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Ausnahmesituation

Sonntag, 27. Juni 2010

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Schwaches Drama, bei dem der Zuschauer mehr leidet als die kranken Kinder

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Originaltitel: Extraordinary Measures
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Tom Vaughan
Drehbuch: Robert Nelson Jacobs, basierend auf dem Buch von Geeta Anand
Darsteller: Brendan Fraser, Harrsion Ford, Keri Russell, Meredith Droeger, Diego Velazquez, Sam M. Hall, Jared Harris, Patrick Bauchau, Alan Ruck

„Ausnahmesituation“ ist einer jener Filme, die man nur sehr selten zu sehen bekommt. Das liegt vor allem daran, dass sie zumeist n einem Wochentag um 2 Uhr früh im Kabelfernsehen laufen, also zu einer Zeit, da nur jene Taugenichtse vor den Apparaten sitzen, die von den berufstätigen Normalbürgern zugleich verabscheut und beneidet werden.

Der Film ist wenig aufregend, Dauerlächeln von den physisch Behinderten und einzementiertes Stirnrunzeln von den schauspielerisch Behinderten; er hat beinahe Seifenopern-Charakter. Das mag daran liegen, dass es sich bei diesem Projekt um den ersten Ausflug von CBS auf das Gebiet des Kinospielfilms handelt. Und das war ein hinterlistiger Schachzug von den Verantwortlichen: den armen Kinobesuchern wurde die Möglichkeit genommen, den Kanal zu wechseln.

Aber keine Sorge, „Ausnahmesituation“ basiert auf einer herzzerreißenden wahren Geschichte eines Mannes, der verbissen darum kämpft, ein Heilmittel für die tödliche Krankheit seiner Kinder zu finden. Sie werden sich emotional so erpresst fühlen, dass Sie sich selbst einreden werden, der Film sei gut gewesen.

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Harrison Ford ergibt sich endgültig der Mittelmäßigkeit und wirkt während des gesamten Filmes müder und desinteressierter als in den unzähligen Interviews, die er im Laufe seiner Karriere geben musste. Man vergisst fast, dass er einst über so etwas wie Ausstrahlung verfügte – und ein Kinn, das nicht jenem von Foghorn Leghorn ähnelt. Der frühere Superstar spielt Doktor Stonehill, einen Wissenschafter, der glaubt, ein Heilmittel für Morbus Pompe, eine erbliche Stoffwechselerkrankung, gefunden zu haben.

Fords Herausforderer im Kampf um die schlechteste schauspielerische Leistung in „Ausnahmesituation“ ist Brendan Fraser. Es ist schwer zu glauben, dass er vor nicht allzu langer Zeit ein ziemlich attraktiver Schelm war und ein Gesicht hatte, das nicht den Eindruck erweckte, es befinde sich in permanentem Schockzustand. Fraser und Ford stehen herum, blähen ihre Backen auf und lassen Luft aus ihrem Mund entweichen, als stünden sie kurz vor dem Zerplatzen. Fraser macht dabei noch die bessere Figur, er wirkt ernst und erhaben, aber so hat man ihn in den vergangenen Jahren schon allzu oft gesehen, weshalb man nicht recht mit ihm mitfühlen kann und will.

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Die Kinder leiden ungeheuerlich. Allerdings macht ihnen nicht die Pomp´sche Krankheit zu schaffen, sondern das Ärgerliche-Filmkinder-Syndrom. Sie sind ein wenig zu fröhlich, ein wenig zu eigenartig; ein wenig zu viel von der zuckersüßen Kinomagie. Vielleicht sieht Harrison Ford ja deshalb die ganze Zeit so unglücklich aus. Vielleicht sehen die Verantwortlichen der Pharmariesen deshalb auf so sadistische Weise glücklich aus, wenn sie ein ums andere Mal die Hoffnungen, die Leben der kleinen Racker zu retten, zunichte machen.

Immerhin beleuchtet „Ausnahmesituation“ eine interessante und weitgehend übersehene Seite der Heilmittelentwicklung, selbst wenn die großen Bosse der Pharmabranche ausschließlich als Schurken dargestellt werden. Sicher, es ist eine komplizierte Welt, die wir kaum kennen, aber das Unternehmen in diesem Film setzt alles daran, dass die ganze Sache schiefgeht, was völlig unlogisch ist.

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Aber die Logik muss in „Ausnahmesituation“ ohnehin aufrüttelnden Reden weichen. „Ich bin Wissenschafter, mir geht es nicht ums Geld!“ und anderes Geschwafel, dass nur dazu dient, die Guten klar herauszustellen, während sich jeder, der anderer Meinung ist, genauso gut mit Vaseline überschütten könnte, um sein widerlich schleimiges Wesen zu offenbaren.

Dieses allzu offensichtliche Gut-Böse-Schema wirkt rasch ermüdend und es stellt sich nie so etwas wie Spannung, ja nicht einmal Interesse ein. Das schlimmste jedoch ist, dass man nie auch nur für einen Moment Mitgefühl für die leidgeprüfte Familie entwickelt, dass es einen im Grunde kalt lässt, ob die Kinder leben oder sterben. Dies ist ein im wahrsten Sinne des Wortes tödlicher Fehler. Sicher, die Kinder sind ärgerlich und lästig, aber es gibt kaum etwas, womit man Kinogeher leichter zu Tränen rühren kann, als mit sterbenden Kindern, doch „Ausnahmesituation“ funktioniert nicht einmal auf diesem simplen emotionalen Level.

Fazit: Völlig misslungene Verfilmung einer wahren Geschichte, die einen leider völlig kalt lässt. Ein weiterer Beweis dafür, dass Harrison Fords Karriere dem Ende zugeht.

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