wird von ihr gebissen und nach ein paar DNA-Tests, die ein widerwärtiger fetter Mann namens Mr. Tiny (Michael Cerveris) vornimmt, steht Darren vor einer schwierigen Entscheidung: Soll er seiner Familie seinen Tod vortäuschen und zum Halbvampir werden, um das Antiserum für seinen Freund beschaffen zu können? Die Antwort, liebe Freunde, lautet ja, das Schicksal scheint Darren einen schnellen Tod und ein sehr langes Leben bescheren zu wollen. Aber das ist noch nicht alles: Ehe man sich versieht, werden beide Jungen zu Blutsaugern.

Blutsauger auf verschiedenen Seiten eines seit langem währenden Vampirkrieges.

„Mitternachtszirkus“ handelt von typischen Teenagerproblemen: Wer bin ich? Was soll aus mir werden? Warum fühle ich mich wie ein Außenseiter, ein Freak? Und so weiter. Auch die erste Liebe spielt mit hinein, vor allem, weil das Affenmädchen (Jessica Carlson) gar so sexy ist, und das Auseinanderbrechen einer bewehrten Freundschaft.

Weitz hat normalerweise ein gutes Händchen für Geschichten, die vom Erwachsenwerden handeln, hat er doch unter anderem „About a Boy“ mit viel Sinn für Mitgefühl und Humor inszeniert, doch in „Mitternachtszirkus“ ist davon leider wenig zu bemerken.

Die Buchreihe von Darren Shan ist sehr beliebt, doch die Gründe, warum sie so mitternachtszirkus-7 viel Anklang findet, scheinen Regisseur und Co-Autor Paul Weitz entgangen zu sein. Der Film ist nur mäßig unterhaltsam, und auch von Magie und Zirkusflair ist wenig zu bemerken. Das schlimmste jedoch ist, dass sich beim Zuschauer nie das Gefühl einstellt, dass für die Figuren viel auf dem Spiel steht. „Mitternachtszirkus“ ist nicht mehr als eine Ansammlung von Computereffekten, zwischen denen fröhlich übertreibende Schauspieler ihre Show abziehen.

Wenigstens sind einige interessante Darsteller darunter. Während die „Harry Potter“-Filme zu einer regelmäßigen Einkommensquelle für die besten britischen Bühnenschauspieler geworden sind, wartet „Mitternachtszirkus“ immerhin mit einer Reihe amerikanischer Theaterveteranen und Stars der Independent-Szene auf. John C. Reilly, Willem Dafoe und Michael Cerveris sind hier mit von der Partie, wen auch nur, um herumzustolzieren und Text auszuspeien.

Leider hat der Regisseur nicht den richtigen Ton für diesen Stoff getroffen, alles ist ein wenig zu übertrieben und zu grell geraten. Reilly, der zumeist etwas einfältige, aber herzensgute Durchschnittskerle verkörpert, kann nie auch nur ansatzweise als weiser und uralter Vampir überzeugen. (Es ist fast so, als würde William Petersen Graf Dracula spielen.) Cerveris outriert dermaßen, dass es eine wahre Freude ist. Die meisten anderen Darsteller, darunter Salma Hayek als vollbusige bärtige Dame, haben wenig zu tun.

Die beiden jugendlichen Hauptdarsteller, Massoglia und Hutcherson, sind selbstverständlich viel öfter zu sehen. Doch wer will das schon? Massoglia ist eher langweilig und man vergisst ihn, sobald er aus dem Bild verschwindet, Hutcherson deutet immer schon vorher an, in welche Emotion er ausbrechen wird. Die beiden wären in einem Disney-Film besser aufgehoben. Was eine erbitterte Feindschaft bis aufs Blut sein soll, kommt herüber wie eine Sitcom: „Darren und Steve – Ihre Abenteuer als Untote“.

mitternachtszirkus_willkommen_in_der_welt_der_vampire_bild_11 Salma Hayek ist immer eine Augenweide, selbst in diesen Ungetümen von Kostümen. Willem Dafoe geht mit der von ihm gewohnten Intensität an seine Rolle heran, hat aber nur zwei sehr kurze Auftritte. Einige der Monster machen richtig Spaß, unter anderem der schuppige Snake Boy, der eigentlich Rockstar werden möchte. Aber dem Film ist seine Funktion als Einführung in eine unbekannte Welt, deren Geheimnisse erst später enthüllt werden sollen, allzu deutlich anzumerken. Viele Figuren werden nur kurz vorgestellt, weil sie irgendwann einmal wichtige Funktionen bekommen sollen, die tatsächliche Handlung und die Hintergründe kann man lediglich erahnen.

