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Chloe – Remake eines französischen Erotikthrillers

Freitag, 23. April 2010

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Eher lächerlich als erotisch knisternd

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Originaltitel: Chloe
Herstellungsland: USA/CDN 2009
Regie: Atom Egoyan
Drehbuch: Erin Cressida Wilson, basierend auf dem Drehbuch zu „Natalie“ von Anne Fontaine
Darsteller: Julianne Moore, Liam Neeson, Amanda Seyfried, Max Thieriot, Nina Dobrev

Wohl kaum jemand möchte den Film verreißen, den Liam Neeson gerade drehte, als seine Ehefrau Natasha Richardson beim Schifahren auf so tragische Weise ums Leben kam. Unglücklicherweise handelt es sich bei diesem Film um Atom Egoyans „Chloe“, und der kann nicht einmal denen ruhigen Gewissens empfohlen werden, die in erster Linie Amanda Seyfried nackt sehen möchten.

Inspiriert von dem französischen Streifen „Natalie“ aus dem Jahre 2003, ist „Chloe“ ein gestylter, dümmlicher Erotikthriller. Das Drehbuch schrieb Erin Cressida Wilson („Secretary“), Regie führte der Kanadier Atom Egoyan („Exotica“, „The Sweet Hereafter“, „Adoration“).

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In dem inferioren Remake spielt Julianne Moore Catherine, eine prüde Akademikerin, die mit einem eifrig flirtenden Professor (Liam Neeson) verheiratet ist, dessen emotionale Distanziertheit ihre Ängste in Bezug auf das Altern und die männliche Treue noch verstärkt. Als Catherine eine verfängliche Nachricht einer äußerst attraktiven Studentin auf dem Handy ihres Mannes entdeckt, tut sie, was vermutlich jede intelligente Frau tun würde: in der Hoffnung, seine wahren Wünsche zu ergründen und einen Beweis für seine Treue zu erhalten, engagiert sie ein Callgirl namens Chloe (Amanda Seyfried), das ihn verführen soll. Die Prostituierte berichtet danach der Ehefrau über diese Zusammenkünfte, inklusive ausführlicher Beschreibungen der Liebesspiele.

So geht es eine ganze Weile, und der Plot wird dabei immer dümmer und perverser. Falls sie Angst haben, dass ich Ihnen zu viel verraten könnte, hören sie jetzt bitte zu lesen auf; ich traue mich zu wetten, dass Sie dennoch ohne größere Probleme das Melodrama a la „Poison Ivy“ trifft „Eine verhängnisvolle Affäre“ vorauszusagen, dass sich im letzten Akt abspielt.

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Chloes Besessenheit von Catherine ist von Anfang an offensichtlich. Im französischen Original mit Fanny Ardant, Gerard Depardieu und Emmanuelle Beart in den Hauptrollen ist die Beziehung der beiden Frauen subtil, mehrschichtig und damit offen für Interpretation. Egoyans eindimensionales Remake setzt mehr auf schöne Bilder und lesbische Spiele.

Das ist eine Schande. Die Charaktere in „Chloe“ sind durchwegs gut gespielt, obwohl sie alles andere als vielschichtig geschrieben sind. Catherine hat einen musikalisch begabten Sohn (Max Thieriot), der aus Gründen, die dem Zuschauer verborgen bleiben, nicht sonderlich gut mit ihr auskommt. Normalerweise liebt es Atom Egoyan, familiäre Abgründe und Konflikte zu ergründen; diesmal enthüllen die Kameras reichlich wenig, obwohl die unzähligen Glaswände in dem modernen Heim der Familie in Toronto geradezu prädestiniert scheint, tiefe Einblicke zu gewähren.

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Wenn dann (endlich!) infolge der großen finalen Wendung Chloes dunkle Seite zum Vorschein kommt, kennt der Zuschauer sie zu wenig, um das Ausmaß ihre Beweggründe und ihre psychischen Probleme verstehen zu können. Wir erfahren allerdings, dass sie Mode liebt. Im Laufe einer unabsichtlich komischen sexuellen Begegnung in Catherines Schlafzimmer (die Identität des Mannes soll an dieser Stelle nicht verraten werden), blickt Chloe hinüber zu einem Wandschrank voller Designerschuhe und hat einen „Schuhgasmus“.

Hätte Atom Egoyan doch bloß mehr Augenmerk auf diese Verspieltheit gelegt und einen Film im Stile von „Secretary“ gedreht, was wohl auch beabsichtigt gewesen sein dürfte, da ja Erin Cressida Wilson als Autorin angeheuert wurde.

Hätte man doch bloß Liam Neeson nicht besetzt, dessen Darstellung des Ehemannes verständlicherweise unausgegoren und lustlos wirkt. Man hat die ganze Zeit das Gefühl, als er wäre mit den Gedanken woanders.

Hätte doch bloß „Natalie“ nie ihren Namen gewechselt.

Fazit: Stylisches, aber emotional unterkühltes und letztendlich überflüssiges Remake eines typisch französischen Liebesthrillers. Einzig die Darsteller können überzeugen.

 

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