Ich bin auf http://filmundco.com übersiedelt.

Das Neueste

All Inclusive - Lahme Ensemblekomödie

Freitag, 13. November 2009

Bookmark and Share

 

Das (zumindest teilweise) ambitionierte Ensemble schafft es nicht, gegen die Schwächen des Drehbuchs und die uninspirierte Regie anzuspielen.

couples-retreat

starslarge_2

Originaltitel: Couples Retreat
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Peter Billingsley
Drehbuch: John Favreau, Vince Vaughn, Dana Fox
Darsteller: Vince Vaughn, Jason Bateman, Faizon Love, Jon Favreau, Kristen Bell, Kristin Davis, Malin Akerman, Kali Hawk, Tasha Smith

Das amerikanische Mainstream-Kino wurde in den letzten Jahren immer wieder zu Recht dafür kritisiert, dass zu wenige Filme für Erwachsene produziert werden – also Filme, die für ein Publikum mit Lebenserfahrung gedacht sind und sich mit Themen befassen, die (auch) für Menschen jenseits der 30 von Interesse sind. Die Verantwortlichen in den Filmstudios gehen vermutlich davon aus, dass Leute, die nicht mehr studieren oder gar noch zur Schule gehen, keine Zeit haben, eines der unzähligen Multiplexe aufzusuchen. Filme für die Altersgruppe der über 30-jährigen sind, abgesehen vielleicht von der gelegentlichen romantischen Komödie, an den Kinokassen einfach nicht so erfolgreich wie die Superhelden- und Vampirfilme, die heutzutage DIE Geldmaschinen der amerikanischen Filmindustrie zu sein scheinen.copyrightjps

Eheleben und Elternschaft sind mit Sicherheit zwei der Themen, die Erwachsene am meisten beschäftigen, wie auch Liebe, Verliebtheit und das Bedürfnis, ein wenig an jugendlicher Spontaneität und Unbeschwertheit aufrechtzuerhalten, wenn das Leben zu alltäglicher Routine zu verkommen droht. Das Leben geht weiter, muss weitergehen, auch wenn der Spaß am Leben längst gewichen ist. Hollywood hat es im Laufe seiner Geschichte immer wieder zuwege gebracht, das Publikum mit großartigen Filmen zu erfreuen, die sich dieser unspektakulären Themen annehmen: Der große Frust, Bob & Carol & Ted & Alice, Zwei auf gleichem Weg, Der Eissturm, und eine ganze Reihe anderer. Allerdings handelt sich bei all diesen Filmen um Dramen. Kein einziger befasste sich mit den leichteren, den lustigeren Seiten von ehelicher Langeweile und Vor-Midlife-Crisis.

All inclusive (Originaltitel: Couples Retreat) hätte ein intelligenterer und erwachsenerer Film sein können, ja müssen, der sich der Behandlung dieser clip_image001[8]Themen mit größerer Sorgfalt widmet, als es in diesem Fall geschehen ist. Hier wurde einiges an Potenzial verschenkt. Das Drehbuch (von den beiden Stars Vince Vaughn und Jon Favreau verfasst) streift alle Themen nur oberflächlich, es wird viel geredet – zu viel! -, doch leider zumeist um den Brei herum. Wie bei so vielen Studiogroßproduktionen in letzter Zeit üblich, sind auch die Macher von All inclusive darauf bedacht, das Publikum nur ja nicht intellektuell zu überfordern. Nachdenken über die Motive, die Wünsche und Sorgen der Figuren, die in dem federleichten Script ohnehin nur angedeutet werden, scheint nicht erwünscht. Dafür wird der Zuschauer mit lahmen Witzen, alten Kalauern und zuckersüßer Sitcom-Romantik eingelullt. All inclusive ist ein Film, der von der ersten bis zur letzten Einstellung auf Nummer sicher geht und nur ja niemanden vor den Kopf stoßen möchte. Zumindest in dieser Hinsicht ist er ein Erfolg. Schon beim Verlassen des Saales weiß man nicht mehr, was man da gerade gesehen hat.