Was eine wirklich magische Welt im Stile von Ray Bradbury hätte werden können, angefüllt mit mitternächtlichen Zirkusshows, von zu Hause weglaufenden Jungen, und faustischem Geschacher um Seelen, verkommt zu zahmen, mit seichten Späßen aufgelockertem Kindeschreck-Horror. Und was zum Startschuss einer neuen Fantasy-Serie für Teenager hätte werden können, wirkt wie ein weiteres erstes – und zugleich letztes –Kapitel.

Fazit: Paul Weitz hat es nicht verstanden, den Charme der Bücher auf die Leinwand zu übertragen. „Mitternachtszirkus – Willkommen in der Welt der Vampire“ wirkt nicht wie ein ganzer Film, sondern wie ein überlanger Pilot zu einer Fernsehserie. Viele Figuren werden eingeführt, nur um wieder zu verschwinden, viel wird angedeutet, aber wenig erklärt. Die Darsteller scheinen mangels Handlung nicht zu wissen, was sie tun sollen, weshalb viele von ihnen hemmungslos übertreiben, andere nur herumstehen.

„Mitternachtszirkus“ ist ein Vampirfilm ohne Biss – und ungefähr so interessant wie ein Western ohne Pistolen und Gewehre.

 

Gamer – Die Kritik

Montag, 11. Januar 2010

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Originaltitel: Gamer
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Mark Neveldine, Brian Taylor
Drehbuch: Mark Neveldine, Brian Taylor
Darsteller: Gerard Butler, Amber Valletta, Michael C. Hall, Kyra Sedgwick, Alison Lohman, John Leguizamo, Logan Lerman

Eines gleich vorweg: „Gamer“, der neueste Streich der „Crank“-Macher Nevedine und Taylor ist streng genommen gar kein Film, sondern ein als Film getarntes Computerspiel. Ducken, umdrehen, schießen. Wumms, bumms, krach. Alles an diesem Streifen – die Gestaltung, der Sound, die Dynamik, die Kameraführung - ist mit größter Präzision darauf ausgerichtet, die Xbox- und Playstation-Vernarrten anzusprechen.

Da stellt sich nur eine Frage: Warum sollte sich das aus gehemmten Jungendlichen und geistig in der Pubertät stecken gebliebenen Männern bestehende Zielpublikum die Mühe machen, ins Kino zu pilgern, um sich eine nicht interaktive Version dessen anzusehen, was sie sowieso schon zu Hause haben?copyrightjps2010_2

Eigentlich drängen sich noch ein paar weitere Fragen auf: Besteht eine Chance, das Eintrittsgeld zurückzubekommen? Warum nur habe ich mir von diesem hirnlosen Getöse neunzig Minuten meines Lebens stehlen lassen? Worum geht es in „Gamer“?

gamer_gerardbutler_ambervalletta_photo_03 Die Prämisse ist einfach und wenig originell, was vor allem daran liegt, dass man sich diesbezüglich schamlos bei Paul Andersons „Death Race“ aus dem Jahr 2008 bedient hat. Gerard Butler spielt Kable, einen zum Tode verurteilten Sträfling, dem die Möglichkeit geboten wird, der Hinrichtung zu entgehen, falls er sich dazu bereit erklärt, sich einen Chip implantieren zu lassen, um als Avatar in dem interaktiven und ultrabrutalen Todesspiel „Slayers“ mitzuwirken. Darin steuern private User vom heimischen Computer aus diverse Sträflinge, die mit den neuesten Hightech-Waffen ums Überleben kämpfen, wobei dem siegreichen Kämpfer die Freiheit winkt.

