Ich bin auf http://filmundco.com übersiedelt.

Das Neueste

Fame (2009)

Samstag, 26. Dezember 2009

Bookmark and Share

 

fame_poster01

starslarge_1

Originaltitel: Fame
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Kevin Tancharoen
Drehbuch: Allison Burnett
Darsteller: Anna Maria Perez de Tagle, Asher Book, Bebe Neuwirth,
Kay Panabaker, Kelsey Grammer, Kristy Flores, Megan Mullally

Die Unterschiede zwischen der Originalversion von „Fame“ und diesem oberflächlichen Hochglanz-Remake machen deutlich, wie sehr sich das Filmgeschäft in den knapp drei Jahrzehnten verändert hat. Mit seiner Version von „Fame“ schaffte es Alan Parker, ein wenig von der schonungslosen Offenheit, die das Autorenkino der 70-er Jahre ausgezeichnet hatte, in die 80-er hinüberzuretten. In dem Film wurden Themen wie Rassendiskriminierung und Homosexualität angesprochen, der Stil war nüchtern, die Großstadt bedrohlich, die Musik war erfrischend und kraftvoll, die Tanznummern großartig choreographiert. „Fame“ (1980) hatte Biss und wurde zu Recht mit sechs Oscarnominierungen und zwei Statuetten bedacht (in den Kategorien „Beste Filmmusik“ und „Bester Song“). Die neue Version unter der Regie des aus der Musikvideosparte kommenden 25-jährigen Kevin Tancharoen, der hiermit sein Spielfilmdebüt gibt, erinnert weit mehr an „High School Musical“ als an eine Milieustudie. Der Streifen versucht allzu offensichtlich, ein möglichst breites Publikum anzusprechen, und ist dementsprechend oberflächlich und substanzlos geraten. Dieser Versuch ist zum Scheitern verurteilt, doch werden genug Musik und nach MTV-Manier geschnittene Tanzszenen geboten, um den einen oder anderen anspruchslosen Teenager ins Kino zu locken.copyrightjps

Die traurige Wahrheit, dass kein einziger aus dem Originalfilm beziehungsweise der Fernsehserie den Sprung zur großen Karriere geschafft hat, scheint den Darstellern dieses unnötigen Remakes verborgen geblieben zu sein. Denn schließlich macht diese neue Generation ehrgeiziger unbekannter Möchtegerns begeistert mit, nur diesmal mit Mobiltelefonen und iPods anstatt der Leggings, aber die Voraussetzungen sind dieselben. Und alle melden sich an für den „Fluch von Fame“, ganz wie eine fröhliche Gruppe von Hippies, die Jim Jones in den Dschungel von Guyana folgt.

Zugegeben, der Originalfilm ist - trotz seines mittlerweile legendären Rufs – nicht wirklich ein Meisterwerk. Das Drehbuch wimmelte nur so von Klischees und melodramatischen Auseinandersetzungen. Dennoch schafften es die jungen Darsteller, den Streifen mit ihrer Energie und Spielfreude zu einem Erlebnis zu machen. Obwohl dieses Remake die Grundstruktur des Originals beibehält – einige junge Leute werden während ihrer vier Jahre dauernden Ausbildung an der New Yorker High School of Performing Arts begleitet -, wurde es in jeder Hinsicht verwässert. Selbst der Oscar-prämierte Titelsong, der im Original den Soundtrack zu einer grandiosen Straßenszene abgibt, läuft diesmal nur während des Abspanns.

Alan Parkers „Fame“ wartete mit einer Reihe guter Darsteller auf, allen voran Barry Miller und Paul McCrane, die die oft schwülstigen Geschichten über erste Liebe, Versagensängste, und so weiter, glaubwürdig zu vermitteln verstanden. Die einzelnen ineinander verschachtelten Geschichten des Remakes, geschrieben von Allison Burnett, sind an Substanzlosigkeit kaum zu überbieten. Streitereien zwischen Liebenden und Familienkonflikte werden auf simpelste Art, die Charaktere verfügen über keinerlei liebenswerte Eigenheiten. Überhaupt sind alle gelungenen Figuren, an denen das Original nicht gerade arm war, verschwunden, etwa Leroy, der Straßengauner, der nicht lesen kann, oder Doris, die mehr sein wollte als nur das nette Mädchen.

