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Nine – Schillernde Stars in misslungener Musicalverfilmung

Sonntag, 28. Februar 2010

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Originaltitel: Nine
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Rob Marshall
Drehbuch: Michael Tolkin, Anthony Minghella, basierend auf dem Brodway-Musical “Nine” von Arthur Kopit und Maury Yeston
Darsteller: Daniel Day-Lewis, Marion Cotillard, Penelope Cruz, Nicole Kidman, Judi Dench, Kate Hudson, Sophia Loren, Stacy Ferguson

„Nine“ hüpft auf die Leinwände als glitzernde, leuchtende Spielerei filmischer Selbstbeweihräucherung und Mythologisierung und bittet so inständig darum, geliebt zu werden, dass man als Zuschauer peinlich berührt die Flucht ergreift. Rob Marshalls verkrampfte und hektische Adaption des Broadway-Musicals – das wiederum die Adaption eines Filmklassikers war – leidet unter all den Verzerrungen, die seine Spiegelkabinett-Herkunft erwarten lässt. „Nine“ ist ein Film im Film über einen Film im Film und scheint mit jeder Wiederholung ganze Schichten von Authentizität zu verlieren, was dem Publikum ein ziemlich befremdliches Kinoerlebnis beschert.

Nine-movie-04 „Nine“ handelt von Guido Contini (Daniel Day-Lewis), einem legendären italienischen Filmemacher, der im Jahre 1965, kurz vor dem beginn der Dreharbeiten zu seinem neuesten Werk, in eine Schaffenskrise gerät. Seine Gedanken kreisen nur noch um die Frauen in seinem Leben, Madonnen wie Huren. Ein unverzeihlicher Fehler von „Nine“ ist, dass der Film die Zuschauer auf fast unerträglich fröhliche Weise einlädt, sich mit einem Protagonisten zu identifizieren, dessen Unsicherheit, Selbstsucht und alles erdrückendes Ego sie für künstlerisches Genie halten sollen.

Guido wurde selbstverständlich von Federico Fellini für seinen Film „8 1/2“ (1963) erdacht, eine semi-autobiographische Träumerei über Kunst, Sex, Besessenheit und Vergebung. Aber die Charaktere und das Material, die unter Fellinis meisterhafter Regie zu einer feinfühligen und humorvollen Meditation gerieten, verkommen in „Nine“ zu einer bedeutungslosen, selbstverliebten Stilübung, die von Rob Marshall zu einem nahezu unverständlichen Schaum geschlagen wird.copyrightjps2010_2

So ziemlich das einzige, was für „Nine“ spricht, ist die tolle Besetzung mit Nicole Kidman, Penelope Cruz, Marion Cotillard und Kate Hudson, die allesamt zu den aktuell heißesten Filmschauspielerinnen zählen. Judi Dench und Sophia Loren wirken mit, um dem Streifen künstlerischen Anspruch zu verleihen, dazu  kommt noch Fergie, die Pop-Berühmtheit, die als Prostituierte aus Guidos  Vergangenheit eine höchst erotische Einlage bietet. All diese Damen bemühen nine_pcruz sich nach Kräften, den Tanz- und Gesangseinlagen den nötigen Pep zu verleihen, doch die Auszeichnung für die laszivste Darstellung gebührt eindeutig Penelope Cruz, die in der Rolle von Guidos Geliebter eine Ode auf die Fleischeslust singt und sich dabei um zwei Seile windet, die ihre als Ersatz für eine Stripperstange dienen.

Jede der Darstellerinnen erhält ihren Moment im Rampenlicht, doch leider ohne Unterstützung durch die Musik. Die Lieder sind an Bedeutungslosigkeit und Beliebigkeit kaum zu überbieten. Schon in „Chicago“ und „Dreamgirls“ hat Rob Marshall durch hektische Schnitte die gelungenen Choreographien zunichte gemacht und damit unter Beweis gestellt, dass er nicht weiß, wie man Tänzer filmt. Dies ist nicht MTV, sondern großes Kino – der Zuschauer sollte die ausgefeilten Bewegungsabläufe in vollem Umfang und vor allem in Ruhe genießen können. Zugegeben, in „Nine“ stören Marshalls hektische Schnitte nicht so sehr, da die Schauspielerinnen hier kaum tanzen, sondern sich eher rhythmisch winden, stampfen und posieren. (In der Serie Glee würde man das wohl „Hairographie“ nennen.)

Daniel Day-Lewis´ Singstimme ist bestenfalls unauffällig, aber seine tiefere, seidige Sprechstimme ist auf verführerische Weise musikalisch; dennoch gelingt es ihm nicht, Interesse für die Figur des Künstlers als wutschnaubender – und in die Jahre gekommener – Narziss zu wecken. Von all seinen wunderschönen Co-Stars weiß nur Cotillard als Guidos leidende Ehefrau ansatzweise zu überzeugen.

Ihre Auftritte verlangsamen das hektische Tempo des Filmes etwas und laden die Zuschauer dazu ein, für einen flüchtigen Moment über die Verletzlichkeit der menschlichen Seele nachzudenken. Der Rest von „Nine“ ist überladen und verrückt und letztendlich geschmäcklerisch. Der Film setzt auf die Strahlkraft der Stars und mehr oder weniger aufreizende Kostüme und Verrenkungen und ist wenig mehr als Flickwerk.

Ein Vorschlag: Wenn Sie sich wirklich gut unterhalten möchten, dann sollten Sie die nächste Videothek aufsuchen und sich „8 1/2“ sowie „All That Jazz“ ausleihen. „Nine“ bedient sich bei beiden, doch leider ohne sichtbaren Erfolg.

Fazit: „Nine“ funktioniert weder als Musical noch als Film. Die Darstellerinnen sind attraktiv, haben aber wenig, womit sie arbeiten könnten. Was eine großartige Charakterstudie mit Musik hätte werden können, verkommt zu einer seichten Operette, die außer opulenter Ausstattung und Damen in erotisch knappen Kostümen wenig zu bieten hat. Künstlerisch ein Flop, hoffentlich auch an der Kinokasse.

 

Bad Lieutenant – Schockierender und verwirrender Thriller vor grandioser Kulisse

Freitag, 26. Februar 2010

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Originaltitel: Bad Lieutenant: Port of Call – New Orleans
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Werner Herzog
Drehbuch: William M. Finkelstein
Darsteller: Nicolas Cage, Eva Mendes, Val Kilmer, Fairuza Balk, Xzibit, Shawn Hatosy, Jennifer Coolidge, Tom Bower, Brad Dourif

„Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen“ von Werner Herzog basiert auf einem Film von Abel Ferrara aus dem Jahr 1992 und wartet mit Nicolas Cage, Val Kilmer und Fairuza Balk in wichtigen Rollen auf - was einen exzentrischen und künstlerisch anspruchsvollen Film erwarten lässt.