Kable ist also im Wesentlichen ein digitaler Sklave. Gesteuert von dem spielverrückten Teenager Simon (Logan Lerman), gelingt es ihm, alle Konkurrenten ins Jenseits zu befördern. Nach diesem Erfolg freut er sich nur noch darauf, endlich aus dem Gefängnis entlassen zu werden und seine Frau Angie (Amber Valletta) wieder in die Arme schließen zu können. Diese verdingt sich während seiner Abwesenheit in dem Online-Spiel „Society“ als Sexsklavin eines fettleibigen Users, um den Unterhalt für die gemeinsame Tochter zu beschaffen.

GAME Gerade noch rechtzeitig erkennt Kable, dass er hintergangen wurde, denn nicht nur Simon spielt mit ihm, sondern, was viel schlimmer ist, auch der Erfinder des Spiels, der Milliardär Ken Castle (Michael C. Hall, bekannt aus den Fernsehserien „Six Feet Under“ und „Dexter“). Castle überträgt „Slayers“ live in alle Welt und sieht ihn als kommenden Superstar und möchte ihn deshalb weiterkämpfen lassen.

Und so handelt der Film, genau wie „Death Race“, von seinen Versuchen, in die Realität zu entkommen, wobei er Unterstützung von einer Untergrundorganisation erhält. In „Death Race“ verstand es Jason Statham, seinem Helden so etwas wie stille Würde zu verleihen, genau dass, was diese Rolle erfordert. Hier bekommen wir Gerard Butler zu sehen: ein ums andere Mal als muskelbepackter harter Kerl besetzt, ob in „300“ oder „Gesetz der Rache“, verfügt er über die Ausstrahlung eines Mistkübels und die Mimik einer Betonwand. Außerdem macht der gute Mann beim Sprechen den Mund immer nur seitlich ein bisschen auf – hat er etwa angst, seine Zähne könnten herausfallen? So stapft und rollt und springt er emotionslos und ohne den geringsten Anflug von Charme durch die Action-Sequenzen und kotzt ab und zu dümmliche Dialoge aus.

Die anderen Darsteller sind nicht viel besser. John Leguizamos Rolle erfordert von ihm wenig mehr, als blödsinnig herumzuquatschen und seine verrottenden gamermoviephoto-6 Zähne zu blecken. Michael C. Hall grinst hämisch, blickt lüstern und fragt Kyra Sedgwick (die eine Talkshow-Moderatorin gibt und, nebenbei bemerkt, fehlbesetzt wirkt), ob er „ihre Firewall überwinden darf“. (oder so ähnlich zu dem  Zeitpunkt war ich schon am Einnicken). Amber Valletta ist hübsch anzusehen, aber im Wesentlichen beschränkt sich ihre schauspielerische Leistung darauf, leicht bekleidet herumzustehen beziehungsweise zu laufen. Der bekannte Rapper Ludacris ist offensichtlich nur mit von der Partie, weil man einen „Quoten-Schwarzen“ (Zitat aus „Nicht noch ein Teenie-Film“) gebraucht hat, um auch die farbige Jugend für dieses Produkt interessieren zu können.

„Gamer“ bedient sich bei so gut wie jedem anderen futuristischen, science-fiction-angehauchten Film, der in den letzten Jahren aus Hollywood gekommen ist – „Matrix“, „Speed Racer“, „Crank“, „Death Race“ – und versucht sogar zeitweise, sich als Mediensatire und Parabel auf das Überhandnehmen des „virtuellen Lebens“ zu verkaufen.

Die meiste Zeit über ist „Gamer“ nicht mehr als eine halbgare Mischung aus lesbischem Getue, schrecklichen Rock-Versionen von Songs der Eurythmics und Hochgeschwindigkeits-Actionszenen, die es jedoch kaum schaffen, den Zuschauer wirklich mitzureißen.

Der einzig gelungene Aspekt des Films ist die farblich-ästhetische Gestaltung der Computerspielwelten. „Society“, deren Bewohner in grelle Kostüme gehüllt sind oder aber pseudo-60-Jahre-Gewand, hat einen gewissen psychedelischen  Charme. Die Welt von „Slayers“ und auch die des Gefängnisses ist auf ganz wenige Farben, zumeist weiß und verschiedene Graustufen, reduziert und erstere erweckt den Eindruck einer postapokalyptischen Wüste.

