3-D-Effekte verwandeln das Remake des Action-Epos aus dem Jahre 1981 in einen nicht nachvollziehbaren Mischmasch
Originaltitel: Clash Of The Titans
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Louis Leterrier
Drehbuch: Travis Beacham, Phil Hay, Matt Manfredi, basierend auf einem Drehbuch aus dem Jahre 1981
Darsteller: Sam Worthington, Ralph Fiennes, Liam Neeson, Mads Mikkelsen, Gemma Arterton, Pete Postlethwaite, Elizabeth McGovern
Der griechische Dramatiker Euripides schrieb einst in der Antike: „Die Götter vergelten die Sünden der Väter an den Kindern.“ Das ist die einzig mögliche Erklärung für das Remake von „Kampf der Titanen“, das jetzt in unsere Kinos taumelt.
Das Original aus dem Jahre 1981 war alles andere als großartig, aber immerhin recht unterhaltsam. Mit den Legionen von britischen Theatergrößen, die lachhafte Comicbuch-artige Dialoge vortragen, den wunderbaren, an Kinderspielzeug erinnernden Monstern – dieser Film war die letzte Arbeit der Spezialeffekt-Legende Ray Harryhausen – und Harry Hamlin, der die Figur des Perseus spielt als wäre er ein männliches Model auf einer Togaparty, ist der erste „Kampf der Titanen“ nicht nur misslungen. Er ist auf höchst unterhaltsame Weise schlecht.
Die neue Version unter der Regie von Louis Leterrier kann ein wenig vom Bombast des Originals herüberretten, auch sind einige der Monster leidlich gelungen, aber im Großen und Ganzen ist der Film langweiliges Getöse. Schlimmer noch, dieses Remake ist der erste Fehltritt in der scheinbar unaufhaltbaren 3-D Revolution. Genau wie Tim Burtons „Alice im Wunderland“ (und im Gegensatz zu „Avatar“), wurde „Kampf der Titanen“ auf herkömmliche Weise gefilmt und erst nachträglich rasch auf dem Computer in eine 3-D Version umgewandelt. Das Resultat ist – dafür gibt es keinen gelinderen Ausdruck - ein Desaster.
Erste Anzeichen dafür, dass etwas nicht so ganz stimmen kann, offenbaren sich schon in einer Szene zu Anfang, gleich nachdem Baby Perseus von Spyros dem Fischer (Pete Postlethwaite) und seiner Frau (Elizabeth McGovern) gerettet worden ist. Hat man sich erst einmal ausreichend über die eigenwillige Besetzung dieser Rollen gewundert, wird man vielleicht bemerken, dass Spyros´ Haar einige Zentimeter hinter seinem Kopf zu schweben scheint. In einer späteren Szene auf dem Olymp, scheinen der buschige Bart von Zeus (Liam Neeson) und das schon recht dünne Haar von Hades (Ralph Fiennes) komplett anderen räumlichen Ebenen anzugehören als die Gesichtszüge.
Betrachtet man die Actionsequenzen in 3-D, dann sind sie verschwommen und entbehren jeder visuellen Logik, und während einige der Monster recht gut gelungen sind und sich halbwegs glaubwürdig bewegen, hat das kohlschwarze, mit Flügeln ausgestattete Pferd Pegasus den Kampf gegen die Computer-Algorithmen gewonnen – in einigen Szenen kann man nicht einmal genau sagen, welcher Flügel auf welche Seite gehört.
Und wissen Sie was? Für diesen „Genuss“ werden Sie extra zur Kasse gebeten. Diese ziemlich schlampige Effekt-Arbeit, die in „Kampf der Titanen“ immer und überall zu bemerken ist, lässt begründete Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Umwandlung von in 2-D gedrehten Filmen aufkommen, und der doch nicht unerhebliche Aufschlag für den 3-D Genuss macht die Sache noch schlimmer. Hier meine Empfehlung (und ihr könnt es ruhig auf die Poster drucken, liebe Verleiher): Falls Sie schon unbedingt „Kampf de Titanen“ sehen müssen, sehen Sie sich den Film wenigstens in glorreichem 2-D an.
Was da geboten wird, ist ein dümmliches, aber ansehbares Schwert-und-Sandalen-Epos mit einem unerschütterlichen Perseus, der von Sam Worthington verkörpert wird, jenem australischen Schauspieler (und Star von „Avatar“), der in Windeseile zu einem großen Star wird, ohne auch nur über das geringste Bisschen Persönlichkeit zu verfügen. In dieser Beziehung ist er nicht der erste und sicherlich auch nicht der letzte, aber könnte ihn nicht wenigstens irgendjemand vor einen Fernseher setzen und ihm einen Errol-Flynn-Film vorspielen?
Als die Stadt Argos von Hades und seinem Lieblingstier, dem Kraken, bedroht wird, entschließt sich unser Held, beschützt von Io (Gemma Arterton) – gleich Perseus halbgöttlich und Produkt von Zeus´ Sexsucht-, den Kampf gegen die Götter aufzunehmen. Der größte Teil von „Kampf der Titanen“ handelt von dem beschwerlichen Weg jener Gruppe von Soldaten, die Perseus auf seinem Kriegszug begleiten. Ihr Anführer ist der Nägel spuckende Draco 8gespielt von dem Dänen Mads Mikkelsen), und auch ein Djinn gehört dazu, der in diesem Film die Funktion des Wookie übernimmt. Geboten werden Besuche bei den Hexen vom Styx (sie sehen aus wie Überbleibsel aus „Pans Labyrinth“), ein Zwischenstopp in der Unterwelt und Angriffe von Reisenskorpionen und ähnlichem Getier. Schließlich gibt es das Semifinale mit der Medusa und das Grande Finale mit dem Kraken.
All diese Untiere sind beeindruckend auf dem Computer entworfen und gerendert worden, aber es fehlt ihnen die handwerkliche Sorgfalt, die Harryhausens Monstern Kultstatus verliehen haben. Der Meister der Effekte lebt noch – er ist 89 -, aber ich hoffe stark, dass er diesen Film nicht sehen wird. Es wäre wahrscheinlich sein Ende.
Liam Neeson ist kein Laurence Olivier in der Rolle des Zeus – er kann einfach nicht so übertrieben schlecht spielen, selbst wenn sein Kopf ausnahmsweise einmal aus einem Stück ist - und Danny Huston ist viel zu kurz als Poseidon zu sehen. )Er fragt sich sicher immer noch, wo all seine Szenen hingekommen sind.) Zumindest Ralph Fiennes gibt sein Bestes, wenn er als Hades zischt und finster blickt und auf Wolken schwarzen Rauchs herumfliegt. Vielleicht übt er ja schon für den letzten Teil der „Harry Potter“-Saga. Falls nicht, sollte er mit dieser Performance in Las Vegas auftreten.
Fazit: Unnötiges und misslungenes Remake eines Filmes, der schon im Original nicht sonderlich gut war. Die 3-D Effekte machen das Ganze noch schlimmer. Einzig Ralph Fiennes in der Rolle das Hades vermag zu überzeugen.
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