Aber diese Erwartung wird nicht erfüllt. Stattdessen bekommt man einen recht durchschnittlichen Film über den unaufhaltsamen Abstieg (und die mögliche Erlösung) eines drogenabhängigen Polizisten geboten, dem eine ganz eigene Art von Wahnsinn innewohnt. Es gibt zum Beispiel einen tanzenden Geist und einen Leguan, der Elvis-Presley-Lieder singt.copyrightjps2010_2

Trotz dieser zum Teil befremdlichen Einfälle versteht der Film über weite Strecken, den aufgeschlossenen Zuschauer in seinen Bann zu ziehen.

Einige Warnungen vorweg: Es ist unerlässlich, dass Sie kein allzu puristischer Fan des Originals von Abel Ferrara sind, in dem Harvey Keitel eine der besten Bad-Lieutenant-Port-of-Ca-001 Leistungen seiner Karriere bietet (Abel Ferrara ist von der Qualität seines Werkes selbstverständlich - und zu recht - überzeugt und hat sich entsprechend abfällig über das Remakes/die Neuinterpretation geäußert). Es schadet auch nicht, wenn Sie Werner-Herzog-Fan sind und eine Schwäche für die übertriebenen Darbietungen haben, mit denen Nicolas Cage seit einigen Jahren aufwartet.

Falls dies nicht auf Sie zutrifft – ja, dann sollten Sie lieber darauf warten, dass „Bad Lieutenant“ irgendwann im Spätfernsehen ausgestrahlt wird. Der Film wird Ihnen nicht sonderlich gut gefallen.

Falls Sie jedoch selbst ein wenig verschroben sind, dann wird Ihnen so manches an dieser an Spannung nicht armen, verworrenen und bisweilen aufreizend bizarren Geschichte gefallen, die überwiegend in den von Hurrikan „Katrina“ besonders heimgesuchten Slums von new Orleans spielt.

bad_lieutenant_cage_mendes Nicolas Cage ist Terence McDonagh, der verkommene Gesetzeshüter des Titels, ein mutiger Polizist, dessen chronische Rückenschmerzen ihn in die Drogenabhängigkeit getrieben haben. Durch seinen berufsbedingten Umgang mit dem kriminellen Bodensatz des Big Easy ist er in eine moralisch kompromittierende Liebesaffäre mit einer teuren Prostituierten (gespielt von Eva Mendes) geschlittert.

Terence hält sich mehr schlecht als recht in seinem Job. Doch als mehrere Morde die Stadt in Angst und Schrecken versetzen, wird von ihm erwartet, dass er über sich hinauswächst und den oder die Täter rasch dingfest macht. Unter diesem Druck eskaliert sein Drogenproblem und sein Realitätssinn – und der des Filmes – geht den Bach hinunter.

Eine Szene ist aus der Sicht eines Alligators gefilmt; andere führen facettenreiche Darsteller wie Val Kilmer und Fairuza Balk ein, ohne jedoch die Handlung voranzutreiben. Schlussendlich verwickeln sich die Dinge so sehr, dass der Film tatsächlich zwei Finali zu bieten scheint – und die widersprechen einander auch noch.

Einiges davon ist sicher darauf zurückzuführen, dass Werner Herzog die halluzinatorischen Zustände des Helden nachzeichnen möchte; anderes mag daran liegen, dass der erfahrene Künstler nur sehr oberflächliches Interesse an den genretypischen Notwendigkeiten hat (die Art, wie er am Ende die verschiedenen Handlungsstränge munter durcheinander wirft, hat schon etwas Verächtliches an sich).

bad-lieutenant-review-port-of-call-new-orleansjpg-ba71a36fac858018_large Aber selbst wenn der Film nicht so richtig funktionieren will, so ist er doch über weite Strecken nett anzusehen. Er bietet auch das perfekte Umfeld für Nicolas Cage und seine immer seltsamer werdenden schauspielerischen Ausbrüche. Hier macht er, wie seit einigen Jahren in seinen Filmen nur allzu oft zu bemerken, viel zu viel – er schreit, flucht, knurrt, er dominiert jede Einstellung. Etwas mehr Zurückhaltung von Seiten des Hauptdarstellers hätte „Bad Lieutenant“ sicher gut getan. Es muss nicht immer „Shining“ sein.

Und was hat es mit diesem hutartigen Haarschnitt (lies: Toupet) auf sich?

Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht allzu kritisch, denn Nicolas Cage war nie ein Schauspieler, den alle geliebt haben – und er ist es auch jetzt nicht. Auch diesen Film wird nicht jeder lieben.

All diejenigen, die sich einen konventionellen, hartgesottenen Polizeithriller mit ein wenig Lokalkolorit erwarten, sollten sich lieber noch einmal „Der große Leichtsinn“ (The Big Easy) mit Dennis Quaid ansehen. Damit sind sie bestens bedient.

Aber diejenigen, die Spannung und Action mit dem scharfen Geruch von Absinth und dem Gefühl serviert bekommen möchten, dass sich alles jederzeit in jedwede Richtung verändern kann, haben Glück. „Bad Lieutenant“ bietet genau das, wenn auch mit etlichen Schwächen.

Fazit: Im Vergleich mit dem Original von Abel Ferrara zieht „Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen“ klar den Kürzeren. Werner Herzog lässt sein großes Können nur ab und zu aufblitzen und schafft es nicht, seinen Hauptdarsteller im Zaum zu halten. Was eine höchst interessante Charakterstudie hätte werden können, verkommt so zu einer Mischung aus Schauspielseminar, Krimiserie und Drogenhalluzinationen. Mit Vorsicht zu genießen.

 

Shutter Island - DiCaprio brilliert in Scorseses düsterem Thriller

Donnerstag, 25. Februar 2010

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Originaltitel: Shutter Island
Herstellungsland:
USA 2010
Regie:
Martin Scorsese
Drehbuch:
Laeta Kalogridis, basierend auf dem Roman von Dennis Lehane
Darsteller:
Leonardo DiCaprio, Mark Ruffalo, Ben Kingsley, Max von Sydow, Michelle Williams, Emily Mortimer, Patricia Clarkson, Ted Levine, Elias Koteas

Spätestens seit „Aviator“ scheint sich Martin Scorsese ganz dem Mainstream-Big-Budget-Kino verschreiben zu haben. Auch sein neuester Film „Shutter Island“ steht ganz in dieser Tradition. Der einst so risikofreudige Regisseur hat sich eines Bestsellers des gerade sehr angesagten Dennis Lehane angenommen und daraus einen hoch theatralischen und phasenweise höchst spannenden Film gemacht. Fans des Romans werden erleichtert sein, dass – nicht zuletzt dank der fast schon zu gewissenhaften Adaption durch Drehbuchautorin Laeta Kalogridis - die äußerst komplizierte Geschichte im Wesentlichen intakt geblieben ist: Im Jahre 1954 begeben sich die U.S. Marshalls Teddy Daniels (Leonardo DiCaprio) und Chuck Aule (Mark Ruffalo) auf eine abgelegene Insel, um zu klären, wie und wohin eine Insassin der dortigen Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verschwunden ist.