Gamer movie image (4) Letztlich existiert „Gamer“ nur aus einem einzigen Grund: um extrem laute und hektisch geschnittene Videospielgewalt mit sexistischem Unterton zu zelebrieren.

Fazit: Neveldine und Taylors Film möchte eine neue und aufregende Stufe in der Zusammenführung von Kino und Videospielen repräsentieren, scheitert dabei aber kläglich. Im Endeffekt wird „Gamer“ weder Freunden des Actionfilms noch begeisterten Videogamern gefallen. Viel Lärm um nichts.

 

Haben Sie das von den Morgans gehört?

Freitag, 8. Januar 2010

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Originaltitel: Did You Hear About the Morgans?
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Marc Lawrence
Drehbuch: Marc Lawrence
Darsteller: Hugh Grant, Sarah Jessica Parker, Natalia Klimas, Vincenzo Amato, Sam Elliott, Mary Steenburgen

Der Jänner scheint immer mehr zum Monat der romantischen Komödien zu werden. Letzte Woche wurden wir mit „Lieber verliebt“ beglückt, nun erfreuen uns also zwei der Lieblinge des Genres, Hugh Grant und Sarah Jessica Parker, mit ihrem neuesten Streich.

„Haben Sie das von den Morgans gehört?“ ist der aktuellste in einer mittlerweile reichlich langen Reihe von Filmen, deren Humor im wesentlichen darauf beruht, dass eine oder mehrere Personen aus ihrem vertrauten Umfeld gerissen werden und sich in gänzlich ungewohnter Umgebung zurechtfinden oder gar bewähren müssen. Erinnert sei nur an „Crocodile Dundee“, „Coming to America“, „City Slickers“ oder „Miss Undercover“.

Wie „Haben Sie das von den Morgans gehört?“ dem Vergleich mit diesen Klassikern der modernen Komödie standhalten?

haben-sie-das-bild2 Die Prämisse ist gut: Paul (Hugh Grant) und Meryl (Sarah Jessica Parker) sind ein in ihren jeweiligen berufen erfolgreiches Ehepaar, das in einer tiefen Beziehungskrise steckt. Eines Nachts werden sie zufällig Zeugen eines Mordes, in den ein Pate der lokalen Mafia verwickelt ist. Da der Killer sie beide gesehen hat, werden sie in das Zeugenschutzprogramm gesteckt und in eine Kleinstadt im ländlich-beschaulichen Wyoming verfrachtet.

Wird es den Morgans gelingen, ganz ohne Internet zurechtzukommen? Werden sie wieder zueinander finden? Werden sie gar am Rodeo teilnehmen? Oder wird sie der Killer vorher finden?

Die beiden Hauptdarsteller wissen ganz genau, wie sie mit solch unterhaltsamem, aber inhaltsleerem Material umzugehen haben. Wenn es Ehrenmedaillen für romantische Komödien gäbe, dann hätte speziell Hugh Grant schon längst eine verdient, denn „Haben Sie das von den Morgans gehört?“ ist schon sein x-ter Ausflug in dieses lange von ihm dominierte Genre.

Sarah Jessica Parker weiß ebenfalls zu überzeugen, wenn man ihr ein gutes Drehbuch gibt. Doch leider ist das hier nicht der Fall.

Morgans_08 Obwohl die Chemie zwischen den Stars stimmt und sie auch immer wieder ihr zweifellos vorhandenes Talent aufblitzen lassen, verkommen ganze Szenen aufgrund schwacher Dialoge zu lachfreien Zonen. Wirklich zum Lachen bringen einen nur ein paar Slapstick-Momente, darunter ein äußerst witziger, bei dem es um ein Missgeschick mit einem Spray zur Bärenabwehr geht.

Da der Film fast ausschließlich von den Wortgefechten der Ehepartner getragen wird, sind die Nebendarsteller schwer unterfordert. Dabei sind es gerade Sam Elliott und Mary Steenburgen, die als robuste Einheimische etwas Originalität in diese Klischeeromanze bringen.

