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Ninja Assassin Kritik

Samstag, 12. Dezember 2009

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Originaltitel: Ninja Assassin 
Herstellungsland: USA 2009
Regie: James McTeigue
Drehbuch:
Matthew Sand, J. Michael Straczynski
Darsteller: Rain, Naomie Harris, Ben Miles

Ich würde mich nie zu der Behauptung versteigen, dass es die einfachste Sache der Welt ist, einen Ninja-Film, zumal einen guten, zu drehen. Aber ich hätte nie gedacht, dass diese Aufgabe so schwer zu bewältigen ist, wie James McTeigues „Ninja Assassin“ vermuten lässt. Immerhin handelt es sich bei diesem Film um eine große Studioproduktion mit einer erfahrenen Crew und einem Star, der über ein gehöriges Maß an Ausstrahlung verfügt. Noch dazu hat der Regisseur vom Studio die Freiheit bekommen, ohne Rücksicht auf Altersbeschränkungen nach Lust und Laune Actionszenen und Gewaltmomente einzubauen. Trotzdem ist das Ergebnis nur wenig ansehnlicher als ein Großteil der billig und schnell für die DVD-Verwertung produzierten Massenware.

Mit „Ninja Assassin“ sollte der koreanische Popstar/Schauspieler Rain, der den Wachowski-Brüdern und Produzent Joel Silver bei den Dreharbeiten zu „Speed Racer“ erstmals aufgefallen war, als Star im Action-Genre etabliert werden. Überraschenderweise lagen die Genannten mit ihrer Einschätzung gar nicht so falsch, denn Rain verfügt ohne Zweifel über die körperlichen Voraussetzungen, um als Actionstar Karriere zu machen. Obwohl es in „Ninja Assassin“ keine einzige Szene gibt, die von ihm schauspielerisches Können verlangt, sollte seine starke und schweigsame Persönlichkeit durchaus ausreichen, um den einen oder anderen Film zum Erfolg zu machen.copyrightjps

Allerdings reicht sie nicht aus, um „Ninja Assassin“ erträglich zu machen. Aber es ist zweifelhaft, ob irgendetwas dazu in der Lage wäre.

Wenn man den Gerüchten glauben darf, wurde das Drehbuch kurz vor Drehbeginn von J. Michael Straczynski in nur 53 Stunden (!) komplett überarbeitet. Das scheint großzügig geschätzt; man ist fast versucht zu glauben, dass er diese arbeit in einer verlängerten Mittagspause erledigt hat. Die Handlung ist denkbar ninja-assassin1 einfach: Der junge Raizo (Rain) wurde von dem mysteriösen Ozuno-Clan in einem Waisenhaus zum perfekten Killer ausgebildet, wendet sich aber von dieser Organisation ab, nachdem diese seine Freundin kaltblütig haben ermorden lassen. In Berlin trifft er auf die Europol-Agentin Mika Coretti (Naomie Harris), mit der er sich verbündet, um sich an dem Clan zu rächen, der ihm natürlich schon auf den Fersen ist. Die Handlung ist nur ein Vorwand für jede Menge Blutvergießen, was immer dann besonders deutlich wird, wenn Agentin Mika und ihr Vorgesetzter Ryan (Ben Miles) innehalten, um geistlose Dialoge auszuspucken.

Die überaus grausame Geschichte kommt erst nach einer mehr oder weniger als Appetithappen fungierenden Anfangssequenz in Gang, die wesentlich mehr Brutalität und Action verspricht, als man in weiterer Folge zu sehen bekommt. Ein Ninja attackiert einen Raum voller Yakuza; mit dem ersten Schwertstreich entzweit er den Schädel eines Mannes. Da möchte man vor Freude jubeln, denn genau solcher Szenen wegen geht der Fan ins Kino.