Zur Verdeutlichung: im Original von 1980 spielte Irene Cara, die auch den Titelsong interpretierte, die Rolle der Coco, einer liebenswerten und naiven Studentin, die unter dem Vorwand, es würde dort eine Audition stattfinden, in ein Appartement gelockt wird, wo ein schleimiger Kerl mit seiner Videokamera auf sie wartet und sie zwingt sich auszuziehen. Sie bricht in Tränen aus, während sie seine Pornodialoge vortragen muss. Das war ein niederträchtiger und aufrüttelnder fame_2009_2 Moment, schlimmer vielleicht, als es Regisseur Parker ursprünglich gewollt hatte. Im Remake wird dieser Handlungsstrang auf zwei Figuren aufgeteilt. Jenny (Kay Panabaker) ist ein schüchternes und naives Mädchen, dass zu einem „Vorsprechen“ in den Wohnwagen eines Stars gelockt wird: Er probiert seine Videokamera aus, aber weiter passiert nichts. Neil (Paul Ianoco) ist ein Möchtegern- Filmemacher, dem von einem betrügerischen Produzenten des Vaters Ersparnisse abgeluchst werden. Aber abgesehen davon, dass er reumütig bekundet, er werde die Schulden bei seinem Vater abzahlen müssen bis er 30 ist, hat auch dies keinerlei Konsequenzen. Die verstörende Oben-Ohne-Szene mit Irene Cara wurde erfolgreich verwässert und bereinigt, damit sie auch für die Fans von „High School Musical“ problemlos zu verkraften ist.

Während das Original mit einer Laufzeit von 134 Minuten von manchen als überlang kritisiert wurde, ist er Film in Wahrheit zu kurz, um allen wichtigen Charakteren gerecht zu werden – eine Seltenheit. Das Remake dauert nur 107 Minuten, erweckt aber phasenweise den Eindruck doppelt so lang zu sein.

Angesichts der Seichtheit der meisten Rollen gibt es wohl wenig, was die Schauspieler zur Rettung des Films hätten beitragen können, aber kaum einer von ihnen verfügt auch nur ansatzweise über Leinwandpräsenz. Am ehesten versteht noch Naturi Naughton zu überzeugen, eine tolle Sängerin, die ihre fame_2009_1 Gesangseinlagen hervorragend meistert. Während sie singt, bekommt der Zuschauer einen Eindruck von der Energie, die der ganze Film hätte haben sollen. Kherington Payne als der Star unter den Tanzstudenten, weiß ebenfalls zu gefallen, und Collin Pennie in der Rolle des verbitterten aufstrebenden Schauspielers, zeigt einige überzeugende Wutausbrüche. Etliche großartige Schauspieler - Charles S. Dutton, Bebe Neuwirth, Kelsey Grammer (sie alle spielen Lehrer) verkommen in Nebenrollen. Warum ihr Talent nicht besser genützt wurde, bleibt ein Rätsel. Debbie Allen, die im Original eine der Lehrerinnen spielte, wurde im Remake zur Direktorin befördert, aber leider hat sie kaum etwas zu tun.

Regisseur Kevin Tancharoen schafft es nicht, die verschiedenen Handlungsfäden auf halbwegs ansprechende Weise zu verknüpfen und die Musikszenen sind auf die typische hektische MTV-Art geschnitten, was nicht gerade vorteilhaft für die Darsteller ist. Die Choreographien von Marguerite Derricks sind durchwegs gelungen, man bekommt jedoch nicht allzu viel davon zu sehen. Das Remake von „Fame“ wirkt wie eine Reihe von Schnipseln und Trailern für einen Film, der erst noch gedreht werden muss.

Fazit: Vom Herz und der Seele des Originals bleibt in diesem unnötigen und einfallsarmen Remake wenig übrig. Ein glatt poliertes und geschmäcklerisches Nichts wird dem Zuschauer als Film verkauft. Diese Version von „Fame“ wird hoffentlich bald der Vergessenheit anheim fallen. Eine Totgeburt.

 

Technorati-Tags: ,,

0 comments

Kommentar veröffentlichen