HabenSieDasVonDenMorgansGehoert_scene_7 Aber auch aus dem Aspekt der Verpflanzung in eine neue und ungewohnte Umgebung wird viel zu wenig gemacht. Die Morgans kommen mit dem ländlichen Leben – abgesehen von der unliebsamen Begegnung mit einem Bären - bestens zurecht. Dieser umstand ist besonders verwunderlich, da Regisseur und Drehbuchautor Marc Lawrence am Skript zu „Miss Undercover“ mitgearbeitet hat, einem wirklich gelungenen Beispiel für diese Art von Komödie.

„Haben Sie das von den Morgans gehört?“ Ja. Aber ich wünschte,es wäre mir erspart geblieben.

Fazit: diese Mischung aus „City Slickers“ und „Sweet Home Alabama“ vermag nie recht zu überzeugen. Das Drehbuch ist uninspiriert, die Dialoge sind dümmlich, die Hauptdarsteller agieren routiniert, ihr komödiantisches Talent blitzt viel zu selten auf. Dass Hugh Grant und Sarah Jessica Parker ein sympathisches Paar abgeben, ist einfach zu wenig für einen romantischen Kinoabend.

 

Across the Hall

Mittwoch, 6. Januar 2010

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Originaltitel: Across the Hall
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Alex Merkin
Drehbuch: Jesse Mittelstadt, Julien Schwab
Darsteller: Mike Vogel, Brittany Murphy, Danny Pino, Brad Greenquist

„Across the Hall“ wartet mit so vielen Wendungen auf, dass einem davon schwindlig werden kann, aber die Atmosphäre stimmt und – zumindest phasenweise – kommt echte Spannung auf. Zu Beginn des Films sehen wir, wie sich der Portier (Brad Greenquist) mit größter Sorgfalt auf seine Nachtschicht am Empfang des Hotels „Riverview“ vorbereitet, einer zweitklassigen Absteige, die gerne von gescheiterten Existenzen und zwielichtigen Figuren frequentiert wird. Ein wenig verstaubt, mehr als nur ein wenig heruntergekommen, ist das „Riverview“ ein Haus, das – so wie sein treuester Angestellter – darum kämpft, am Leben zu bleiben. Und der Tod hat gerade eingecheckt.

Die Hauptfiguren der Geschichte, die sich immer mehr zu einem Dreiertanz in die Katastrophe entwickelt, werden aus äußerst unterschiedlichen und, wie sich Across_the_Hall_1_01 zeigt, verstörenden Perspektiven gezeigt. June (Brittany Murphy), die das nüchterne Gebaren des Hotelpagen extrem amüsant findet, ist unterwegs zu einem Rendezvous, von dem sie sich Ablenkung und Spaß erhofft. Julian (Mike Vogel) sitzt in der Badewanne, presst Eis auf sein geschwollenes Knie und nippt an seinem Whiskey. Er wird von seinem Freund Terry (Danny Pino) angerufen, der kurz davor steht, Selbstmord zu verüben oder aber einen Mord; auf jeden Fall ist er drauf und dran, irgendjemandem eine böse Überraschung zu bereiten. Was genau die drei verbindet, wie und warum sie aufeinander treffen und wo sie sich aufhalten, das sind Fragen, die im Laufe des Filmes beantwortet werden – allerdings in eher gemächlichem Tempo.

