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Das Bildnis des Dorian Gray - Matte Verfilmung des Klassikers von Oscar Wilde

Freitag, 16. April 2010

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Originaltitel: Dorian Gray
Herstellungsland: UK 2009
Regie: Oliver Parker
Drehbuch: Toby Finlay, basierend auf der Novelle von Oscar Wilde
Darsteller: Colin Firth, Ben Barnes, Rebecca Hall, Rachel Hurd-Wood, Emilia Fox, Fiona Shaw, Ben Chaplin, Caroline Goodall, Maryam d´Abo

Oscar Wildes ewig junger Held ist im Laufe der Jahre eine sehr unterschiedliche Behandlung von Seiten der Filmemacher zuteil geworden: War er der unumstrittene Mittelpunkt von „Das Bildnis des Dorian Gray“ (1945), verkam er zum Beispiel in „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ (2003) zu einer Randfigur.

Oliver Parkers neue Adaption von Wildes Novelle aus dem Jahre 1890 liegt irgendwo dazwischen, verdient sich aber immerhin einige Bonuspunkte für das Bemühen, dem Text weitgehend treu zu bleiben.

Wie viele der vorangegangenen Verfilmungen bemüht sich auch diese – leider vergeblich -, aus einer Geschichte, in der es mehr um Ideen als um Taten geht und die mit einem Helden aufwartet, der eigentlich eine einzige riesige Metapher ist, so etwas wie gruselige Spannung herauszuquetschen.

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Für alle, die im Englischunterricht geschlafen haben, hier ein kurze Inhaltsangabe: der namengebende Dorian ist ein attraktiver junger Gentleman, der auf wundersame Weise jung und faltenfrei bleibt, während ein Porträtgemälde, das ihn zeigt, auf dem Dachboden, sorgfältig verborgen unter etlichen Tüchern, an seiner Statt altert. Inzwischen gibt sich der Held hedonistischen Vergnügungen ohne Zahl hin, die nach und nach seine Seele verderben, während er selbst weiter so blendend aussieht wie der als Prinz Kaspian aus „Die Chroniken von Narnia“ bekannte Ben Barnes.

Oliver Parker, der mit „Das Bildnis des Dorian Gray“ nach „Ein perfekter Ehemann“ und „Ernst sein ist alles“ seine dritte Adaption eines Oscar-Wilde-Textes vorlegt - das Drehbuch stammt übrigens von Debütant Toby Finlay -, hat sich für eine sehr konservative Inszenierung entschieden. Die Ausstattung spiegelt bis ins kleinste Detail die Zeit König Edwards VII. wider und das Erzähltempo ist eher gemächlich. Einige der Darsteller, allen voran Colin Firth als der Dorian ins Verderben stürzende Henry Wotton, tun ihr Möglichstes, den Regisseur zu unterstützen und für ein wenig Unterhaltung zu sorgen. Aber leider verliert Her Parker nach ungefähr zwei Dritteln des Films das Vertrauen in die Vorlage und fängt an, allen möglichen Wirrwarr einzuführen und nimmt sogar zu einer unfreiwillig komischen Konfrontation in der U-Bahn Zuflucht, ehe das Ganze in einem übertriebenen und mit Effekten überladenen Finale gipfelt.

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Ben Barnes, der in „Die Chroniken von Narnia – Prinz Kaspian von Narnia“ von einer Maus an die Wand gespielt wurde, schlägt sich hier besser und stellt halbwegs gekonnt den Wandel des Helden vom leichtgläubigen Naivling zum korrupten Wüstling dar. Aber selbst wenn er mit seiner moralischen Schuld ringt, ist er nicht annähernd so überzeugend wie zum Beispiel Matt Damons Mr.Ripley, was zur Folge hat, dass man sich als Zuschauer nie wirklich dafür interessiert, was er als nächstes anstellt und was aus ihm wird.

Das ist eine enormer Fehler in einem Film, bei dem es darauf ankommt, dass man Mitgefühl für die missliche Lage des Helden entwickelt – ganz abgesehen davon, dass das „Bildnis des Dorian Gray“ mit nahezu zwei Stunden Spieldauer nicht gerade kurz geraten ist. Ein weiterer Fehler ist das Porträt selbst, auf dem der ‚verkommene’ Dorian wie Nanny McPhee aussieht.

Fazit: Nicht schlechter oder besser als Parkers vorangegangene Wilde-Verfilmungen, ist dieser auf Hochglanz polierte Streifen schön anzusehen, aber lässt keine Emotionen aufkommen. Man fragt sich, warum dieser Film überhaupt gedreht wurde – etwa als Möglichkeit für faule Schüler, sich die Lektüre dieses Klassikers zu ersparen?

 

 

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