clip_image001[10]Jason und Cynthia (Jason Bateman und Kristen Bell), ein recht prüdes Ehepaar, haben mit Beziehungsproblemen zu kämpfen, die vor allem daraus resultieren, dass es ihnen nicht und nicht gelingen will, ein Kind zu bekommen. Verzweifelt bemüht, ihre Ehe am Laufen zu halten, und finanziell ziemlich im Eck, versuchen sie, fünf Freunde – zwei Pärchen und ein kürzlich geschiedener Mann (Vaughn und Malin Ackerman, Favreau und Kristin Davis, Faizon Love) – für einen Urlaub in dem tropischen Resort/Zentrum für Paartherapie Eden zu begeistern., da sie sich den „Spaß“ nur mit Gruppenermäßigung leisten können. Die Paare stimmen zu, auch der geschiedene Shane (Love) schließt sich mit seiner 20-jährigen, partyversessenen Freundin Trudy (Kali Hawk) an. Kaum im Resort angekommen, werden jedoch ihre schönen Träume von Sonne, Strand und Party zunichte gemacht, denn die Regeln des tropischen Paradieses schreiben vor, dass alle Gäste an Therapiesitzungen und Programmen zur Verbesserung der Kommunikation teilnehmen müssen.

Es ist mehr als vorhersehbar, dass sich die drei Paare in unterschiedlichen Phasen des Beziehungsstress befinden: Joey und Lucy (Favreau und Davis) tolerieren einander nur noch bis ihre Tochter aufs College geht; Dave und Ronnie (Vaughn und Ackerman) stehen kurz vor der Trennung; Shane und Trudy kennen einander noch kaum. So weit, so gut, doch leider macht jeder der Charaktere aus seinen Problemen ein Riesendrama. Und hier werden die Schwächen des Filmes offensichtlich: bei so vielen Charakteren, die alle wahnsinnig herumlamentieren, clip_image001[14]wird es für den Zuschauer fast unmöglich, deren Probleme auseinander zu halten, geschweige denn, sich mit ihnen zu identifizieren. Irgendwann einmal – und es dauert gar nicht so lange – werden einem die Figuren gleichgültig und das Gerede nervt nur noch. Alle ringen um Aufmerksamkeit, es wird viel geschrien und das Verhalten der Beziehungsgestressten wird immer kindischer. Was diese Leute verbindet, warum sie überhaupt befreundet sind, wird nie so recht klar.

Regisseur Peter Billingsley sorgt dafür, dass der Film nie wirklich langweilig wird, aber bei so vielen Charakteren ist es unvermeidlich, dass so manche Szene im Sand verläuft. Die meisten Gags sind vorhersehbar und konventionell, bisweilen stimmt das Timing nicht. Und ist es wirklich notwendig, in einen Film über Erwachsene mit Eheproblemen einen Gag mit einem Kind einzubauen, das eine Mustertoilette im Verkaufsraum benutzt? Hier kommt dieser Gag sogar zweimal vor, was einiges über die Qualität des Streifens aussagt.

Die Darsteller zeigen im Großen und Ganzen das, was man von ihnen von anderen Filmen her gewohnt ist: Bateman und Bell sind charmant und gut gelaunt; Favreau und Vaughn sind klugscheißerisch und launenhaft, agieren aber phasenweise, als hätten sie den Autopilot eingeschaltet (in Swingers und Trennung mit Hindernissen waren sie um einiges besser). Davis ist Charlotte York. Malin Ackerman ist charmant und attraktiv, und sie fühlt sich sichtlich wohler als in ihrer letzten großen Rolle in Watchmen. Love ist nicht wirklich schlecht, aber seine eher bedauernswerte Darstellung des traurigen Fettsacks lässt zumindest mich Bernie Mac schmerzhaft vermissen. Jean Reno scheint dieser Tage alles zu spielen, sofern die Gage stimmt. Anders ist seine peinliche Darbietung als Therapieguru, die selbst seine nahezu unerträglichen schauspielerischen Entgleisungen in den Rosaroter-Panther-Neuverfilmungen in den Schatten stellt, kaum zu erklären.

Dieser Film hat viel zu viele Schwächen, als dass man ihn ruhigen Gewissens empfehlen könnte. Wenn überhaupt, gibt nur einen einzigen Grund, sich diesen Film anzusehen:

couples-retreat-6

 

0 comments

Kommentar veröffentlichen