Originaltitel: The Hills Run Red
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Dave Parker
Drehbuch: John Carchietta (Story), John Dombrow, David J. Schow
Darsteller: Tad Hilgenbrink, Sophie Monk, William Sadler, Janet Montgomery
Mit Ausnahme von „Wrong Turn 2: Dead End“, „Hatchet“ und „Laid to Rest“ gab es in letzter Zeit kaum gute Horrorfilme, die als DVD-Premieren das Licht der Welt erblickten. Wenn man noch dazu in Betracht zieht, dass „The Hills Run Red“ von Dark Castle produziert wurde, einem unternehmen, dass für Schwachsinn wie „Ghost Ship“ und „Return to House on Haunted Hill“ verantwortlich zeichnet, dann lässt dies nichts Gutes erwarten. Ein Regisseur verfügt dann über wahres Talent, wenn es ihm gelingt, an den Studiobossen und deren „Wie kann ich mehr Umsatz machen“-Mentalität vorbei mit minimalem Budget einen Film zu drehen, den die Zuschauer nicht sobald vergessen werden. Dave Parker hat mit „The Hills Run Red“ dieses Kunststück zuwege gebracht und uns ein herrlich böses kleines Meisterwerk beschert, ein Hohelied auf den klassischen Slasher-Film, das reichlich Lacher, Schockelemente und jede Menge Blut für die Fans bereithält.
In „The Hills Run Red“ geht es um Tyler (Tad Hilgenbrink), einen Filmstudenten, der davon besessen ist, eine vollständige Version des titelgebenden Films in die Hände zu bekommen. Dabei handelt es sich um einen obskuren Horrorfilm, der gleich nach seiner Premiere wegen übermäßiger Brutalität aus den Kinos verbannt wurde. Gerüchten zufolge sollen Darsteller und technischer Stab tatsächlich ermordet worden sein, als Regisseur Wilson Wyler Concannon bei seinen Versuchen, total realistische Gewalt auf die Leinwand zu bringen, zu weit ging. Concannon selbst verschwand wenige Jahre nach der Veröffentlichung des Films spurlos. Allgemein wird er für tot gehalten. Tyler überredet seine Freundin Serina (Janet Montgomery) und seinen besten Freund Lalo (Alex Wyndham), ihm dabei zu helfen, eine Dokumentation über die wahren Hintergründe des Films zu drehen und eine vollständige Kopie desselben zu finden.
Da werden Erinnerungen an John Carpenters Kurzfilm „Cigarette Burns“ wach, den die Protagonisten von „The Hills Run Red“ leider nicht gesehen haben dürften, denn sonst wüssten sie, dass es eine schlechte Idee ist, nach berüchtigten verlorenen Filmen zu suchen. Als Tyler erfährt, wo sich Concannons Tochter Alexa (Sophie Monk) aufhält, die einzige Überlebende der Dreharbeiten, macht er sich sofort auf den Weg. Sie arbeitet in einem miesen Stripschuppen und ist drogenabhängig. Er sperrt sie in ihrem Motelzimmer ein und zwingt sie zum Entzug. Als sie wieder klar denken kann, bietet sie ihm – wohl auch aus Dankbarkeit – an, ihn als Führerin zu begleiten.
Die kleine Gruppe macht sich auf in den Wald und zu dem Haus, die seinerzeit sie Schauplätze für den Film abgaben. Keiner von ihnen ahnt, welchen Gefahren sie sich damit aussetzen. Die Dreharbeiten zu „The Hills Run Red“ wurden nämlich nie abgeschlossen – und irgendjemand streift da draußen herum und versucht noch immer, echte Angst, brutale Gewalt und möglichst realistische Todesszenen auf Zelluloid zu bannen…
„The Hills Run Red“ ist ein Film, auf den man sich voll und ganz einlassen muss. Das soll nicht bedeuten, dass er langatmig ist, sondern lediglich, dass durch etliche Wendungen systematisch Spannung aufgebaut wird, die sich in einer finalen Überraschung entlädt. Bis dahin versteht es Regisseur Parker gekonnt, mit den Erwartungen der Zuschauer zu spielen, indem er so ziemlich alle Klischees des Slasher-Films aufgreift und ins Gegenteil verkehrt. Diese Anspielungen ermöglichen es den Machern auch, immer wieder komische Momente einzubauen, so dass die Balance zwischen Humor und Morden stets gewahrt bleibt.