Doch die Stimmung auf der Leinwand unterscheidet sich beträchtlich von der des Buches – die Schatten sind dunkler als erwartet, die Gewalt ist grässlicher, das Blut röter. „Shutter Island“ mag von Dennis Lehane erdacht worden sein, aber der Film ist von Anfang bis Ende Martin Scorseses Show. Wenn zum Beispiel ein Charakter sagt „Gott liebt die Gewalt. Warum sonst haben wir so viel davon in uns?“, dann könnte er mit dieser Bemerkung genauso gut auf Scorseses Oeuvre anspielen.copyrightjps2010_2

shutterisland-leonardodicaprio-michellewillams-martinscorsese-500x333 Die Exposition von „Shutter Island“ ist für einen Thriller extrem langatmig und wortreich geraten. Teddy hat eine tragische, komplizierte Vergangenheit: Seine Frau Dolores (Michelle Williams) kam in einem von einem Brandstifter gelegten Feuer ums Leben, er selbst war bei der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau dabei, wo er Dinge mit ansehen musste, die er nie verwinden konnte. Scorsese macht von Flashbacks und Traumsequenzen Gebrauch, um uns über Teddys Leben ins Bild zu setzen, und einige – wie etwa ein langer Schwenk über die Hinrichtung von Nazisoldaten – zählen zu den stärksten Momenten seiner Karriere.

Leider ist der Rest des Filmes nicht annähernd auf diesem Niveau. „Shutter Island“ wird irgendwann so kompliziert, dass eine der Figuren zu Kreide und Schreibtafel greifen muss, um eine kurze Zusammenfassung zu skizzieren – was darauf zurückzuführen ist, dass ein Werk, bei dem es in erster Linie um die Handlung geht, von einem Regisseur verfilmt wurde, den nahezu ausschließlich die Beobachtung menschlichen Verhaltens interessiert. Martin Scorsese scheint im Unterschied zu „The Departed“, „Good Fellas“ oder „Wie ein wilder Stier“ hier keine emotionale Beziehung zu dem Material zu haben. Stattdessen bedient er sich wie schon in „Cape Fear – Kap der Angst“ der Konventionen des Horror-Genres, erweist einigen seiner Idole Reverenz und erfindet den einen oder anderen neuen Kniff.

shutter-island09-6-11 Unheimliche Stimmung a la Val Lewton durchzieht „Shutter Island“, dazu kommt ein starker Hitchcock-artiger Unterton (der noch durch wunderschön künstlich wirkende Aufnahmen unterstrichen wird) in Bezug auf die Realitäten, die Menschen mitunter erfinden, wenn sie mit ihrem Leben nicht zurande kommen. Dies ist Leonardo DiCaprios vierte Zusammenarbeit mit Scorsese und in vielerlei Hinsicht die intensivste und anstrengendste, wenn man bedenkt, dass der Schauspieler in die Rolle eines von Selbstzweifeln geplagten und unter seiner Vergangenheit leidenden Mannes schlüpft und das Interesse des Zuschauers aufrechterhalten muss, obwohl man ihn erst ganz zum Schluss wirklich verstehen kann.

shutter-island-movie-review-dicaprio-scorcese DiCaprio, dessen offenherziges Babygesicht im Laufe der Jahre immer reservierter und voller wurde, erschafft hier einen Mann, der wirklich und Mitleid erregend leidet. Er ist seekrank. Er hat Kopfschmerzen. Und er leidet unter Alpträumen, die Ingrid Bergman in „Ich kämpfe um dich“ (Spellbound) jahrelang beschäftigt hätten. Zwar sind die darstellerischen Leistungen durchgehend hervorragend, aber DiCaprio ist eindeutig derjenige, der den Film trägt. Selten war er so überzeugend.

Je mehr Teddy die undurchsichtigen Vorgänge in der Anstalt, die von einem nicht immer kooperativen Arzt (Ben Kingsley) geleitet wird, zu ergründen sucht, desto mehr kommt er zu der Überzeugung, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Warum nur kann er sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Wächter darauf erpicht sind, von ihren Waffen bei jeder sich bietenden Gelegenheit Gebrauch zu shutter_island_poster machen? Was hat die mysteriöse Nachricht zu bedeuten, die die verschwundene Insassin in ihrer Zelle zurückgelassen hat? Kann es sein, dass das Personal die Insassen für medizinische Experimente missbraucht? Und warum muss mitten in Teddys Ermittlungen ein Hurrikan über die Insel hereinbrechen?

All diese Fragen werden bis zum Ende von „Shutter Island“ mehr oder weniger plausibel beantwortet, lediglich die seltsamen Wetterkapriolen bleiben ein Rätsel. Immerhin bietet der Hurrikan Scorsese die Gelegenheit, etliche Szenen mit Blitzen, Sturm und strömendem Regen wirkungsvoll aufzupeppen. Sie haben mit Sicherheit noch nie eine dunkle und stürmische Nacht wie diese gesehen. Kräftig unterstützt von der Musik, die stark auf dramatische Violinen setzt (Bernard Herrmann lässt grüßen!), die einen ständig fürchten lassen, dass gleich etwas schlimmes passiert, ist „Shutter Island“ auf Hochglanz poliertes Popcorn-Kino, das durchaus seine Berechtigung hat. Natürlich könnte man argumentieren, dass der Film außer Atmosphäre wenig zu bieten hat. Aber was für eine Atmosphäre.

Fazit: Alptraumhafte Bilder, tolle Schauspieler und überraschende Wendungen (bis auf die letzte, die niemanden, der „Angel Heart“ oder „Memento“ kennt, überraschen dürfte) machen noch keinen herausragenden Film, vor allem dann nicht, wenn viel zu viel geredet wird. Dennoch gute Unterhaltung von einem Regisseur, von dem man Besseres gewöhnt ist.

 

Avatar wird zum Buch - Darauf haben alle gewartet

Montag, 22. Februar 2010

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AvatarTrailer-thumb-598x327-22629 Lassen sie uns ein kleines Spiel spielen. Stellen Sie sich Avatar vor. Stellen Sie sich alles vor, was Ihnen an „Avatar“ gefallen hat. Und jetzt lassen Sie das ganze 3D weg.

Jetzt denken Sie sich die atemberaubenden visuellen Effekte weg. Nun denken Sie sich die Schauspieler weg, die anrührende Filmmusik, die State-Of-The-Art-Technik und das Spektakel einer vollständig realisierten unbekannten Welt, die so detailliert und liebreizend erscheint, dass man sich insgeheim wünscht, dorthin zu ziehen. Übrig bleibt eine ziemlich banale Umwelt-Geschichte über einen schlanken blauen Jesus, der auf einem Pterodactylus herumfliegt und Sex mit Außerirdischen mit seltsamen Tentakeln hat.copyrightjps2010_2

Oder die Vorgeschichte zu „Avatar“, die James Cameron in Romanform veröffentlichen möchte. Welche, spielt keine Rolle; beides hört sich gleichermaßen dämlich an.

