Ich bin auf http://filmundco.com übersiedelt.

Das Neueste

Bad Lieutenant – Schockierender und verwirrender Thriller vor grandioser Kulisse

Freitag, 26. Februar 2010

Bookmark and Share

 

bad_lieutenant_port_of_call_new_orleans_poster

starslarge_2

Originaltitel: Bad Lieutenant: Port of Call – New Orleans
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Werner Herzog
Drehbuch: William M. Finkelstein
Darsteller: Nicolas Cage, Eva Mendes, Val Kilmer, Fairuza Balk, Xzibit, Shawn Hatosy, Jennifer Coolidge, Tom Bower, Brad Dourif

„Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen“ von Werner Herzog basiert auf einem Film von Abel Ferrara aus dem Jahr 1992 und wartet mit Nicolas Cage, Val Kilmer und Fairuza Balk in wichtigen Rollen auf - was einen exzentrischen und künstlerisch anspruchsvollen Film erwarten lässt.

Aber diese Erwartung wird nicht erfüllt. Stattdessen bekommt man einen recht durchschnittlichen Film über den unaufhaltsamen Abstieg (und die mögliche Erlösung) eines drogenabhängigen Polizisten geboten, dem eine ganz eigene Art von Wahnsinn innewohnt. Es gibt zum Beispiel einen tanzenden Geist und einen Leguan, der Elvis-Presley-Lieder singt.copyrightjps2010_2

Trotz dieser zum Teil befremdlichen Einfälle versteht der Film über weite Strecken, den aufgeschlossenen Zuschauer in seinen Bann zu ziehen.

Einige Warnungen vorweg: Es ist unerlässlich, dass Sie kein allzu puristischer Fan des Originals von Abel Ferrara sind, in dem Harvey Keitel eine der besten Bad-Lieutenant-Port-of-Ca-001 Leistungen seiner Karriere bietet (Abel Ferrara ist von der Qualität seines Werkes selbstverständlich - und zu recht - überzeugt und hat sich entsprechend abfällig über das Remakes/die Neuinterpretation geäußert). Es schadet auch nicht, wenn Sie Werner-Herzog-Fan sind und eine Schwäche für die übertriebenen Darbietungen haben, mit denen Nicolas Cage seit einigen Jahren aufwartet.

Falls dies nicht auf Sie zutrifft – ja, dann sollten Sie lieber darauf warten, dass „Bad Lieutenant“ irgendwann im Spätfernsehen ausgestrahlt wird. Der Film wird Ihnen nicht sonderlich gut gefallen.

Falls Sie jedoch selbst ein wenig verschroben sind, dann wird Ihnen so manches an dieser an Spannung nicht armen, verworrenen und bisweilen aufreizend bizarren Geschichte gefallen, die überwiegend in den von Hurrikan „Katrina“ besonders heimgesuchten Slums von new Orleans spielt.

bad_lieutenant_cage_mendes Nicolas Cage ist Terence McDonagh, der verkommene Gesetzeshüter des Titels, ein mutiger Polizist, dessen chronische Rückenschmerzen ihn in die Drogenabhängigkeit getrieben haben. Durch seinen berufsbedingten Umgang mit dem kriminellen Bodensatz des Big Easy ist er in eine moralisch kompromittierende Liebesaffäre mit einer teuren Prostituierten (gespielt von Eva Mendes) geschlittert.

Terence hält sich mehr schlecht als recht in seinem Job. Doch als mehrere Morde die Stadt in Angst und Schrecken versetzen, wird von ihm erwartet, dass er über sich hinauswächst und den oder die Täter rasch dingfest macht. Unter diesem Druck eskaliert sein Drogenproblem und sein Realitätssinn – und der des Filmes – geht den Bach hinunter.

Eine Szene ist aus der Sicht eines Alligators gefilmt; andere führen facettenreiche Darsteller wie Val Kilmer und Fairuza Balk ein, ohne jedoch die Handlung voranzutreiben. Schlussendlich verwickeln sich die Dinge so sehr, dass der Film tatsächlich zwei Finali zu bieten scheint – und die widersprechen einander auch noch.

Einiges davon ist sicher darauf zurückzuführen, dass Werner Herzog die halluzinatorischen Zustände des Helden nachzeichnen möchte; anderes mag daran liegen, dass der erfahrene Künstler nur sehr oberflächliches Interesse an den genretypischen Notwendigkeiten hat (die Art, wie er am Ende die verschiedenen Handlungsstränge munter durcheinander wirft, hat schon etwas Verächtliches an sich).

bad-lieutenant-review-port-of-call-new-orleansjpg-ba71a36fac858018_large Aber selbst wenn der Film nicht so richtig funktionieren will, so ist er doch über weite Strecken nett anzusehen. Er bietet auch das perfekte Umfeld für Nicolas Cage und seine immer seltsamer werdenden schauspielerischen Ausbrüche. Hier macht er, wie seit einigen Jahren in seinen Filmen nur allzu oft zu bemerken, viel zu viel – er schreit, flucht, knurrt, er dominiert jede Einstellung. Etwas mehr Zurückhaltung von Seiten des Hauptdarstellers hätte „Bad Lieutenant“ sicher gut getan. Es muss nicht immer „Shining“ sein.

Und was hat es mit diesem hutartigen Haarschnitt (lies: Toupet) auf sich?

Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht allzu kritisch, denn Nicolas Cage war nie ein Schauspieler, den alle geliebt haben – und er ist es auch jetzt nicht. Auch diesen Film wird nicht jeder lieben.

All diejenigen, die sich einen konventionellen, hartgesottenen Polizeithriller mit ein wenig Lokalkolorit erwarten, sollten sich lieber noch einmal „Der große Leichtsinn“ (The Big Easy) mit Dennis Quaid ansehen. Damit sind sie bestens bedient.

Aber diejenigen, die Spannung und Action mit dem scharfen Geruch von Absinth und dem Gefühl serviert bekommen möchten, dass sich alles jederzeit in jedwede Richtung verändern kann, haben Glück. „Bad Lieutenant“ bietet genau das, wenn auch mit etlichen Schwächen.

Fazit: Im Vergleich mit dem Original von Abel Ferrara zieht „Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen“ klar den Kürzeren. Werner Herzog lässt sein großes Können nur ab und zu aufblitzen und schafft es nicht, seinen Hauptdarsteller im Zaum zu halten. Was eine höchst interessante Charakterstudie hätte werden können, verkommt so zu einer Mischung aus Schauspielseminar, Krimiserie und Drogenhalluzinationen. Mit Vorsicht zu genießen.

 

0 comments

Kommentar veröffentlichen