Nach den ersten 40 oder 45 Minuten werden sie sich vielleicht fragen, was es mit dem ganzen Getue um „The Hills Run Red“ auf sich hat. Bis dahin ist es ein typischer „Junge Leute werden im Wald verfolgt“-Film, der außer einigen Lachern, ein paar Morden, einer Menge nackter Haut (Dank an Sophie Monk) und einem Grindhouse-artigen Trailer für „Hills“ wenig zu bieten hat. Aber ab dem Moment, da Wilson Wyler Concannon (William Sandler) auf der Bildfläche erscheint – ja er lebt und erfreut sich bester Gesundheit -, bekommt der Film eine ganz andere Dynamik und zwingt den Zuschauer, alle Erwartungen und Vermutungen über Bord zu werfen. Es scheint fast so, als wollte Dave Parker sagen: „Vergesst, was ihr zu wissen glaubt – es wird in meinem Film nicht passieren.“ Mehr über den weiteren Inhalt zu verraten, würde das Filmvergnügen allzu sehr trüben.
Unter den Darstellern ragt William Sandler in der - zugegeben dankbaren - Rolle des besessenen Regisseurs heraus, aber auch Sophie Monk, die seine Tochter spielt, liefert eine überraschend gute Leistung ab. Häufig fällt es schwer, Schauspielerinnen, die sich in Low-Budget-Filmen ausziehen, ernst zu nehmen, aber sie versteht es, neben den Nacktszenen auch eine komplexe Charakterentwicklung - von lasziver Schlampe, über völlig erledigte Drogenabhängige, verlässliche Freundin bis hin zum verängstigten kleinen Mädchen (und noch einiges mehr) – glaubhaft darzustellen. Janet Montgomery als um Aufmerksamkeit buhlende Freundin des Helden und Alex Wyndham in der Rolle seines besten Freundes bieten solide Leistungen. Einer der wenigen Schwachpunkte des Films ist die (Fehl)Besetzung von Tad Hilgenbrink als Tyler. Er ist sicher kein schlechter Schauspieler, auch hier ist er zumindest erträglich, aber er sieht einfach nicht aus wie ein Horrorfilm-versessener Streber; er ist zu attraktiv für die Rolle (und wirkt viel überzeugender gegen Ende des Films, wenn er verschmutzt und blutig ist).
„The Hills Run Red“, der gleichnamige Film im Film ist - auch das eine kleine Enttäuschung - blutiger als der eigentliche Film selbst. Irgendwie hat man das Gefühl, dass ein richtig brutaler Mord mehr das Ganze noch um die entscheidende Spur besser gemacht hätte. Darüber hinaus gibt es einige Momente, die einen vor Schreck aus dem Sessel springen lassen, besonders eine Szene, in der eine junge Frau zerrissen wird (diese Szene bekommt man sogar zweimal zu sehen!). Die kleinen Hommagen, die sich wie ein roter Faden durch den Film ziehen, sind Beweis für Dave Parkers Liebe zum Genre und werden jeden Fan freuen. Der Trailer für den Film im Film ist perfekt gemacht und macht die Geschichte zusammen mit den Postern in Tylers Zimmer noch glaubwürdiger. Die Effekte während der Tötungsszenen können bisweilen nicht ganz überzeugen, aber dieser technische Mangel wird mehr als aufgewogen durch den Einfallsreichtum, mit dem diese Szenen gestalten wurden.
Das Beste an „The Hills Run Red“ ist jedoch der Killer – der grandiose Babyface. Diese brutale und einfältige Tötungsmaschine hat das Zeug zur Ikone; das Design der Maske ist vollauf gelungen, zugleich ästhetisch und grausig, und dann gibt es auch noch die „Todesrassel“ - wer sie hört, ist schon so gut wie tot. Die Eröffnungssequenz, in der die Anfänge von Babyface gezeigt werden, ist ein unmittelbarer Angriff auf die Sinne, eine Mischung aus blutigem Grauen, atmosphärischer Beleuchtung und lautem Donnern, die in einem markerschütternden Schrei gipfelt.
Diese Szene allein genügt, um den Zuschauer zu überzeugen, dass „The Hills Run Red“ der Konkurrenz um Längen voraus ist.
Seit seiner Fertigstellung fragten sich viele besorgte Horrorfans, ob der Film wohl genauso von der Bildfläche verschwinden würde wie der fiktive, um den es darin geht. Zum Glück hat sich diese Befürchtung nicht bewahrheitet, denn „The Hills Run Red“ ist seit kurzem auf DVD erhältlich. Wenn Sie ein Fan von Slasher-Filmen sind, oder auch nur innovativen Horror mit vielen Wendungen mögen, dann sollten Sie sich dieses kleine Meisterwerk nicht entgehen lassen.
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