Es besteht kein Zweifel, dass „Avatar“ die Regeln des Kinos verändert hat. In naher Zukunft werden wir mit hunderten von Filmen bombardiert werden, die sich verschiedener Elemente von „Avatar“ bedienen und sie als eigene Leistung ausgeben. Wahrscheinlich werden wir weitere Filme sehen, die auf digitale 3D-Effekte setzen. Oder wir werden mehr Filme sehen, die auf die Motion-Capture-Technologie setzen. Oder vielleicht werden wir erleben, dass Filmemacher immer weniger mit Schauspielern aus Fleisch und Blut arbeiten. Wer weiß?

Aber ich hoffe – ich hoffe wirklich aus tiefstem Herzen -, dass „Avatar“ andere Regisseure dahingehend beeinflusst, dass sie, sobald sie einen Film fertiggestellt haben, sofort nach Hause stürzen und einen aufgeblasenen, schlecht durchdachten, völlig überflüssigen 900 Seiten langen Roman über die Welt schreiben, die sie entworfen haben. Denn James Cameron hat sich entschieden, genau das mit „Avatar“ zu tun. MTV behauptet das, und überhaupt:

„Jim wird den Roman selbst schreiben“, erklärte uns James Landau, der Produzent des Films. „Jim möchte einen Roman schreiben, der eine große, epische Geschichte erzählt, die vieles klarer macht…er würde viel detaillierter über all die Geschichten berichten, die wir aus Zeitgründen nicht genauer erläutern konnten – wie etwa die Schule und Sigourney [Weavers Figur], die an der Schule unterrichtet; Jakes Leben auf der Erde und seine Vorgeschichte und wie er hierher kam.

Oh je, warum nicht gleich eine Szene einbauen, in der Colonel Quaritch Jake beim Abtrocknen nach dem Duschen überrascht und die beiden miteinander zu den Klängen von „I Want To Know What Love Is“ Sex haben, während sie auf einem regenbogenfarbenen Einhorn reiten? Schließlich, wenn James Cameron der Ansicht ist, nach Fanmanier über „Avatar“ schreiben zu müssen, dann sollte er das Thema wenigstens konsequent ausreizen.

Ernsthaft, James. Genug ist genug. Du hast bereits einen Dreistundenfilm über die Welt von „Avatar“ gemacht. Wir brauchen nicht auch noch ein Buch, das allfällige Lücken schließt. Lerne Dich selbst zu beschränken. Denn weißt Du, nach wem Du Dich schön langsam anhörst? Nach George Lucas. Sobald Du anfängst, Bücher zu schreiben und über mögliche Fortsetzungen nachzudenken, wirst Du nicht mehr aufhören können. Du wirst ohne Rücksicht auf Sinn und Qualität „Avatar“-Spin-offs und Trickfilme und Weihnachts-Specials und seltsame, von Discomusik inspirierte Musicals mit Donny und Marie Osmond herausbringen.

Und weißt du, wie das Ganze enden wird? Mit einem fürchterlichen „Avatar“-Prequel, in dem es vor allem um Handelsabkommen und Lobbying innerhalb der Bürokratie von Pandora geht. Oder noch schlimmer, Du könntest Dir am Ende einen Bart wachsen lassen und dich weigern, etwas anderes als karierte Hemden zu tragen, bis irgendwann Dein Hals verschwindet. Ehrlich, James. Lass das mit dem Schreiben, so lange Du noch kannst.

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Stars A - Z

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A

Adams, Amy

Affleck, Ben

Alba, Jessica

Allen, Woody

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B

Bale, Christian

Banderas, Antonio

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Bay, Michael

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Brolin, Josh

Browning, Emily

Bullock, Sandra

Butler, Gerard

C

Cage, Nicolas

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Cassel, Vincent

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Cera, Michael

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Corman, Roger

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D

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Depp, Johnny

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Diesel, Vin

DiCaprio, Leonardo

Dillon, Matt

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Downey Jr., Robert

Duvall, Robert

E

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Eckhart, Aaron

F

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Franco, James

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G

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Grant, Hugh

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H

Hanks, Tom

Hathaway, Anne

Hauer, Rutger

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Herzog, Werner

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Holmes, Katie

Hopkins, Anthony

Hudgens, Vanessa

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Hurt, John

I

J

Jackman, Hugh

Jackson, Michael

Jackson, Peter

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Johnson, Dwayne “The Rock”

Jolie, Angelina

Jovovich, Milla

K

Keaton, Diane

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Kidman, Nicole

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Knoxville, Johnny

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Kunis, Mila

Kutcher, Ashton

L

Larter, Ali

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M

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N

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O

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P

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Q

Quaid, Dennis

Queen Latifah

R

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S

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T

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U

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W

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Winslet, Kate

Witherspoon, Reese

X

Y

Yeoh, Michelle

Z

Zeta-Jones, Catherine

 

In meinem Himmel - Peter Jackson setzt Bestseller-Adaption in den Sand

Freitag, 19. Februar 2010

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Originaltitel: The Lovely Bones
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Peter Jackson
Drehbuch: Peter Jackson, Fran Walsh, Phillippa Boyens, basierend auf dem Roman von Alice Sebold
Darsteller: Saoirse Ronan, Mark Wahlberg, Rachel Weisz, Stanley Tucci, Rose McIver, Susan Sarandon, Michael Imperioli

Wie sehr ist ein Film dem Buch verpflichtet, auf dem er beruht? Weniger als Sie vielleicht denken. Es ist schön, wenn es den Machern gelingt, Handlungsstränge, wichtige Figuren und entscheidende Themen von einem Medium ins andere hinüberzuretten, aber Literatur und Kino sind einfach so verschieden – das eine unendlich geistig, ja vergeistigt, das andere nur auf das fixiert, was wir sehen und hören können -, dass es geradezu hoffnungslos erscheint, den Versuch auch nur zu wagen. Schlussendlich muss der Film als Film funktionieren, nicht mehr und nicht weniger.copyrightjps2010_2

Peter Jacksons Verfilmung des Bestsellers „In meinem Himmel“ von Alice Sebold ist ein ganz besonderer Fall: Ein spektakulärer Fehlschlag nicht nur als Film, sondern auch als Buchadaption. Die groben Fehlgriffe ziehen sich wie ein roter Faden durch den gesamten Streifen. Es hat fast den Anschein, als hätte der Regisseur angesichts der vielen kreativen Herausforderungen stolz und konsequent in jedem Fall dien falschen Weg eingeschlagen.

