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Repo Men – Viel Blut, wenig Handlung

Freitag, 4. Juni 2010

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Eine verdammt blutige Zukunftsvision

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Originaltitel: Repo Men
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Miguel Sapochnik
Drehbuch: Eric Garcia, Garrett Lerner, basierend auf dem Roman „The Repossession Mambo“ von Eric Garcia
Darsteller: Jude Law, Forest Whitaker, Alice Braga, Liev Schreiber, Carice van Houten, Chandler Canterbury

In der ach so glücklichen Zukunft von „Repo Men“ haben wir es mit einer ganz neuen Form von Gesundheitswesen zu tun. Wenn Sie eine Bauchspeicheldrüse brauchen, dann bekommen Sie eine Bauchspeicheldrüse. Die Sache hat nur einen Haken: das Ersatzorgan kostet $618.000. Immerhin ist Ratenzahlung möglich… Doch sollten Sie nur eine einzige Rate nicht pünktlich bezahlen, wird Ihnen ein gedungener Schläger auf den Hals gehetzt, der Sie aufschneiden, das implantierte Organ entnehmen und Sie au dem Boden verbluten lassen wird.

Aber zumindest konnten Sie noch ein wenig mehr Zeit mit Ihren Liebsten verbringen, nicht wahr?

Mit etwas Glück verbringt man diese Zeit nicht mit dem Ansehen hirnloser Thriller in der Art von „Repo Men“, einem trashigen Film, der seine Schreckensvision als Vorwand nutzt, um einige dutzend Körper auf eine so blutige Weise zu zerlegen, dass „Nip/Tuck“ im Vergleich dazu wie „Die Schwarzwaldklinik“ wirkt.

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Die Eingangssequenz des Filmes zeigt gleich, wo es langgeht: Der von Jude Law gespielte Repo-Schläger Remy unterbricht einen zahlungsunwilligen Organempfänger, der sich gerade mit einer Prostituierten verlustiert (Frauen werden in diesem Film fast so negativ dargestellt wie die Zukunft), betäubt den armen Kerl und reißt ihm dann vergnügt die Leber aus dem Leib, wobei er dem Gesang von Rosemary Clooney lauscht. (Immerhin scheinen die Macher des Streifens über guten Musikgeschmack zu verfügen.)

Remy arbeitet oft mit Jake (Forest Whitaker) zusammen. Sie zählen zu den Besten in ihrem Tätigkeitsbereich, obwohl ihr Boss (Liev Schreiber, der anscheinend nur noch amoralische Typen spielt) der Ansicht ist, sie sollten die Hintertür benützen, wenn sie die zurückgeholten Organe abliefern.

„Ich möchte, dass sie kaufen, nicht denken“, sagt der von Schreiber gespielte Verkäufer mit Hinweis auf die Kunden, die im „Schauraum“ am Überlegen sind.

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Remys Frau (Carice van Houten, bekannt aus „Black Book – Das schwarze Buch“) möchte, dass er sich eine andere Arbeit sucht. Anscheinend ist sie unglücklich über seine Arbeitszeiten; dass er Menschen abschlachtet, scheint sie hingegen kaum zu stören. (Sie hat wohl ein gutes Waschmittel gefunden.)

Wie das Schicksal so spielt, wird, wenig überraschend, der Jäger zum Gejagten, nachdem Remy infolge eines Arbeitsunfalls ein neues Herz eingepflanzt werden musste. Absurderweise bekommt unser Held unmittelbar nach dem erfolgreichen Eingriff Gewissensbisse und findet auch gleich noch eine neue Freundin (Alice Braga), die, wie er selbst, auf der Flucht ist, weil sie so viele Implantate in sich trägt, dass sie als Bionic Woman durchgehen würde.

Es ist mehr als verständlich, dass „Repo Men“ jahrelang bei Universal in der Schublade gelegen hat, und das bisschen Sozialsatire, das darin enthalten sein mag, hat das Ablaufdatum längst überschritten. (Der ebenso schlechte Film „Repo!: The Generic Opera“ befasste sich im vergangenen Jahr mit demselben Thema.)

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Als Actionthriller funktioniert „Repo Men“ auch nicht wirklich, denn dafür enthält er zu viel langweiligen Blödsinn und zu viele unfreiwillig komische Momente, an denen Jude Law Action Hero beteiligt ist. (Es sei denn, diese Szenen waren von Regisseur Miguel Sapochnik ebenfalls als Satire angelegt; aber dann unterscheidet sich seine Vorstellung von Humor beträchtlich von meiner.)

Ohne allzu sehr ins Detail zu gehen, soll nicht unerwähnt bleiben, dass das „überraschende“ Ende die Scheiß-auf-die-Logik-Einstellung des Films mühelos in ungeahnte Sphären katapultiert. Aber es beweist - falls es noch eines Beweises bedurfte -, welch grausige Faszination die Chirurgie auf die Macher von „Repo Men“ ausübt. Vielleicht könnten sie vor den Kinos, in denen ihr Film gezeigt wird, Zelte aufbauen, in denen Ärzten die Entfernung der Augäpfel anbieten.

Fazit: „Repo Men“ ist ein hirnloser, wenig origineller Streifen, in dem neben extremer Gewalt auch die Frauenfeindlichkeit zelebriert wird (es kommt zum Beispiel eine Ehefrau vor, die dermaßen herumnörgelt, dass ihr eigener Sohn den Taser gegen sie einsetzt). Diesen Film erlebt man nicht, man erduldet ihn.

 

 

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