Billig produzierter, aber recht unterhaltsamer U-Bahn-Horror.
Originaltitel: Stag Night
Herstellungsland: USA 2008
Regie: Peter A. Dowling
Drehbuch: Peter A. Dowling
Darsteller: Scott Adkins, Breckin Meyer, Kip Pardue, Vinessa Shaw, Karl Geary, Luca Bercovici
Die U-Bahn war schon immer ein beliebter und äußerst geeigneter Schauplatz für Horrorfilme, man denke etwa an „Creep“ mit Franka Potente oder „The Midnight Meat Train“. Die nervenaufreibende Vorstellung, dass die Protagonisten nur wenige Meter von der rettenden Erdoberfläche entfernt sind, wo unzählige Menschen mehr oder weniger zufrieden ihren alltäglichen Beschäftigungen nach gehen, ohne auch nur zu ahnen, welche Gefahren unter ihnen lauern, hat schon etwas für sich. Bedient man sich dieses schon von Natur aus mulmige Gefühle auslösenden Schauplatzes, kann im allgemeinen nicht mehr allzu viel schiefgehen, und das tut es auch bei „Stag Night“, dem aktuellsten in den Schächten unter der Großstadt angesiedelten Genrestreifen nicht.
„Stag Night“ ist das Regiedebüt von Peter A. Dowling, der zuvor schon das Drehbuch zu dem Jodie-Foster-Vehikel „Flight Plan“ schrieb, und erzählt die Geschichte des künftigen Bräutigams Mike (Kip Pardue), mit vier Freunden beim Junggesellenabschied die Stadt unsicher macht. Als sein dickköpfiger und streitsüchtiger Bruder Tony (Breckin Meyer, der die Rolle des Arschlochs wirklich gut drauf hat) dafür sorgt, dass die Gruppe aus einem Stripclub hinausfliegt, entschließen sich die aufgekratzten jungen Männer, die U-Bahn zu besteigen, um ein anderes Lokal aufzusuchen. Im Zug treffen sie auf einige Stripperinnen, an die sich Tony auf so penetrante Weise heranmacht, dass die Ladies zum Pfefferspray greifen, woraufhin die munteren Gesellen bei einem außerplanmäßigen Zwischenstopp aussteigen und die Garnitur ohne sie weiterfährt.
Nun sind sie in einem Teilstück der U-Bahn gestrandet, das in den 1970-er Jahren gesperrt wurde. Natürlich funktionieren dort ihre Mobiltelefone nicht, und während die jungen Leute noch überlegen, was sie nun tun sollen, werden sie zufällig Zeugen, wie ein Sicherheitsbeamter von einer Bande obdachloser Psychopathen aufgeschlitzt wird. Als sie entdeckt werden, bleibt ihnen nur noch die Flucht vor den Macheten schwingenden „Tunnel Rats“ (Tunnelratten).
Sobald die Handlung mit dem Auftauchen der „Tunnel Rats“ so richtig in Gang kommt, entpuppt sich „Stag Night“ als heftiges und spannendes Werk. Dowling versteht es, das Tempo hoch zu halten – er legt nur kurze Pausen ein, um die Protagonisten (und das Publikum) ein wenig durchatmen zu lassen oder beeindruckend nervenaufreibende Versteckspiel-Szenarien zu gestalten, ehe die Jagd weitergeht. Visuell gibt es wenig auszusetzen, die Beleuchtung in der dumpfen, nasskalten Umgebung ist zumeist gelungen, und oft helfen überlegt eingebaute Details – zum Beispiel Fliesen, die von der Wand bröckeln, als jemand aufgespießt wird – dabei, den Szenen das gewisse Etwas zu verleihen. Besondere Erwähnung verdient auch die Filmmusik alter Schule von Benedikt Brydern, die perfekt zu dem Gemetzel passt. Er hat einfache, aber effektive Musikstücke geschaffen, die mit den Bildern hervorragend harmonieren, ohne sich je in den Vordergrund zu drängen.
An den schauspielerischen Leistungen gibt es wenig auszusetzen, besonders gut gefielen mir Breckin Meyer und der aus den Fernsehserien „The Burrowers“ und „Gravity“ bekannte Karl Geary. Unter den Hauptdarstellern werden Sie vielleicht auch den kampfsporterprobten Scott Adkins erkennen, der hier genau null Schläge gegen die Psychopathen austeilt, die ihm ans Leder wollen! Es wäre schön gewesen, hätte er sich mit einigen von ihnen einen Kampf geliefert, aber andererseits ist es beruhigend zu sehen, dass er sich nicht in eine Schublade pressen lassen möchte.
Was Blut und Gewalt angeht, ist „Stag Night“ nicht gerade zimperlich: reichlich spritzende Arterien, blutige Enthauptungen, eingeschlagene Schädel – für die meisten Geschmäcker dürfte das mehr als ausreichend sein. Die wilden (und kannibalischen) „Tunnel Rats“ sind bösartige Wesen - knurrende, grunzende Untermenschen, die anscheinend nur existieren, um ihre Beute auf möglichst brutale Weise zur Strecke zu bringen. Deshalb ist es traurig, dass gerade diese Bösewichte eines der größten Probleme des Films darstellen. Sie alle sehen identisch aus – fast so, als hätte man Rob Zombie, einen Höhlenmenschen, und einen Serienkiller in einen von Seth Brundles Transportkammern gesteckt. Im Verlauf der Handlung erfährt man ein wenig mehr darüber, wie sie da unten leben, aber umfassendere Informationen über die wilde Meute und ein wenig mehr Originalität in punkto Design/Make-up der Antagonisten hätten „Stag Night“ mit Sicherheit gut getan.
Im Großen und Ganzen jedoch ist „Stag Night“ ein gelungener Genrestreifen, der genug überdurchschnittliche Gewaltszenen und Effekte bietet, um einen Empfehlung wert zu sein. Er gibt nicht vor, mehr sein zu wollen als er ist, weiß genau, was das Publikum erwartet, und ist deshalb ein würdiger, wenn auch anspruchsloser Gruselfilm für einen unterhaltsamen Samstagabend. Allerdings sollen Sie einen guten Magen haben, denn von den sehr wackeligen Handkameraaufnahmen kann einem leicht übel werden.
Fazit: Nicht sonderlich origineller, aber solide gemachter Genrestreifen, dem man das geringe Budget bisweilen anmerkt, der aber doch weitgehend zu überzeugen versteht.
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