Ich bin auf http://filmundco.com übersiedelt.

Das Neueste

Wolfman (2010) – Mittelprächtiges Remake eines Klassikers

Freitag, 12. Februar 2010

Bookmark and Share

 

wolfmanb

starslarge_3

Originaltitel: The Wolfman
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Joe Johnston
Drehbuch: Andrew Kevin Walker, David Self (basierend auf dem Drehbuch von Curt Siodmak aus dem Jahre 1941)
Darsteller: Benicio del Toro, Anthony Hopkins, Emily Blunt, Hugo Weaving, Simon Merrells

Selbst ein Film, der hohe künstlerische Ambitionen hat und dessen Voraufführungen – dem Thema entsprechend - mitten in der Nacht stattfinden, kann zum Problem werden, wenn sich die Fans beschweren und das Studio kalte Füße bekommt.

Das zumindest ist die Lehre, die aus dem Remake des Klassikers „The Wolf Man“ (Universal Studios 1941) gezogen werden muss, einem Film, der mehr Verwandlungen durchgemacht hat als Lon Chaney Jr.

Der Regisseur wurde kurz vor Drehbeginn ausgetauscht. Das Drehbuch wurde umgeschrieben. Dann, nach ersten enttäuschenden Voraufführungen, wurden kostspielige Nachdrehs angeordnet. Unterschiedlichste Angaben zu Filmlänge, Musik - ja selbst zum Make-up - machten die Runde.copyrightjps2010_2

Das ist mit Sicherheit nicht die Publicity, die sich ein Studio erhofft. Und bei Universal, wo man hofft, die verschiedenen Monsterklassiker wiederzubeleben, war man ob der Spekulationen in unzähligen Blogs alles andere als erfreut. Aber das Lustige an der Sache ist, dass all die schlechte Presse geholfen hat, die hochgesteckten Erwartungen ein wenig zu dämpfen.

Falls Sie nun in der Erwartung eines mittleren Desasters ins Kino gehen, könnte es tatsächlich passieren, dass sie positiv überrascht werden.

wolfman_bdt Solange sich die Macher eng an das Original aus dem Jahre 1941 anlehnen, kann „Wolfman“ mit Fug und Recht als guter film bezeichnet werden. Der verlorene Sohn Lawrence Talbot (Benicio del Toro) kehrt nach jahrelangem Aufenthalt in Amerika in seine englische Heimat zurück, um seinem Vater (Anthony Hopkins) nach einer Familientragödie beizustehen. Eines Nachts wird Lawrence von einem seltsamen, monströsen Tier gebissen.

Um dann, einen Vollmond später, selbst zum Tier zu werden.

Die Qualität lässt in dem Moment nach, da man sich einbildet, den Klassiker „verbessern“ zu müssen. Die Handlung ins viktorianische Zeitalter zurückzuversetzen, ist keine schlechte Idee; einen waschechten Inspektor von Scotland Yard (Hugo Weaving) einzuführen (dieselbe historische Figur, die schon durch „From Hell“ mit Johnny Depp stolperte) hingegen schon.

Auch der Ausbau des Werwolfmythos ist nicht gerade gelungen, geschweige denn notwendig. Die Zigeunerkarawanen gibt es nach wie vor, aber diesmal scheint der Fluch seinen Ursprung irgendwo auf dem Subkontinent zu haben, und zwar im Biss eines „seltsamen wilden Kindes“ – eines gnomartigen kleines Kerls, der wie Gollums hässlicher Bruder aussieht.

Das kann nicht gerade als Verbesserung der Originalgeschichte bezeichnet werden. Und der gesamte zweite Akt macht die Sache nicht besser. Da wird der verfluchte Lawrence Talbot nach London gebracht, wo man in psychiatrisch „heilen“ (und ihm Elektroschocks versetzen) will. Ihm gelingt jedoch die Flucht über die Dächer, woraufhin er mehrere hundert Meilen nach Hause wandert.

wolfman1b Aber Rick Bakers Design des Werwolfs - eine gelungene Mischung aus seinen eigenen für „American Werewolf“ kreierten Verwandlungseffekten und Roy Ashtons Make-up für Oliver Reed in „Der Fluch von Siniestro“ – ist einfach grandios. Dasselbe gilt für Rick Heinrichs´ Produktionsdesign, das ähnlich wie seine Bauten für Tim Burtons „Sleepy Hollow“ gekonnt de Atmosphäre der großen Horrorklassiker beschwört.

Benicio del Toro in der Rolle des gepeinigten und getriebenen Lawrence Talbot liefert, wie gewohnt, eine hervorragende Leistung ab. Allfällige Schwächen in der Charakterisierung der Hauptfigur sind zweifelsohne dem Drehbuch anzulasten. Emily Blunt ist hinreißend als seine schöne Beute. Den meisten Spaß hat, wie üblich Anthony Hopkins, der in der Rolle des strengen Oberhaupts der Familie Talbot das Maximum aus seinen Auftritten herausholt.

Weniger überzeugend ist die Regiearbeit von Joe Johnston, einem altgedienten Gestalter visueller Effekte (er begann seine Karriere mit der Arbeit am allerersten „Krieg der Sterne“-Film). Obwohl er schon seit vielen Jahren eigene Filme dreht (zum Beispiel den etwas altmodischen, aber gelungenen „Rocketeer“), scheint er noch immer mehr auf Effekte und technische Spielereien zu vertrauen als auf die Kraft seiner Bilder. In „Wolfman“ sieht man dutzende Aufnahmen von computergenerierten Nebelschwaden, aber die Bildsprache ist geradezu altbacken.

wolfman_eblunt Auch von Dramatik ist wenig zu bemerken; die Familienkonflikte, die das Herz der Geschichte bilden, werden nie richtig thematisiert. „Wolfman“ ist nicht Tennessee Williams oder Eugene O´Neill, aber die Anspielungen auf Alpha-Männchen-Dominanz, unterdrückte sexuelle Spannungen, zwanghaftes Verhalten und Vater-Sohn-Fehden waren immer vorhanden. Johnston läuft so rasch von all dem davon, dass man meinen könnte der Werwolf sei hinter ihm her.

Die meisten Fans von Monsterfilmen wird das selbstverständlich nicht weiter stören und sie werden vielleicht nach den negativen Presseberichten auch gar nichts anderes erwarten. Sie werden sich einfach freuen, wieder nebelige Wälder, murmelnde Zigeuner, gefletschte Zähne und herausgerissene Eingeweide zu sehen. Und einen neuen Wolfmenschen. Wenigstens sein Haar ist perfekt geworden...

Fazit: Großartige Darsteller in einem mittelprächtigen Remake eines der großen Klassiker des Horrorkinos. Die Dramatik und Tragik der Geschichte kommen neben den gelungenen Effekten ein bisschen zu kurz. immerhin um Klassen besser als “Twilight”. 

Das Original:



 

0 comments

Kommentar veröffentlichen