Aber vielleicht muss man ja unter Wahnvorstellungen leiden, um den Versuch zu unternehmen, aus so einem Buch einen geschmackvollen und ansprechenden  Film zu machen. Schließlich wird die Geschichte aus der Sicht eines Mädchens erzählt, das, nachdem es bereits zu Beginn vergewaltigt und ermordet wurde,  In-meinem-Himmel-Szenenbild-3 irgendwo zwischen Himmel und Hölle festsitzt. Susie Salmon (gespielt von der fünfzehnjährigen Saoirse Ronan, bekannt als junge Verräterin aus „Abbitte“ und mit Abstand das Beste an „In meinem Himmel“) schwebt in den 1970-er Jahren in einem surrealen Nachleben über ihrer kleinen Heimatstadt in Pennsylvania und beobachtet, wie ihre Familie und die Freunde mit ihrem Verschwinden zu Rande zu kommen versuchen. Der Erzählton des Romans ist wehmütig, elegisch, distanziert, in direktem Kontrast zu den quälenden Geschehnissen und Emotionen, die Susie beschreibt. Ohne diese Naivität – Susies Stimme – wäre die Geschichte nur schwer zu ertragen.

Peter Jacksons erster Fehler besteht darin, dass er glaubt, der Zuschauer wolle wissen, wie der Himmel aussieht. Da „Der Herr der Ringe“ und „King Kong“ den Regisseur als regierenden König der visuellen Effekte etabliert haben (allerdings dürfte ihn James Cameron mit „Avatar“ vom Thron gestoßen haben), führt er uns Susies Leben nach dem Tod als eine Reihe ausgedehnter, sich ohne Unterlass in-meinem-himmel-4 verwandelnder digitalisierter Landschaften vor Augen - Berge, die sich erheben, Monde, die sich abwärts drehen, Mandarinenbäume, Marmeladehimmel. Das Ganze sieht aus, als hätte man die 12 Blätter eines teuren New-Age-Kalenders animiert – und es ist Kitsch in Reinkultur. Und es geht völlig am Ziel vorbei. Susies Himmel ist unvollendet, weil ihr Leben unvollendet ist; selbst die fünfzehnjährige Hauptdarstellerin scheint das verstanden zu haben.

Jacksons zweiter, und viel schwerwiegenderer, Fehler ist, dass er gut die Hälfte der Figuren und Handlungsstränge, die das Buch erst interessant gemacht haben, über Bord wirft. Wenn Ihnen der Roman bekannt ist, dann wissen Sie sicherlich, dass unter „Lovely Bones“ (Originaltitel) die Beziehungen zu verstehen sind, die sich nach Susies Ermordung entwickeln. Es kommen immer mehr Figuren hinzu, weil sich das Leben nun einmal so entwickelt – als stets komplexer werdendes Geflecht menschlicher Beziehungen. Durch Susies jüngere Schwester Lindsay (Rose McIver) lernen wir ihren Freund Samuel Heckler (Andrew James Allen) sowie dessen launenhaften älteren Bruder Hal kennen; durch Ray Singh (Reece Ritchie, auf gruselige Weise um einiges zu alt für seine Rolle), den ersten Jungen, den Susie geküsst hat, kommen wir in Kontakt mit seiner Mutter (Anna George), einer vernachlässigten Einwanderer-Hausfrau, die die Güte in Person ist. Und so weiter.

Peter Jackson und seine Co-Autoren Fran Walsh und Phillippa Boyens kürzen oder eliminieren viele – zu viele! – dieser Charaktere und lassen sogar die Affäre zwischen Susies Mutter (Rachel Weisz) und dem ermittelnden Polizeibeamten (Michael Imperioli) unter den Tisch fallen. Die zwei werden darauf reduziert, einander sehnsüchtige Blicke zuzuwerfen, aus denen sich nichts entwickelt. Es in_meinem_himmel_2 wimmelt nur so von begnadeten Schauspielern, deren talente kaum genützt werden: Susan Sarandon in der Rolle der versoffenen Großmutter ist fast schon eine Parodie der weisen alten Frau im Buch, und der arme Mark Wahlberg erweckt den Eindruck, als hätte Susies Vater mit dem Baseballschläger einen kräftigen Hieb auf den Kopf erhalten, was er im übertragenen Sinn auch tatsächlich hat.

Jacksons dritter, und größter, Fehler ist, dass sich „In meinem Himmel“ in immer stärkerem Maß auf die die eine Person konzentriert, die keine menschlichen Beziehungen hat: George Harvey, den Mörder von Susie. Er wird von Stanley Tucci gespielt, und zwar als Durcheinander aus Haarstil und Make-up (grüne Kontaktlinsen und grässliche, über die Glatze gekämmte Haare) und verschwitzten nervösen Zuckungen; die Kamera klebt förmlich in seinem Gesicht, damit wir nur ja merken, dass er ein Monster ist. Hier haben wir es mit einem der seltenen Fälle zu tun, in denen es einem sehr guten Schauspieler gestattet wird, eine schlechte Leistung abzuliefern, ein weiterer Beweis dafür, dass Peter Jackson das Gespür für die Geschichte fehlt. Er macht aus „In meinem Himmel“ einen Serienkiller-Thriller, der die Spannung einzig aus der Frage bezieht, ob Lindsay Georges nächstes Opfer wird.

Doch Spannung und Suspense sind nicht die Dinge, über die Alice Sebold geschrieben hat, und kein filmisches Ummodeln vermag daran etwas zu ändern. Auch um Lösung des Falles und um Rache geht es nicht, was schon so manchen Leser an den Rand des Wahnsinns getrieben hat. Die Themen der in-meinem-himmel-7 Geschichte sind viel mehr Vergebung, Versöhnung und die Bewältigung eines Schicksalsschlags – Inhalte, die sich nicht gut mit dem epischen kommerziellen Kino vertragen, für das Peter Jackson steht. Der Regisseur arbeitet hier so weit außerhalb seines gewohnten Fahrwassers, dass er einen Fehler nach dem anderen begeht, so etwa, wenn er Holly (Nikki SooHoo), Susies kleine Freundin in der Zwischenwelt, in einen kindischen Dummkopf verwandelt, und sogar die gespenstische Quasi-Auferstehung, zugleich finaler Höhepunkt und unglaubwürdigster Moment des Buches, verbockt. (Jackson zeigt das Gesicht der falschen Person und begeht damit seinen eigenen unziemlichen Akt filmischer Pädophilie.)

„In meinem Himmel“ ist nicht eines dieser filmischen Desaster, die so schlecht sind, dass man sie schon wieder für gut halten kann. Es ist kein „Plan 9 From Outer Space“, sondern eine Katastrophe, vor der man so schnell als möglich flüchten möchte, angewidert, wenn man das Buch kennt, verwirrt und leicht beunruhigt, wenn man es nicht kennt. Kaum zu glauben, dass Peter Jackson einst mit „Heavenly Creatures“ ein hervorragendes, erschütterndes Phantasie-Drama über zwei weibliche Teenager drehte, aber das ist auch schon 16 Jahre her. Heute vermag er offenbar nur noch in großen Maßstäben zu denken, und deshalb hat er diese fragile kleine Geschichte genommen und geradezu zerbröselt.

