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Splice

Donnerstag, 3. Juni 2010

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Was als Parabel auf die Überheblichkeit der modernen Wissenschaft beginnt, endet als 08/15 Horrorfilm

Splice-Movie-Poster

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Originaltitel: Splice
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Vincenzo Natali
Drehbuch: Vincenzo Natali, Antoinette Terry Bryant. Doug Taylor
Darsteller: Adrien Brody, Sarah Polley, Delphine Chaneac, Brandon McGibbon, Simona Maicanescu, David Hewlett, Abigail Chu

Wenn sich ausgezeichnete Schauspieler für einen Film verpflichten, dann neigt man dazu, diesem mehr Aufmerksamkeit zu schenken, vor allem wenn sie sich mit vollstem Einsatz in ihre Rollen vertiefen.

Das Mitwirken der hervorragenden kanadischen Actrice Sarah Polley und des Oscargewinners Adrien Brody ist wohl der Hauptgrund dafür, dass dem nachdenklichen und atmosphärisch dichten Gentechnik-Horrorthriller „Splice“ von den Kritikern mit beachtlichem Wohlwollen aufgenommen wurde.

Vincenzo Natalis Film greift während seiner etwas mehr als hundert Minuten Laufzeit so heiße Eisen wie wissenschaftliche Überheblichkeit, die Amoral der Wirtschaftswelt und elterliches Versagen auf. Im Laufe der Handlung gleiten die Charaktere, die sich zunächst lediglich ethischer Verfehlungen schuldig machen, nach und nach in die tiefsten Tiefen menschlicher Verkommenheit hinab.

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„Splice“ beginnt vielversprechend als verrückte modernistische Variante einer klassischen Science-Fiction-Moralgeschichte. Dass er in der Folge zu konventionellem Genrehorror verkommt, ist mehr als enttäuschend.

Sarah Polley und Adrien Brody spielen Wissenschafter, die von einem großen pharmazeutischen Unternehmen eingestellt wurden, um Leben zu erschaffen – große, wurmartige Kreaturen, die sich wie Tiere verhalten, aber dabei wertvolle Nebenprodukte hervorbringen. Ihr „wissenschaftlicher Durchbruch des Jahrhunderts“ muss allerdings auch Geld einbringen. Und zwar rasch. Da das Unternehmen immer mehr Druck auf sie ausübt und damit droht, die Forschungsgelder zu kürzen oder das Projekt ganz abzublasen, drängt Elsa (Polley) Clive (Brody), den nächsten Schritt zu wagen – nämlich eine hybride Lebensform zu schaffen, und zwar unter Verwendung menschlicher DNS – kurz, eine Kreatur, die Heilmittel für menschliche Krankheiten produziert. Clives Einwand, dass sie dafür ins Gefängnis wandern könnten, wird von seiner dominanten Ehefrau, die ganz besessen davon ist, in unbekannte Gefilde vorzustoßen, nicht einmal ignoriert.

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Sie erschaffen etwas Neues, Doch bald stellt sich heraus, dass dieses Geschöpf über wesentlich mehr menschliche Eigenschaften verfügt, als sie erwartet hatten, und die ungewollt kinderlose Elsa entschließt sich dazu, Dren (die Umkehrung von Nerd), eine menschenähnliche Kreatur, die von einem Menschen (Delphine Chaneac) verkörpert wird, mit Hilfe modernster elektronischer Technik zu verbessern. Oh weh. Da hat wohl jemand noch nie von „Frankenstein“ gehört.

Vincenzo Natalis (ja, er hat „Cube“ gemacht) stark an David Cronenberg orientierter Film ist clever und hip und steckt die Wissenschafter in ein frostig anmutendes Gewirr aus unterirdischen Labors, fremd wirkenden Gerätschaften und subversiver Wissenschaft. Fragen der Moral werden aufgeworfen. Und das coole Wissenschafterpaar fährt einen alten AMC Gremlin und der nebenberufliche Musikproduzent Brody führt seine beträchtliche Sammlung von Hip-Hop-Kleidung und hippen T-Shirts vor.

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Aber Polley ist das Herz von „Splice“. Sie spielt eine vom Leben gezeichnete, impulsive Frau, die das Brechen aller Regeln mit dem lapidaren Satz „Wissenschafter überschreiten Grenzen“ rechtfertigt. Komischerweise streiten die beiden Wissenschafter darüber, wie sie Dren „erziehen“ sollen, die über einige verstörende und tödliche physische Merkmale verfügt. Wirklich vorhersehbar und oberflächlich wird der Film aber erst, nachdem sie die Kreatur aus dem Labor geholt und in ein einsam gelegenes Farmhaus mitgenommen haben, wo Elsas Vergangenheit und so mancher Horrorfilm ihre Schlafstätte haben.

Man kann erahnen, warum sich Polley („Mein Leben ohne mich“) und Brody („Der Pianist“) für dieses Projekt erwärmen konnten. Aber leider folgt auf die provokanten und doch recht originellen ersten siebzig Minuten ein vorhersehbares Finale, das „Splice“ nur noch wahnsinnig erscheinen lässt. Nicht zu unrecht jammert Elsa: „Wenn man Wahnsinn verstehen könnte, wäre es kein Wahnsinn mehr.“

Fazit: Was als origineller und provokanter Science-Fiction-Thriller beginnt, verkommt gegen Ende zu einem typischen Genrehorrorstreifen. Es ist den Hauptdarstellern zu verdanken, dass „Splice“ dennoch sehenswert ist.

 

 

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