Gandolfini und Stewart geben in diesem Drama ein sehr ungleiches Paar ab
Originaltitel: Welcome to the Rileys
Herstellungsland: UK/USA 2010
Regie: Jake Scott
Drehbuch: Ken Hixon
Darsteller: James Gandolfini, Melissa Leo, Kristen Stewart, Joe Chrest, Ally Sheedy, Tiffany Coty, Sharon Landry, Eisa Davis
Haben Sie sich je gefragt, was für ein Film „Taxi Driver“ geworden wäre, wäre Travis Bickle ein netter, verheirateter Mann mittleren Alters aus dem Mittelwesten gewesen, der Klempnerbedarf en gros vertreibt?
Oh, und außerdem, wenn er am Ende nicht völlig durchgedreht und ein ganzes Mietshaus im East Village voller Gangster und Zuhälter niedergemacht, sondern sich damit begnügt hätte, Iris´ Appartement zu reinigen und sie seiner Frau vorzustellen?
Mit Sicherheit nicht. (Ich habe mich das übrigens auch noch nie gefragt.)
Doch es steht zu vermuten, dass Ken Hixon, der Drehbuchautor von „Willkommen bei den Rileys“, sich genau dieses Szenario gründlich überlegt hat, denn seine Geschichte handelt von genau so einem Mann, der während eines geschäftlichen Aufenthalts in New Orleans beschließt, eine minderjährige Prostituierte zu retten.
Sie retten? Verdammt, er zieht sogar bei ihr ein – und reinigt ihre „Trainspotting“-artige Toilette, ohne auch nur einen Kuss von ihr zu verlangen. Sie ist - kann man es ihr verübeln? - misstrauisch.
Sie sollten es auch sein.
Nicht dass dieser Klempner - von James Gandolfini mit sehr stark wechselndem Akzent gespielt – Böses oder Abartiges im Schilde führen würde. (Er will ehrlich nicht mit Kristen Stewart ins Bett steigen, müssen Sie wissen. Er möchte nur ihre Wäsche waschen.) Es ist nur so, dass diese Charaktere so ganz und gar nicht menschlich wirken.
Und Kristen Stewart - sie bläst einmal mehr Trübsal. Doch die gelegentlichen Zornausbrüche überzeugen. Und physisch - mit blauen Flecken und völlig verwahrlost - tut sie ihr möglichstes, um ja nicht nach Hollywood auszusehen. (Allein ihre Fingernägel sehen nach 10 Staphylokokkeninfektionen aus.) Doch die meiste Zeit ist sie, schauspielerisch gesprochen, einfach da. Allerdings funktioniert dieses Da-sein hier recht gut.
Am überzeugendsten ist Melissa Leo, die Gandolfinis Ehefrau spielt, obwohl diese Rolle die unglaubwürdigste ist. Sie macht von allen Figuren den größten Wandel durch, aber viel zu rasch, um überzeugend zu wirken. Seit dem Tod ihrer Tochter (sie kam bei einem Autounfall ums Leben) hat sie das Haus nicht mehr verlassen, doch kaum kommt ihr Mann von der Geschäftsreise nicht zurück, springt sie auch schon ins Auto und fährt ihm nach. Innerhalb weniger Tage wandelt sie sich von einer neurotischen Frau, die sich vor der Welt verschließt, in eine aufblühende, mütterliche Helferin.
Doch so gekonnt sie diese Metamorphose darstellt, sie ist nicht wirklich glaubwürdig – ebenso wenig wie der Umstand, dass Gandolfini nur die lautersten väterliche Gefühle für Stewart hegt oder dass sich diese nicht bei erster Gelegenheit mit seinen Kreditkarten davonmacht.
Regisseur Jake Scott - übrigens der Sohn von Regiealtmeister Ridley Scott – fängt vor allem New Orleans großartig ein; man kann in manchen Einstellungen die Luftfeuchtigkeit fast körperlich spüren. Die menschlichen Aspekte entgehen ihm jedoch, denn er jagt lieber dem Melodram und den schauspielerischen „Momenten“ nach.
Deshalb ist „Willkommen bei den Rileys“ einer jener Filme, die Darsteller gerne als Herzensprojekt oder ähnlich bezeichnen – und die auf das Publikum nur bemüht wirken.
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