Fazit: Eine intime und feinfühlige Geschichte wird in gewaltigen Bilderfluten ertränkt. Wer außer visuellen Effekten wenig von einem Film verlangt, wird auf seine Kosten kommen, Freunde des Buches sowie anspruchsvoller Unterhaltung sollten diesen filmischen Kitschbrocken meiden.

 

Valentinstag - Zu viele Stars, zu wenige Lacher

Sonntag, 14. Februar 2010

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Originaltitel: Valentine´s Day
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Garry Marshall
Drehbuch: Katherine Fugate
Darsteller: Jessica Alba, Kathy Bates, Jessica Biel, Bradley Cooper, Eric Dane, Patrick Dempsey, Hector Elizondo, Jamie Foxx, Jennifer Garner, Topher Grace, Anne Hathaway, Carter Jenkins, Ashton Kutcher, Queen Latifah, Taylor Lautner, George Lopez, Shirley MacLaine, Emma Roberts, Julia Roberts, Bryce Robinson, Taylor Swift

Garry Marshall, der nach dem Erfolg von „Pretty Woman“ die meiste Zeit damit verbracht hat, die Aschenputtel-Geschichte in immer neuen Variationen zu erzählen (man denke nur an „Plötzlich Prinzessin“), versucht sich einmal mehr an einer romantischen Komödie, dem Ensemblefilm „Valentinstag“. Passend zum Thema und zum „Feiertag“ ist der Streifen bis zum Rand gefüllt mit Klischees und so kitschig, dass man bisweilen meint, in einem Rosamunde-Pilcher-Paralleluniversum gefangen zu sein. Die Romantik, oder was manche darunter verstehen, kommt also nicht zu kurz. Doch eine romantische Komödie sollte per definitionem auch komisch sein. In dieser Beziehung lässt der Film einiges zu wünschen über.

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Ziemlich gegen Ende von „Valentinstag“ sorgt Larry Miller für einen Lacher, wenn er als Flughafenmitarbeiter seine schlechte Laune einem Kunden gegenüber zu rechtfertigen versucht, indem er erklärt: „Ich bin 52 und trage ein blaues Hemd zur Arbeit“.copyrightjps2010_2

Ha.

Zuvor bringt schon Taylor Lautner in der Rolle eines schüchternen Schüler die Zuschauer zum Lachen, wenn er, der muskelbepackte Traum aller Teenager aus „Twilight“, allen Ernstes behauptet, dass er sich bei dem Gedanken, sein Hemd in der Öffentlichkeit auszuziehen, nicht ganz wohl fühlt.

Haha.

Das sind die Gags, liebe Freunde.

Beide.

Mit Stars geizt „Valentinstag“ hingegen ganz und gar nicht. Dem Riesenensemble gehört so ziemlich jeder Schauspieler an, der je in einem Film von Garry Marshall mitgespielt oder auch nur einen im Fernsehen gesehen hat.

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Julia Roberts ist der Superstar in diesem Streifen, aber daneben sind auch noch Anne Hathaway, Jennifer Garner, Jamie Foxx, Shirley MacLaine, die beiden Jessicas Alba und Biel sowie die beiden Ärzte McDreamy und McSteamy mit von der Partie. Und Julias Nichte Emma Roberts, die mit ihrer natürlichen Ungezwungenheit besonders positiv überrascht.

Das ist keine Besetzungsliste, das ist ein Telefonbuch.

Leider nimmt sich der Film nicht die Zeit, bei irgendeiner der Figuren länger zu verweilen. Es ist eine Art „Er steht einfach nicht auf Dich und Dich, und Dich, und ganz besonders Dich“, mit Wendungen, die sich übereinander aufschichten wie Autos bei einer Massenkarambolage.

Hathaway ist eine unterbeschäftigte Schauspielerin, die ihr Einkommen mit Telefonsex aufbessert. Jennifer Garner ist eine Lehrerin, die ihren Freund unwissentlich mit einer anderen teilen muss und nicht bemerkt, dass ihr bester Freund Ashton Kutcher sie liebt. Julia Roberts sitzt im Flugzeug. Jamie Foxx arbeitet fürs Fernsehen.

Der Film hängt an der Herz-Lungen-Maschine.

Marshall, der seine Karriere in den 60-er Jahren bei einigen der erfolgreichsten Sitcoms begann, beweist hier wenig Gespür für Humor und Timing. Vieles wirkt als wäre es von einem besseren Film übrig geblieben.

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Einige Darsteller können hingegen voll und ganz überzeugen. Neben der bereits erwähnten Emma Roberts vor allem Jessica Biel, die mit ihrem sympathischen riesigen Lächeln einmal mehr beweist, dass sie über beträchtliches komödiantisches Talent verfügt und meist viel besser ist als die Rollen, die ihr angeboten werden.

Garner verfügt noch immer über den Charme, der „Alias“ so sehenswert gemacht hat, und Hathaway mausert sich langsam zu einer ernstzunehmenden Schauspielerin, die mit viel Einfühlungsvermögen auch vielschichtigere Charaktere mit Leben zu erfüllen vermag.

Und ja, der Umstand, dass die Taylors Swift und Lautner – die beiden waren zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bekanntlich ein Paar – gemeinsam auf der Leinwand zu sehen sind, hat sicher auch einen gewissen Small-Talk-Wert.

Aber das ist es dann auch schon. Die kleine, zuckersüße Jessica Alba scheint nur daran interessiert zu sein, Rosario Dawsons Rekord für die meisten schlechten Filme im Laufe einer Karriere zu übertreffen. Swifts Filmdebüt ist noch enervierender als ihre Gesangsdarbietung bei den Grammys.

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Und Kutcher? Mein Rat: Hör für einen Moment auf zu twittern und kämm Dir die Haare aus dem Gesicht. Du bist immerhin schon 32, also lass diese Faxen.

Zu den wenigen Pluspunkten von „Valentinstag“ gehört, dass auch eine homosexuelle und eine gemischtrassige Romanze gezeigt werden; Abzüge in der B-Note gibt es hingegen für die billigen Gags mit „lustigen“ Akzenten.

„Valentinstag“ ist ein stromlinienförmiges Produkt, das wirklich niemanden verschrecken kann. In dem ganzen Film findet sich nichts Reales – und mit Sicherheit keine Überraschungen. (Wenn Sie die Wendung in der Julia Roberts/Bradley Cooper Sitznachbarn-im-Flugzeug-Geschichte nicht schon von weitem kommen sehen, dann sind Sie wahrscheinlich schon eingeschlafen.) Und die Gags? Bei einem Eintrittspreis von €10 kostet jeder €5.

