Ich bin auf http://filmundco.com übersiedelt.

Das Neueste

Robin Hood - oder: Ist Ridley Scott senil?

Dienstag, 1. Juni 2010

Bookmark and Share

 

Ich weiß, der Film ist nicht mehr ganz aktuell, aber am vergangenen Samstag wurde mir das Unglück zuteil, von Freunden mit einer Einladung ins Kino überrascht zu werden. Ich gehe sehr gerne ins Kino, aber der an diesem Abend gezeigte Film war der reinste Horror, und zwar nicht der von der guten Art.

Gezeigt wurde Ridley Scotts neuester Schinken, „Robin Hood“. Man sollte meinen, dass man bei diesem Thema nichts falsch machen kann – es handelt sich schließlich um Robin Hood, verdammt noch mal. Der Typ hat Pfeil und Bogen, er bestiehlt die Reichen und gibt den Armen, Ende. Nichts leichter als das, oder? Immerhin wurden schon jede Menge Robin-Hood-Filme gedreht. Wie viele mag es wohl geben? Ungefähr 5000, von den leichtgewichtigen, mittlerweile stark veraltet wirkenden Streifen mit Errol Flynn über den Disney-Cartoon, in dem Robin ein singender Fuchs war, bis hin zu diesem Kevin Costner/Morgan Freeman/Christian Slater/Bryan Adams/Alan Rickman-wird-dir-das-Herz-mit-einem-Löffel-aus-der-Brust-reißen-Kitsch. Und dennoch: jeder dieser 5000 Robin Hoods ist besser als Ridley Scotts neuer „Robin Hood“, und ja, da ist auch „Robin Hood – Helden in Strumpfhosen“ mit einbezogen.

Denn eines spricht für die so oft verfilmte Robin-Hood-Geschichte: Sie funktioniert. Jeder mag Robin Hood, jeder hasst den Sheriff von Nottingham, jeder findet es cool, wenn Robin mit seinem Bogen Wundertaten vollbringt. Wirklich jeder? Nein, Ridley Scott scheint da anderer Meinung zu sein.

robin-hood-russell-crowe

Anstatt dem Helden dabei zuzusehen, wie er den Reichen nimmt, um den armen zu geben, oder wie er den Sheriff von Nottingham bekämpft, oder wie er irgendetwas tut, dass man als cool bezeichnen könnte, muss das Publikum ein weiteres Mal „Braveheart“ über sich ergehen lassen. In Ridley Scotts Verfilmung hört Robin auf den Namen Robin Longstride (er wird von Russell Crowe gespielt, dem der Regisseur gesagt haben dürfte, er solle die ganze Zeit über finster dreinschauen) und ist ein Bogenschütze in der Armee des bald dahinscheidenden Königs Richard (Danny Huston). Aufgrund verschiedenster gewundener und kaum nachvollziehbarer Kunstgriffe gelangt Robin ins Dorf Nottingham, wo er auf mürrische Weise und wie immer düster dreinblickend mit Marion Loxley (Cate Blanchett) flirtet und sich zunehmend darüber aufregt, dass Richards Nachfolger, König John (Oscar Isaac), ein Volltrottel ist. Oh, und die Franzosen greifen an! Neunzehn Stunden später endet alles mit einer großen Ansprache und einer noch größeren Schlacht, und es kommt auch eine seltsame Szene vor, in der Robin verdrängte Kindheitserinnerungen erforscht, ein, wie ich glaube, nobler, aber vergeblicher Versuch, ihm mehr emotionale Tiefe zu verleihen als einem Zeichentrickfuchs.

Ich könnte mich ewig auslassen über die kaum voneinander unterscheidbaren Charaktere von „Robin Hood“, oder den Umstand, dass Ridley Scott nicht nur einen, sondern gleich mehrere

Schauspieler so ausstaffieren ließ, dass sie ihm ähneln, oder die Oberflächlichkeit des Streifens, aber die schlichte Wahrheit ist: Ridley Scotts „Robin Hood“ ist fürchterlich und langweilig. Aber wenigstens gibt es 4999 Robin Hoods, die besser sind als dieser.

Verwandter Beitrag:

Robin Hood (2010)

 

0 comments

Kommentar veröffentlichen