Eine Spur besser als die ersten beiden Teile, aber immer noch meilenweit entfernt von einem guten Film
Originaltitel: The Twilight Saga: Eclipse
Herstellungsland: USA 2010
Regie: David Slade
Drehbuch: Melissa Rosenberg, basierend auf dem Roman von Stephenie Meyer
Darsteller: Robert Pattinson, Kristen Stewart, Taylor Lautner, Bryce Dallas Howard, Anna Kendrick, Michael Welch, Christian Serratos, Jackson Rathbone, Ashley Greene, Peter Facinelli, Kellan Lutz
Und nun geht also die Parabel von der keuschen holden Maid weiter…und weiter. Das Epos der ungeöffneten Dose wird fortgesetzt. Wenn der Abspann des dritten „Twilight“-Filmes zu rollen beginnt, nach mehr als zwei Stunden, hat sich noch immer nichts daran geändert. Im vergleich zu dem jungfräulichen Highschool-Mädchen Bella Swann wirkt Doris Day wie ein betrunkene Nymphomanin aus der Hölle.
Bella (Kristen Stewart) ist noch immer bis über beide Ohren in ihren Traumprinzen/Vampir Edward Cullen verliebt. Dieser wird von Robert Pattinson gespielt, der unattraktive Koteletten, beige Kontaktlinsen und zunehmend ungepflegtes Haar hat und wie eine Art schüchterner, untoter Elvis wirkt. Aber ihr wird natürlich auch noch von einem attraktiven Werwolf namens Jacob (Taylor Lautner), einem unbekümmerten Individuum, das nie ein Hemd trägt und tiefe Gefühle für sie hegt, der Hof gemacht. Beide, Edward und Jacob, sind ritterlich genug, sie nicht unter Druck zu setzen, denn sie wissen, dass Bella für den Fall, dass die Beziehung körperlich werden sollte, ihre menschliche Identität aufgeben und sich mit Leib und Seele ihrem Zukünftigen überantworten muss. Und ein scheinheiliger Kompromiss, wie der, durch den Ex-Präsident Bill Clinton technisch gesehen „Beziehungen“ mit Monica Lewinsky vermied, ist nicht möglich. Bis jetzt konnte sich Bella nicht überwinden, den folgenschweren Schritt zu tun, aber sie mag Edward auf jeden Fall lieber als Jacob.
Zu Beginn des dritten Teiles scheint sie die Absicht zu haben, Edward noch warten zu lassen, allerdings nur noch bis zu ihrem Highschool-Abschluss. Aber dann ändern sich die Dinge. Edward macht ihr einen Heiratsantrag, weshalb der Zeitpunkt weiter in die Zukunft verschoben wird. Nun ist er bereit zu warten, bis sie Mr. und Mrs. Cullen sind. Wer weiß schon, ob es nicht noch viel mehr Ausreden geben wird, um einen Aufschub der „bösen“ Stunde zu erreichen? Vielleicht wird sie Edward warten lassen, bis sie mit dem College fertig ist, bis sie ihren Doktor gemacht hat, bis sie Anwältin geworden ist oder bis er seine erste Prostatauntersuchung hinter sich hat. Oder sie wird nachgeben und ihn irgendwann im vierten („Breaking Dawn Teil 1“, voraussichtlich 2011) oder fünften („Breaking Dawn Teil 2“, irgendwann 2012) „Twilight“-Film ranlassen. Ich kann nur hoffen, dass die Erwartungen dieser beiden Leute ans erste Mal bis dahin nicht unrealistisch hoch geworden sind.
Die neueste Krise in Bellas emotionalem und nichtsexuellem Leben fällt mit schlimmen Ereignissen in Seattle zusammen. Ein grotesker Serienmörder ist anscheinend dabei, die lokale Bevölkerung zu dezimieren: Vorkommnisse, die Bellas geschiedener Vater, ein Polizist, müßig in der Zeitung verfolgt, während er vielleicht ein kühles Bier geniest. Man sieht eine leere Dose auf dem Kaffeetisch, was wohl bedeutet, dass er einsam ist, aber nicht allzu sehr.
Aber wir wissen, dass der Schuldige streng genommen kein Mensch ist. Eine Horde „neugeborener“ Vampire läuft Amok, und zwar unter dem Einfluss der rothaarigen Viktoria (diesmal von Bryce Dallas Howard gespielt), die nur noch auf Rache aus ist, seit Edward ihren Liebsten, James, im letzten Film tötete. Diese schreckliche neue Gruppe von Vampiren dürstet danach, Bella zu vernichten. Deshalb müssen sich die Vampire und die Werwölfe, Team Edward und Team Jacob, zusammenraufen, um die Eindringlinge abzuwehren und Bella zu beschützen.
Es gibt da eine faszinierende Szene, in der, nachdem sie Bellas Geruch genutzt haben, um die Neugeborenen zu einem bestimmten strategisch vorteilhaften Teil des Waldes zu locken, wo der alles entscheidende Kampf stattfinden soll, Jacob sie auf seinen starken Armen durch den Wald tragen muss, um ihren Körpergeruch zu überdecken – glaube ich -, und Bella sich an ihn schmiegt. Dies sieht verdächtig nach einer weiteren Entschuldigung für nichtsexuellen Körperkontakt aus.
Es ist zu einem Gemeinplatz geworden, festzustellen, dass die Liebesbeziehungen zwischen Vampiren und anderen Kreaturen in „Twilight“-Büchern und –filmen als Metapher für Enthaltsamkeit und Verweigerung dienen. Immer und immer wieder pflanzen sich Edward und Jacob voreinander auf; immer und immer wieder werfen sie einander vernichtende Blicke zu. Irgendwie passiert es, dass sie gemeinsam auf dem abgelegen Berg campieren, noch dazu alle drei in einem Zelt, und während Bella sittsam ein wenig schläft, verhöhnen die beiden Alpha-Männchen einander. „Ich gehe Dir wirklich unter Deine eiskalte Haut, oder etwa nicht?“ stößt Jacob hervor. „Wären wir nicht von Natur aus Feinde, könnte ich dich beinahe mögen“, murmelt Edward.
Oh, mein Gott, die Spannung zwischen den beiden könnte man mit einem Messer schneiden. Später findet Jacob heraus, dass Edward mit Bella verlobt ist, was ihn verständlicherweise die Fassung verlieren lässt. Das Publikum darf sich fragen, ob seine Gefühlslage nicht doch ein wenig verworrener ist. Hätte jemand wie E Annie Proulx oder Larry McMurtry diese Geschichte ersonnen, müsste Jacob wahrscheinlich nach seiner Rückkehr von dem Berg irgendeinen wenig erfüllenden Viehtreiberjob annehmen, während Edward im Landmaschinenhandel von Bellas Vater arbeitet. Hier kämpfen sie weiter mit den Rollen, die ihnen die Gesellschaft aufgezwungen hat. Diese Vampirgeschichte war im ersten Teil erfrischend neuartig: jetzt, da die Filme vier und fünf gedreht werden, scheint es an der Zeit, den Holzpflock zu schärfen.
Fazit: Es wird viel über Gefühle geredet, aber wenigstens gibt es dank der „neugeborenen“ Vampire diesmal auch ein wenig Action, so dass man nicht ganz ins Koma fällt.
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