„Valentinstag“ wird aller Wahrscheinlichkeit nach dennoch Millionen einspielen, allein schon aufgrund der Besetzung. (Eine Art Fortsetzung wurde bereits angekündigt. Der Film soll – Überraschung, Überraschung! – „New Year´s Eve“ heißen.) Und der Starttermin schadet sicher auch nicht. Ich kenne viele nette Leute, die an diesem Wochenende unbedingt eine gelungene romantische Komödie sehen wollen.

Und das werden sie auch noch wollen, nachdem sie „Valentinstag“ gesehen haben.

Fazit: Trotz der beeindruckenden Besetzung ein durch und durch missglückter Film. Viel zu viele Handlungsstränge wurden hier zusammengemixt, sodass das fertige Werk wirkt, als hätte man ein dutzend Folgen von „Love Boat“ wahllos ineinander geschachtelt, weshalb man bald innerlich abschaltet. Weniger wäre mehr gewesen. Ein Film ausschließlich für hartgesottene Kitschliebhaber.

 

Die 5 besten romantischen Komödien

Samstag, 13. Februar 2010

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meg_ryan Ahhh, Valentinstag. In Kürze ist es wieder einmal so weit. Sie werden sie sehen, wie sie an einem romantischen Tisch für zwei in irgendeinem teuren Restaurant sitzen, gedankenverloren ins Leere starren und überlegen, ob sie die Frage aller Fragen stellen sollen, nur um das unerträgliche Schweigen zu beenden.

Dann heiraten sie. Er lässt sich in seiner Rede über ihr wunderschönes Aussehen aus, ohne auch nur für einen Moment das Bedürfnis zu verspüren, sie anzusehen, während sie mit geziertem Lächeln daneben sitzt.copyrightjps2010_2

Danach werden sie vielleicht einmal pro Woche einen „romantischen“ Abend verbringen, der mit unbeholfenen sexuellen Verrenkungen endet, die irgendwann zur Geburt eines Kindes führen. Und dieses Kind wird es dann zu Ruhm und Reichtum bringen, weil es so ein schönes Happy End gibt.

Der Abspann läuft.

Hier nun einige weitere großartige romantische Komödien, die es tatsächlich zu Filmehren gebracht haben…

Und täglich grüßt das Murmeltier

Bill Murray hat einige tolle Filme gedreht. Da ist der eine über Golf, dann noch der, in dem er einen wirklich gelangweilten Schauspieler gibt, der mit sich selbst wettet, ob es ihm gelingen wird, das prätentiöse Mädchen, das auf der Suche nach der inneren Großartigkeit durch Japan streift, zu verführen, indem er einige Zeilen aus „Dawson´s Creek“ zitiert. Dann ist da noch „Ghostbusters“. „Und täglich grüßt das Murmeltier“ darf in dieser Aufzählung natürlich ebenfalls nicht fehlen. Es ist ein hervorragender Film, in dem Bill Murray denselben Tag immer und immer wieder durchlebt, bis er endlich Andie McDowells volle Brüste begrapschen darf. Es passt zum Inhalt, dass der Film so gut ist, dass man ihn ruhig mehrmals ansehen kann.

Der Prinz aus Zamunda

Die Botschaft dieses Filmes könnte man in etwa mit „Geld ist nicht alles“ oder „Es sind die inneren Werte, die zählen“ umschreiben. Und trotzdem würde Eddie Murphys Scharade – er spielt einen afrikanischen Prinzen, der vorgibt, mittellos zu sein, um eine Dame zu erobern – im realen Leben nicht den gewünschten Erfolg bringen. Denken Sie einmal darüber nach: Wie oft haben Sie schon einen Obdachlosen dabei beobachtet, wie er in einem Hauseingang ein Supermodel küsst? Vielleicht zwei Mal? Drei Mal, wenn Sie ganz scharf nachdenken? So etwas passiert äußerst selten. Dennoch ist „Der Prinz aus Zamunda“ ein berührender Film, und wahrscheinlich der letzte gute Streifen, in dem Eddie Murphy mitgespielt hat. Außer man berücksichtigt den über die fetten Leute, die alle fett sind.

Chasing Amy

Dies ist ein Film für all die unglücklichen Romantiker, die erst beim dritten Date bemerken, dass die bärtige Frau im Arbeitskittel, die ihnen gegenübersitzt, tatsächlich eine Lesbe ist. Es ist immer ein gewaltiger Tritt in die Eier, wenn das passiert. In „Chasing Amy“ ist die Lesbe so etwas wie eine optische Täuschung, denn auf den ersten Blick wirkt sie erstaunlich heterosexuell. Deshalb macht sich Ben Affleck auch Hoffnungen. Sie lesen richtig: „Ben Affleck“. Er spielt mit, und der Film ist bemerkenswert, weil er mitspielt, aber trotzdem verspürt man nie den Wunsch, auf die Straße zu laufen und wahllos Passanten niederzuschlagen. Allein schon aus diesem Grund sollten Sie sich diesen Film anschauen. Jason Lee, der - wie Tom Cruise - glaubt, dass manche Menschen in Wahrheit Echsen sind, ist ebenfalls mit von der Partie.

Der Stadtneurotiker

Niemand kann ernsthaft behaupten, romantische Komödien zu lieben, ohne wenigstens zwanzig Filme von Woody Allen gesehen zu haben. Die Handlung ist eigentlich immer dieselbe – ein Mann, der gerade eine Panikattacke durchmacht, verliebt sich in eine schöne Frau, die Bücher liest, woraufhin die ganze Welt über ihm zusammenstürzt. In „Der Stadtneurotiker“ macht ein kleiner Mann lustige Bemerkungen über sexuelle Unzulänglichkeiten; seine Angebetete verguckt sich in einen Dichter/Musiker aus dem Village; er dreht langsam durch; sie sagt, dass es ihr leid tut, aber sie hat sich weiterentwickelt; er fragt, ob sein ununterbrochenes Fragen dazu geführt hat; sie gesteht ein, dass dies der Fall sein könnte; er fragt sie, was sie damit meint; sie fragt sich, worauf er hinaus will; er weißt sie auf die Schwächen des anderen Kerls hin; sie sagt, dass genau dieses Verhalten seinerseits das Problem ist; er weiß nichts zu erwidern; sie erklärt, dass sie sein ständiges Gejammer nicht länger ertragen kann; er jammert darüber. Das Ende. Brillant.

Harry und Sally

Wenn Sie sich nur einen einzigen Film ansehen, in dem Meg Ryan in einem Restaurant vortäuscht, das weibliche Äquivalent eines männlichen Orgasmus zu haben, ehe eine ältere Dame an einem anderen Tisch recht witzig bemerkt, sie möchte das Gleiche essen, dann sollte dieser Film „Harry und Sally“ sein. In der männlichen Hauptrolle ist Billy Crystal zu sehen, kurz bevor er peinlich wurde, und auch Prinzessin Leia ist mit dabei. In der Geschichte geht es darum, dass Männer und Frauen nicht einfach nur Freunde sein können, ohne früher oder später miteinander ins Bett zu gehen, was ein ziemlicher Schock für all die Frauen im Leben von Philipp Seymour Hoffman sein dürfte. Nur so als Beispiel.