Die Herausforderung bei dem Unterfangen, aus einem guten und soliden Kurzfilm einen hervorragenden Spielfilm zu machen, liegt darin, Handlung und Charaktere ausführlicher zu präsentieren und mehr in die Tiefe zu gehen, ohne das Werk mit Nebensächlichkeiten voll zu stopfen. Das ist den Drehbuchautoren Mittelstadt und Schwab leider nur ansatzweise gelungen, denn das Erzähltempo ist mitunter doch recht gemächlich und kann nicht mit der von Regisseur Merkin geschaffenen across_the_hall19 düsteren und konfliktgeladenen Atmosphäre mithalten: Junes Fröhlichkeit, Julians besessene Energie und Terrys aufgestauter Zorn bilden einen interessanten und einnehmenden Kontrast zu den komisch/tragischen Resten ehemaliger Größe und Wichtigkeit, die man überall im Hotel ausmachen kann. Überhaupt ist das „Riverview“ so etwas wie der stille Held des Films, was einerseits gut ist, andererseits aber auch auf gewisse dramaturgische Schwächen schließen lässt. Man wird gleich in die Handlung hineingezogen, die Ausgangssituation ist verwirrend und spannungsgeladen, doch leider kann dieses hohe Niveau nicht gehalten werden, da sich die Geschichte und die Charaktere dann kaum mehr entwickeln. „Across the Hall“ bewegt sich im Zeitlupentempo und passt sich somit dem schleichenden Verfall des Schauplatzes an.

Es stellt sich die Frage, ob „Across the Hall“ ein besserer Film geworden wäre, wenn Alex Menkin und die Autoren die Geschichte linear erzählt hätten. Wahrscheinlich nicht, aber in dem Fall wäre zumindest die Enttäuschung nicht so groß gewesen. Denn schlussendlich ist dieser Thriller nicht mehr als eine recht einfach gestrickte Geschichte von Freundschaft und Verrat. Aber anstatt diese Geschichte ohne große Schnörkel zu erzählen, wird sie in lauter winzige Teile zerschnitten und das durcheinander gewürfelte Resultat als Lehrstück in Sachen Spannung präsentiert. Der Film ist auch tatsächlich über weite Strecken spannend, wenn auch nur deshalb, weil dem Zuschauer ein klein wenig an Information vorenthalten wird. In dem Moment, da dieses Puzzlestückchen an seinem Platz ist, erklärt sich alles wie von selbst. Es gibt keine doppelten Böden, keine Zweideutigkeiten, nichts worüber es lohnen würde nachzudenken, während die letzten Minuten des Filmes nach sehr vorhersehbarem Muster ablaufen.

Die darstellerischen Leistungen sind nicht überwältigend, aber durchwegs in Ordnung; man ist fast versucht zu sagen, die Schauspieler haben sich dem Niveau des Materials angepasst. Mike Vogel und Danny Pino harmonieren recht Across-the-Hall-Promotional-brittany-murphy gut als beste Freunde. Sie scheinen einander ähnlich genug, dass man als Zuschauer das Gefühl hat, dass sie einander gut leiden können, aber sie sind doch unterschiedlich genug, um auch den zwischen ihnen aufbrechenden Konflikt glaubhaft zu machen. Leider stimmt die Chemie zwischen den beiden und Brittany Murphy so ganz und gar nicht. Trotzdem, und obwohl ihre Rolle die am wenigsten ausgearbeitete scheint, ist ihre Darbietung die unterhaltsamste des Films. Sie ist geziert und posiert ständig, aber das passt perfekt zu ihrer Funktion als quasi Mittelpunkt des Film-Noir-artigen Liebesdreiecks. Es ist kein sonderlich anspruchsvoller Part, aber sie spielt ihn mit großer Freude.

Während man als Zuschauer darauf wartet, dass “Across the Hall” endlich die Extraportion
Spannung liefert, die sich nicht und nicht einstellen will, ist es das gelungene Sound Design, das immer wieder für steigenden Puls und Nervenkitzel sorgt: Von den seltsamen Echos, die durch die Gänge des „Riverview“ hallen, bis hin zu dem Knirschen, das das Zertreten einer Küchenschabe verursacht, ist die Tonspur des Films ein Paradebeispiel für das gekonnte Spiel mit und den gezielten Einsatz von Effekten.

Fazit: “Across the Hall” hat einige gute Momente. Aber solide darstellerische Leistungen und eine interessante Prämisse sind zu wenig, um diesen attraktiv photographierten Film über die Zeit zu retten. Die Handlung entwickelt sich zu langsam, die gewollten Sprünge zwischen den Figuren verwirren mehr, als sie Spannung erzeugen, und irgendwie fühlt man sich am Ende ein wenig betrogen. Manchmal ist ein linearer Storyverlauf ohne überraschende Schlusswendung nicht das Schlimmste, was einem passieren kann…