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The Collector (2009)

Freitag, 25. Juni 2010

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Dieser brutale Horrorfilm beweist, dass es langweilig wird, Tabus zu brechen

The Collector movie poster

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Originaltitel: The Collector
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Marcus Dunstan
Drehbuch: Patrick Melton, Marcus Dunstan
Darsteller: Josh Stewart, Michael Reilly Burke, Andrea Roth, Juan Fernandez, Karley Scott Collins, Madeline Zima, Daniella Alonso, Alex Feldman

Als ich zum ersten Mal von „The Collector“ hörte, dem neuesten obszön langweiligen Beitrag in Sachen Gewaltporno, fragte ich mich, ob die Erben von John Fowles – Autor des berühmten Romans über einen Durchschnittsangestellten, der von William Wyler im Jahre 1965 verfilmt wurde – da nicht eine Urheberrechtsverletzung geltend machen könnten.

Und dann sah ich den neuen Film. „Saw“ war das Wort, das mir sofort durch den Kopf schoss, denn Regisseur und Drehbuchautor Marcus Dunston sowie sein Co-Autor Patrick Melton waren ab dem vierten Teil maßgeblich an der in Sachen filmische Gewalt wegbereitenden Serie beteiligt. Einfallsreicher Sadismus und animalische Brutalität scheinen den beiden Herren im Blut zu liegen. Offen gesagt, außer demselben Titel hat der neue „Collector“ so gut wie nichts gemein mit dem netten, gruseligen kleinen Film aus den 60-er Jahren, in dem zwar auch es um Kidnapping und Gefangenschaft ging, der aber vor allem die Unterschiede thematisierte, die durch die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Klassen und ungleichen Zugang zu Bildung verursacht werden.

Allerdings ist in Wylers Thriller auch der Ursprung der Plots von „Saw“, „Hostel“ und dem ganzen Rest des Genres zu sehen. Der Unterschied ist nur, dass Terence Stamps geliebter Schmetterling nicht gezwungen, sich die eigenen Beine abzutrennen, um gefüttert zu werden oder sich zu befreien. Während Fowles die Zeit zu philosophischen Gedankengängen über die Bedeutung von Natur und Klassenzugehörigkeit nützte, ziehen es die durch die „Saw“-Schule gegangenen Macher dieses Streifens vor, sich voll und ganz der Demütigung von Menschen zu widmen, vor allem durch das Malträtieren menschlichen Fleisches, was ausführlich und in allen möglichen Variationen zelebriert wird. Dennoch kommt angesichts des spritzenden Blutes und der Schmerzenschreie der Opfer nie wirklich Spannung auf, weshalb „The Collector“ letztendlich nicht viel mehr ist als eine Erwachsenenversion von „Kevin – Allein zu Haus“. Und wissen Sie, was das schlimmste ist? Das Ganze ist todlangweilig.

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Es gab einmal eine Zeit, da wusste man, wo die Grenzen waren; es gab in Sachen Gewalt und Nacktheit eine Grenze, die geradezu danach schrie, überschritten und mit Füßen getreten zu werden. Und als sie dann überschritten wurde, fühlten sich die Filmemacher wie die Entdecker und Eroberer bisher unbekannter Welten; dieser orgasmusgleiche Kugelhagel am Ende von „Bonnie und Clyde“ war sexuell und brutal zugleich – und eine Offenbarung. Die blutspritzenden Kugeleinschläge in „The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz“ und die Gräueltaten in „Das Wiegenlied vom Totschlag“ brachten ein wenig von der Brutalität des Vietnamkrieges in die amerikanischen Kinos und Wohnzimmer. Gewalt war noch ein kraftvolles Ausdrucksmittel – etwas, aus dem man eine Lehre ziehen konnte -, wenn sie den intelligent und in Maßen eingesetzt wurde. Und warum? Weil es eine klare Trennlinie zwischen dem Akzeptablen und dem Tabu gab.

Ich hasse Zensur, und ich bin der letzte, der eine Rückkehr dieser Trennlinie fordern würde; das Beste am Kino der letzten Jahrzehnte war, diese Tabus eines nach dem anderen fallen zu sehen. Aber ihr Fehlen nimmt den modernen Filmemachern die Möglichkeit, sich an ihnen zu messen. Jenseits des Grenzzaunes, der einst klare Richtlinien bot, liegen nun Verstümmelung, Mega-Blutvergießen und unbekümmert einfallsreicher Mord.

Und Langeweile. Wo ist Gaspar Noe, wenn man ihn braucht?

Aber damit zurück zu „The Collector“. Die Eingangsszene, in der Motten in einer Straßenlampe gefangen sind, ist besonders treffend: Wenn das Blut zu fließen beginnt, fühlt sich der Zuschauer genauso wie diese erschöpften Insekten.

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Auftritt Blitz und Donner, sanft klimpernder Luster und zuckende Großaufnahmen. Ein frettchenartiges Faktotum (Josh Stewart) ist gerade dabei, das Haus von Auftraggebern, die auf Urlaub sein sollen, auszurauben, als er einen zweiten Eindringling bemerkt: einen Psychopathen in Ninja-Aufmachung. Mit Hilfe von Rollen und Drähten kunstvoll aufgebaute Guillotinen (ist der Psychopath schon seit Wochen im Haus?) werden ergänzt von säuregetränkten Fußböden (oh weh, arme Katze!) und diversen spitzen Gegenständen.

Konfrontiert mit wörtlichem und ideologischem Mist (zum Beispiel einem Killer, der lediglich aufgrund homophober Beleidigungen durchdreht), entscheidet der Held, dass seine Zähne und Finger unbedeutende Opfer sind, wenn es darum geht, Leben zu retten.

Unter der schwachen Regie von Marcus Dunstan bietet „The Collector“ Quälerei in einem Vakuum, einen Bösewicht ohne Motiv und einen Helden mit mehr persönlichen Problemen als Zeilen Text. Zum Glück hat der Regisseur eine gute Erklärung für die mangelnde Redseligkeit der Hauptfigur.

„Der Film lebt vor allem davon, ihm beim Denken zuzusehen – und das ist Schwerarbeit“, ließ er in den Presseinformationen verlauten. Sie sagten das, Mr. Dunstan, nicht ich.

Nägel im Hirn, Kneifzange an der Zunge und Brüste in der Hand, das ist alles, was der Film zu bieten hat.

Fazit: „Saw“ für Arme. Trotz vieler Gewaltmomente und Unmengen von Kunstblut ein eintöniger Streifen, der nur Leuten zu empfehlen ist, die ausnahmslos jeden Splatterfilm gesehen haben müssen.

Anmerkung: Die deutsche Version ist um circa 2 Minuten gekürzt!! (Allerdings ist die ungekürzte Fassung um nichts besser, nur eben länger.)

 

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