Aber leider macht der Film nach diesem explosiven Start allzu wenig richtig. Ein paar Kameraeinstellungen lassen Vergleiche zwischen den Ninjas und den NinjaAssassin_scene_13 xenomorphen Wesen in James Camerons „Aliens“ aufkommen, und dann gibt es noch eine gelungene Wendung, als eine ganze Horde Ninjas zu Kanonenfutter werden, weil sie ins Scheinwerferlicht geraten. Ninjas agieren leise und in der Dunkelheit, sie sollten nicht immer und überall unsichtbar sein. Aber das ist auch schon alles, was an Positivem über diese Film zu sagen ist.

Ein Plot voller Löcher, grottenschlechte Dialoge, die von größtenteils extrem schwachen Darstellern, die die Bezeichnung Schauspieler gar nicht verdienen, hergesagt werden: Das gehört zu den Dingen, die in diesem Genre leider nicht unbekannt sind. Tatsächlich sind sie in Filmen dieses Genres so häufig, dass echte Fans mittlerweile daran gar keinen Anstoß mehr nehmen dürften. Kompetente darstellerische Leistungen und gute Drehbücher sind immer gern gesehen, aber schließlich ist das ein Ninja-Film. Da zählen nur die Choreographie, die Spezial-Effekte und die Kamera, die alles festhält.

Doch nach dem ersten Mord tut sich in punkto Action kaum mehr etwas. Nichts Unterhaltsames, keine neuen Ideen. Ströme von künstlichem Blut und abgetrennte Gliedmaßen mögen bisweilen an die Filme von Ryuhei Kitamura erinnern, aber „Ninja Assassin“ fehlt etwas wichtiges, dass die Arbeiten dieses Genremeisters stets auszeichnet: energiegeladene Action, Ideen und ein klarer Standpunkt.

Ninja Assassin“ ist grausam und bedrückend, allzu dunkel und die Handlung dünn wie ein japanischer Wandschirm. Die Vorgeschichte des Helden wird geopfert zugunsten einer Liebesgeschichte, die der Film nicht überzeugend zu vermitteln versteht (ja, der Ninja ist in irgendein Mädchen verliebt), die Szenen in der Gegenwart sind vollgestopft mit langweiligen europäischen Agenten. Mika und Ryan sind wahrscheinlich das uninteressanteste Agentenduo, das je auf der Leinwand zu bewundern war. Da würde man lieber Michael Knight und seinem K.I.T.T. dabei zuschauen, wie sie es mit Ninjas aufnehmen.

Der ganze Film ist zu dunkel photographiert. Der Grund dafür ist unerheblich; Tatsache ist, dass sich fast die gesamte Action irgendwo im Schatten abspielt und der Zuschauer meist nur ahnen kann, was gerade vor sich geht. Manchmal mag das zur Handlung passen, etwa wenn Ninjas von Schatten zu Schatten laufen oder springen. Die meiste Zeit ist dies Dunkelheit jedoch kontraproduktiv. Die Choreographie mag am Set vielleicht großartig ausgesehen haben, auf der Leinwand wirkt das ganze Gezappel so, als würde eine Gruppe von Stuntmen sinnlos mit den Armen fuchteln. Dazu kommt noch, dass all die Schwerter und das Blut sind nur zu deutlich als nachträglich eingefügte Effekte zu erkennen sind.

ninjaassassinposter Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Macher die Dunkelheit  dazu benützt haben, um ihren Mangel an Ideen zumindest ansatzweise zu verbergen. Der einzige Grund, einen Ninja-Film zu drehen, besteht darin, menschliche Körper auf möglichst viele originelle Arten zu zerteilen. Raizo und seine Gegner tun aber nicht anderes, als in einem fort mit Schwertern zuzuschlagen. Und das wird sehr schnell langweilig. Sollte Joel Silver ernsthaft vorhaben, Rain zu seinem neuesten Actionstar zu machen, dann sollte er schleunigst bessere Projekte für ihn finden.

Fazit: Ein Film, der nicht einmal hartgesottene Genrefans zufrieden stellen dürfte. Sehen sie sich etwas anderes an. Zum Beispiel einen guten alten Bruce-Lee-Streifen.

 

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