 

Wolfman (2010) – Mittelprächtiges Remake eines Klassikers

Freitag, 12. Februar 2010

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Originaltitel: The Wolfman
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Joe Johnston
Drehbuch: Andrew Kevin Walker, David Self (basierend auf dem Drehbuch von Curt Siodmak aus dem Jahre 1941)
Darsteller: Benicio del Toro, Anthony Hopkins, Emily Blunt, Hugo Weaving, Simon Merrells

Selbst ein Film, der hohe künstlerische Ambitionen hat und dessen Voraufführungen – dem Thema entsprechend - mitten in der Nacht stattfinden, kann zum Problem werden, wenn sich die Fans beschweren und das Studio kalte Füße bekommt.

Das zumindest ist die Lehre, die aus dem Remake des Klassikers „The Wolf Man“ (Universal Studios 1941) gezogen werden muss, einem Film, der mehr Verwandlungen durchgemacht hat als Lon Chaney Jr.

Der Regisseur wurde kurz vor Drehbeginn ausgetauscht. Das Drehbuch wurde umgeschrieben. Dann, nach ersten enttäuschenden Voraufführungen, wurden kostspielige Nachdrehs angeordnet. Unterschiedlichste Angaben zu Filmlänge, Musik - ja selbst zum Make-up - machten die Runde.copyrightjps2010_2

Das ist mit Sicherheit nicht die Publicity, die sich ein Studio erhofft. Und bei Universal, wo man hofft, die verschiedenen Monsterklassiker wiederzubeleben, war man ob der Spekulationen in unzähligen Blogs alles andere als erfreut. Aber das Lustige an der Sache ist, dass all die schlechte Presse geholfen hat, die hochgesteckten Erwartungen ein wenig zu dämpfen.

Falls Sie nun in der Erwartung eines mittleren Desasters ins Kino gehen, könnte es tatsächlich passieren, dass sie positiv überrascht werden.

wolfman_bdt Solange sich die Macher eng an das Original aus dem Jahre 1941 anlehnen, kann „Wolfman“ mit Fug und Recht als guter film bezeichnet werden. Der verlorene Sohn Lawrence Talbot (Benicio del Toro) kehrt nach jahrelangem Aufenthalt in Amerika in seine englische Heimat zurück, um seinem Vater (Anthony Hopkins) nach einer Familientragödie beizustehen. Eines Nachts wird Lawrence von einem seltsamen, monströsen Tier gebissen.

Um dann, einen Vollmond später, selbst zum Tier zu werden.

Die Qualität lässt in dem Moment nach, da man sich einbildet, den Klassiker „verbessern“ zu müssen. Die Handlung ins viktorianische Zeitalter zurückzuversetzen, ist keine schlechte Idee; einen waschechten Inspektor von Scotland Yard (Hugo Weaving) einzuführen (dieselbe historische Figur, die schon durch „From Hell“ mit Johnny Depp stolperte) hingegen schon.

Auch der Ausbau des Werwolfmythos ist nicht gerade gelungen, geschweige denn notwendig. Die Zigeunerkarawanen gibt es nach wie vor, aber diesmal scheint der Fluch seinen Ursprung irgendwo auf dem Subkontinent zu haben, und zwar im Biss eines „seltsamen wilden Kindes“ – eines gnomartigen kleines Kerls, der wie Gollums hässlicher Bruder aussieht.

Das kann nicht gerade als Verbesserung der Originalgeschichte bezeichnet werden. Und der gesamte zweite Akt macht die Sache nicht besser. Da wird der verfluchte Lawrence Talbot nach London gebracht, wo man in psychiatrisch „heilen“ (und ihm Elektroschocks versetzen) will. Ihm gelingt jedoch die Flucht über die Dächer, woraufhin er mehrere hundert Meilen nach Hause wandert.

wolfman1b Aber Rick Bakers Design des Werwolfs - eine gelungene Mischung aus seinen eigenen für „American Werewolf“ kreierten Verwandlungseffekten und Roy Ashtons Make-up für Oliver Reed in „Der Fluch von Siniestro“ – ist einfach grandios. Dasselbe gilt für Rick Heinrichs´ Produktionsdesign, das ähnlich wie seine Bauten für Tim Burtons „Sleepy Hollow“ gekonnt de Atmosphäre der großen Horrorklassiker beschwört.

Benicio del Toro in der Rolle des gepeinigten und getriebenen Lawrence Talbot liefert, wie gewohnt, eine hervorragende Leistung ab. Allfällige Schwächen in der Charakterisierung der Hauptfigur sind zweifelsohne dem Drehbuch anzulasten. Emily Blunt ist hinreißend als seine schöne Beute. Den meisten Spaß hat, wie üblich Anthony Hopkins, der in der Rolle des strengen Oberhaupts der Familie Talbot das Maximum aus seinen Auftritten herausholt.

Weniger überzeugend ist die Regiearbeit von Joe Johnston, einem altgedienten Gestalter visueller Effekte (er begann seine Karriere mit der Arbeit am allerersten „Krieg der Sterne“-Film). Obwohl er schon seit vielen Jahren eigene Filme dreht (zum Beispiel den etwas altmodischen, aber gelungenen „Rocketeer“), scheint er noch immer mehr auf Effekte und technische Spielereien zu vertrauen als auf die Kraft seiner Bilder. In „Wolfman“ sieht man dutzende Aufnahmen von computergenerierten Nebelschwaden, aber die Bildsprache ist geradezu altbacken.

wolfman_eblunt Auch von Dramatik ist wenig zu bemerken; die Familienkonflikte, die das Herz der Geschichte bilden, werden nie richtig thematisiert. „Wolfman“ ist nicht Tennessee Williams oder Eugene O´Neill, aber die Anspielungen auf Alpha-Männchen-Dominanz, unterdrückte sexuelle Spannungen, zwanghaftes Verhalten und Vater-Sohn-Fehden waren immer vorhanden. Johnston läuft so rasch von all dem davon, dass man meinen könnte der Werwolf sei hinter ihm her.

Die meisten Fans von Monsterfilmen wird das selbstverständlich nicht weiter stören und sie werden vielleicht nach den negativen Presseberichten auch gar nichts anderes erwarten. Sie werden sich einfach freuen, wieder nebelige Wälder, murmelnde Zigeuner, gefletschte Zähne und herausgerissene Eingeweide zu sehen. Und einen neuen Wolfmenschen. Wenigstens sein Haar ist perfekt geworden...

Fazit: Großartige Darsteller in einem mittelprächtigen Remake eines der großen Klassiker des Horrorkinos. Die Dramatik und Tragik der Geschichte kommen neben den gelungenen Effekten ein bisschen zu kurz. immerhin um Klassen besser als “Twilight”. 

Das Original: