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Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen - Ein wenig zu oberflächlich, aber recht unterhaltsam

Donnerstag, 28. Januar 2010

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Originaltitel: Cloudy With A Chance of Meatballs
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Phil Lord, Chris Miller
Drehbuch: Phil Lord, Chris Miller
Sprecher (Originalfassung): Bill Hader, Anna Faris, James Caan, Andy Samberg, Bruce Campbell, Mr. T, Benjamin Bratt, Neil Patrick Harris

Jeder, der sich daranmacht, ein Kinderbuch für die Kinoleinwand zu adaptieren, muss sich einiges einfallen lassen, um die Handlung ein wenig auszuschmücken. „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ stellt in dieser Beziehung eine besondere Herausforderung dar, da das Buch von Judi Barrett und Ron Barrett aus dem Jahr 1978 zwar mit einem lustigen Konzept aufwarten kann – eine Stadt mit Namen Chewandswallow, in der das Essen vom Himmel fällt -, aber weitgehend auf Charaktere und Handlung verzichtet. Essen fällt herunter, in immer heftiger werdenden Wetterkapriolen, aber niemand fragt sich warum.

"Sam Sparks" voiced by Anna Faris and "Flint Lockwood" voiced by Bill Hader in Columbia Pictures' animated film CLOUDY WITH A CHANCE OF MEATBALLS. Deshalb erzählt die neue animierte 3-D Filmversion im Wesentlichen die Vorgeschichte. Auf einer Insel liegt die Kleinstadt Swallow Falls, die sehr gut vom Sardinenhandel lebt – bis plötzlich niemand mehr Sardinen essen will. Der Held der Geschichte ist Flint Lockwood (im Original gesprochen von Bill Hader), ein streberhafter junger Erfinder, der von seinem Vater Tim(mit liebenswerter Schroffheit gesprochen von James Caan), dem Betreiber eines Ladens für Anglerbedarf, nicht so recht gewürdigt wird. Flint entschließt sich dazu, die Stadt vor dem Niedergang zu bewahren, indem er eine Maschine konstruiert, die Wasser in Nahrungsmittel verwandelt; und sobald dieses Wunder der Technik irgendwie am Himmel über Swallow Falls fixiert ist – am besten, man denkt einfach nicht zu viel darüber nach -, beginnt es auch schon, Cheeseburger, Hot Dogs und alle anderen nur erdenklichen Speisen zu regnen, die tim mittels Computer bestellt.

wolkig_4 Zu Beginn sind alle davon begeistert, besonders eine aufstrebende Wetteransagerin namens Sam Sparks (Anna Faris), der Vielfraß von Bürgermeister (Bruce Campbell) und selbstverständlich die Kinder, die sich an einem morgendlichen „Schneefall“ von Eiscreme satt essen können. Aber die Menschen werden gierig, die Portionen werden zu groß und die mit der Zeit überlastete Maschine gerät durcheinander und droht kaputtzugehen. Ja, der Film hat eine Botschaft, die er zum Glück nicht allzu aufdringlich an den Mann oder die Frau zu bringen versucht: er ist eine geistreiche Parabel auf den Konsumwahn und ist insofern ein geistiger Verwandter von Pixars „Wall-E“.

Am meisten beeindruckt die Lebendigkeit dieser künstlichen kleinen Welt, die von Phil Lord und Chris Miller, zwei Veteranen der animierten TV-Serie „Clone High“, mit viel Liebe zum Detail geschaffen wurde. Die Charaktere sind mit viel Einfühlungsvermögen und großer Sorgfalt geschrieben und werden in der Originalversion von beliebten und zum Teil recht angesagten Darstellern gesprochen: Andy Samberg ist „Baby Brent“, ein erwachsener Nichtstuer, der noch immer von seinem Ruhm als frühkindliches Sardinen-Maskottchen zehrt; Mr. T gibt einen Polizisten, der akrobatische Übungen in verboten kurzen Shorts macht; und Neil Patrick Harris leiht seine Stimme Flints ständigem Begleiter, einem Affen namens Steve.

"Sam Sparks" voiced by Anna Faris with "Flint Lockwood" voiced by Bill Hader in Columbia Pictures' animated film CLOUDY WITH A CHANCE OF MEATBALLS.Im Film sind gelegentliche Anspielungen auf das Buch zu finden: ein Restaurant ohne Dach, ein Pfannkuchen, der auf die Schule fällt, eine riesige orange Wackelpuddingform. Aber was eingefleischte Anhänger der gedruckten Version besonders verwundern wird, ist der Umstand, dass das alles so gar nicht wie im Buch aussieht. Ron Barretts detaillierte Illustrationen sind unverwechselbar und verleihen den Figuren sehr individuelle Züge, während der Film sich des schon hinreichend bekannten Hochglanzstils bedient, der alle Charaktere wie kulleräugige Actionfiguren aus Plastik aussehen lässt. Trotz dieser optischen Schwächen ist „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ zumindest zeitweise schön anzusehen, vor allem in Szenen, in denen Wackelpudding oder Wasser vorkommt. Und die Animatoren scheinen großen Spaß mit Tims Schnurrbart und buschigen Augenbrauen gehabt zu haben, die von der Textur her stark an falschen Pelz erinnern.

wolkig-mit-aussicht-auf-fleischbaellchen-xbox-360-3v5_resized_1020_wm Trotzdem ist das Endprodukt typisch Hollywood, reizvoll aber abgekupfert, inspiriert von „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ und jedem Katastrophenfilm, der je gedreht wurde. Deshalb ist der Streifen unter Umständen zu nervenaufreibend für ganz kleine Kinder, die sicher wenig erfreut sein werden von der Vorstellung, dass ein gigantischer Maiskolben in 3-D auf sie zurollt. Alle anderen werden den Film reizend finden, wenn auch vielleicht etwas zu hektisch. Die Botschaft, dass es am besten ist, man selbst zu sein und seine Liebe zu anderen zum Ausdruck zu bringen, wird niemanden vom Hocker hauen.

„Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ ist nicht eines dieser mittelmäßigen, oberflächlichen Starvehikel, die als Kinderfilme vermarktet werden, aber nur infantil sind.

Stattdessen bemüht sich der Streifen zumindest redlich, eine glaubwürdige Welt zu entwerfen, die mit Charakteren angefüllt ist, die mehr zu tun haben, als nur von A nach B zu wandern. Es mag sich zwar nicht um große Kunst handeln, aber es ist schwer, außerhalb des Hauses Pixar ein animiertes Abenteuer zu finden, das Humor und scharfe Kritik zu gekonnt zu vereinen weiß.

Fazit: Eine animierte Parodie auf Katastrophenfilme und Gier, die nicht nur Kindern, sondern – mit Abstrichen - auch den erwachsenen Begleitpersonen gefallen wird.

 

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