Originaltitel: Law Abiding Citizen
Herstellungsland: USA 2009
Regie: F. Gary Gray
Drehbuch: Kurt Wimmer
Darsteller: Gerard Butler, Jamie Foxx, Leslie Bibb, Colm Meaney
Die Liste der Selbstjustizfilme ist schon recht lang, und mit Gesetz der Rache (Originaltitel: Law Abiding Citizen) kommt nun ein weiterer hinzu, der stark an die Ein Mann sieht rot-Serie mit Charles Bronson und die Comic-Verfilmung The Punisher erinnert.
Clyde Shelton (Gerard Butler) muss mit ansehen, wie seine Frau und seine Tochter von den schmierigen Kleinkriminellen Rupert Ames (Josh Stewart) und Clarence Darby (Christian Stolte) brutal ermordet werden. Nur warum lassen die beiden den lästigen Zeugen? Obwohl es hinreichend DNA-Spuren gibt und Clyde Shelton bereit ist, gegen die beiden Männer auszusagen, geht der ambitionierte und überarbeitete stellvertretende Staatsanwalt Nick Rice (Jamie Foxx) auf Druck von oben einen Deal mit Darby ein, der verspricht, seinen Komplizen ans Messer zu liefern, wenn er dafür mit einer geringen Haftstrafe davonkommt. Für Rice ein akzeptabler Kompromiss, denn so wird wenigstens einer der Täter zum Tode verurteilt. Doch Clyde Shelton will sich verständlicherweise damit nicht zufrieden geben, er möchte erreichen, dass beide Männer für ihr abscheuliches Verbrechen büßen müssen. Er wirft dem jungen Staatsanwalt vor, nur an seinen persönlichen Erfolg zu denken. Der verteidigt sich damit, dass er aufgrund der Beweislage nicht anders vorgehen könne.
10 Jahre später. Bei der Hinrichtung von Rupert Ames geht etwas schief. Jemand hat die Chemikalien ausgetauscht und der Mann stirbt einen grauenvollen, langsamen Tod. Aber das ist noch gnädig im Verhältnis zu der Tortur, die Clarence Darby erleiden muss – sein Körper wird in nicht weniger als 25 Teile zerstückelt (unter anderem wird sein Penis mit einem Stanley-Messer abgeschnitten, oh Graus, oh Graus!), was er - medikamentös ruhig gestellt – bei vollem Bewusstsein miterleben muss. Diese Sequenz nimmt starke Anleihen bei den Saw-Filmen oder auch der Fernsehserie Dexter.
Clyde ist er Hauptverdächtige und wird in Haft genommen. Doch er möchte sich an Nick Rice und der gesamten Staatsanwaltschaft und allen Verantwortlichen der Stadt Philadelphia rächen – und so bricht eine Mordserie über Philadelphia herein, die die Stadt in Atem hält, orchestriert von Clyde aus der Gefängniszelle heraus.
Rachethriller appellieren nie an das Gute im Menschen. Sie appellieren immer nur an den niedrigen Instinkt der Vergeltung und stellen Mord als Sieg der Rechtschaffenheit über das Böse dar. Aber diese Art Film lässt einen dermaßen stark an der Menschheit zweifeln, dass man sich fragt, ob es nicht besser wäre, die menschliche Rasse würde aussterben und die Erde den Küchenschaben und Ameisen überlassen.
In diesem Fall funktioniert das Ein-Mann-sieht-rot-artige Selbstjustizszenario überhaupt nicht, es wirkt aufgesetzt und überstrapaziert, denn es fehlt die starke Identifikationsfigur. Zu wem soll der Zuschauer halten? Der junge Staatsanwalt ist arrogant, selbstverliebt und an dem ihm übertragenen Fall kaum interessiert, aber auch als Ehemann und Vater keine sonderliche Leuchte. Nach der brutalen Ermordung seiner Lieben und dem schmählichen Deal der Staatsanwaltschaft hat man Mitleid mit Clyde Shelton, doch dann verwandelt er sich in einen Amok laufenden Verrückten, der all seine Energie und sein Vermögen darauf verwendet, eine spur des Todes quer durch die Stadt zu ziehen. Die Saw-inspirierten Katz-und-Maus-Spielchen wären nur lächerlich, wären sie nicht so hinterhältig und bösartig. Und wozu das Ganze? Will er bis ans Ende seiner Tage alle Staatsanwälte und korrupten Politiker umbringen, in der vagen Hoffnung, dadurch eine Änderung zu bewirken?
Regisseur F. Gary Gray, der übrigens vor einigen Jahren mit Extreme Rage (mit Vin Diesel) schon einmal das Thema Selbstjustiz behandelt hat, versteht es, Filme zu drehen, die an den Kinokassen Erfolg haben (Friday, The Italian Job, Extreme Rage), aber guter Geschmack zählt nicht gerade zu seinen Stärken. Der Film schleppt sich von einem Mordszene zum nächsten, doch wird leider die Art und Weise der Tötung schon lange vorher mit sichtlicher Freude angekündigt, so dass sich im Gegensatz zur Saw-Reihe nie wirkliche Spannung einstellen will. Die darstellerischen Leistungen reißen einen auch nicht gerade vom Hocker. Jamie Foxx in der Rolle des jungen Staatanwalts wirkt die ganze Zeit über verärgert, allerdings scheint ihn nur zu stören, dass seine Überlegenheit und Scheinheiligkeit in Frage gestellt werden. Gerard Butler, schwer fehlbesetzt als genialer Planer, spielt den „Helden“ Clyde Shelton als würde er an Tollwut leiden. Vielleicht ließe sich argumentieren, dass es provokativ und subversiv gemeint war, die Grenzen zwischen Gut und Böse aufzuheben und alle Figuren in einem Graubereich agieren zu lassen, aber angesichts der vielen Schwächen und der Oberflächlichkeit des Films will man nicht so recht daran glauben.
Fazit: In diesem Jahr gab es schon viele schlechte Filme zu sehen. Gesetz der Rache befindet sich also in „guter“ Gesellschaft. Unnötig brutal, absurd und voller abgedroschener Dialoge ist dies ein schwacher Genrefilm, der vielleicht für einen Videoabend zu Hause taugt, wenn einmal gar nichts im Fernsehen läuft, aber den Preis einer Kinokarte ist er mit Sicherheit nicht wert.
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