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Knight and Day

Freitag, 23. Juli 2010

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Die Actionszenen wirken unrealistisch, doch Tom Cruises enormes Ego ist nur allzu real

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Originaltitel: Knight and Day
Herstellungsland: USA 2010
Regie: James Mangold
Drehbuch: Patrick O´Neill
Darsteller: Tom Cruise, Cameron Diaz, Peter Sarsgaard, Jordi Molla, Viola Davis, Paul Dano, Marc Blucas, Maggie Grace

Tom Cruise wirkt in „Knight and Day“ über weite Strecken so, als warte er darauf, von irgendjemandem in einen Gussform gesteckt und mit Gips übergossen zu werden, um aus ihm eine Actionfigur zu machen. Wenn er nicht gerade übertrieben gekünstelt grinst, setzt er eine Variation des „Blauer Stahl“-Blicks auf, den Ben Stiller in „Zoolander“ perfektioniert hat. Cameron Diaz, Cruises Co-Star, kommt etwas besser weg, weil ihre Rolle von ihr verlangt, zu kreischen und heftig mit den Armen herumzufuchteln, was sie recht gut kann, und in einem Bikini oder einem gelben Brautjungfernkleid oder in Cowboystiefeln herumzulaufen, also in Kleidungsstücken, die ihre Vorzüge zur Geltung bringen.

Zu dumm nur, dass „Knight and Day“ jedes Mal, wenn die Charaktere für einen Moment stillstehen, um miteinander zu reden, so etwas wie Gehirnlähmung beim Zuschauer auslösen. Und die Actionszenen, die mit voller Absicht absurd und übertrieben und an der Grenze zur Parodie angesiedelt sind, wirken einfach nur lächerlich. Eine Verfolgungsjagd durch die Straßen einer spanischen Stadt während einer Stierhatz ist eine gute Idee. Eine Verfolgungsjagd durch die Straßen einer spanischen Stadt durch Horden computergenerierter Stiere ist hingegen keine gute Idee.

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Eine Szenenfolge recht früh im Film, in der dahinrasende Lkws, Vans, Motorräder und ein Tunnel wichtige Rollen spielen, hätte das Potenzial zum Mini-Klassiker gehabt. Regisseur James Mangold („Walk the Line“, „Girl, Interrupted“) inszeniert die Action so, dass sich Dinge völlig überraschend am Rand des Bildes ereignen, wodurch der Zuschauer ein ums andere Mal erschrocken zusammenfährt – leider sieht das meiste davon aus wie ein Videospiel. Wenn sich Cameron Diaz verbal auf „Grand Theft Auto“ bezieht, dann scherzt sie nicht.

In „Knight and Day“ gibt es dermaßen viele computergenerierte und Greenscreeneffekte, dass der Film fast schon als „Sin City 2“ durchgehen könnte. In einer Szene fahren Tom Cruise und Cameron Diaz in einem Auto und unterhalten sich, doch die Außenwelt, die durch die Scheiben zu sehen ist, wirkt so künstlich, dass man sich unwillkürlich fragt, ob Mangold hier Alfred Hitchcocks legendärer Vorliebe für Rückprojektionen seine Reverenz erweist.

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Er tut es nicht. Das Einzige, dem „Knight and Day“ Reverenz erweist, ist Tom Cruises enormes Ego. Der Schauspieler spielt eine Figur, die im Prinzip unspielbar ist: Roy Miller ist ein supertoller Geheimagent neben dem 007 aussieht wie ein Weichei aus dem Kindergarten. Roy kann computergenerierten Düsenjets davonlaufen. Er kann computergenerierte Flugzeuge pilotieren. Er kann mit einem magischen Trick bewusstlose Menschen aus der Mitte entlegener Weizenfelder direkt in die Sicherheit ihrer Schlafzimmer transportieren. Außerdem kann er jeden Schritt seiner Gegner voraussehen, so dass man glauben möchte, er verfüge über einen sechsten Sinn.

Roy, der möglicherweise verrückt ist, scheint darüber hinaus unsterblich zu sein: In einer Szene wird er von Kugeln durchlöchert und fällt in einen Fluss, doch wenige Szenen später taucht er völlig unverletzt wieder auf, ohne dass je erklärt würde, wie er überleben konnte.

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„Knight and Day“ gehört nicht zu den Filmen, in denen besonderer Wert auf Logik gelegt wird, und das ist auch nicht weiter problematisch. Doch leider stimmt die Chemie zwischen Tom Cruise und Cameron Diaz überhaupt nicht (es hat schon seine Gründe, warum Cameron Crowe die beiden in „Vanilla Sky“ als erbitterte Ex-Bettpartner besetzte). Von Cruises einst nahezu magnetischer Ausstrahlung ist nichts mehr übrig - jeder könnte Roy spielen –, doch ohne Figur, mit der sich der Zuschauer identifizieren oder mitfühlen kann, verkommt der Film zu einer ermüdenden Reise durch eine auf Hochglanz polierte und bisweilen unangenehm laute Leere.

Und ich meine laut. In einer Szene drückt Tom Cruise Cameron Diaz, die eine Autonärrin spielt, die sich auf das Restaurieren alter Fahrzeuge spezialisiert hat, eine Maschinenpistole in die Hand, damit sie sich gegen die Bösen verteidigen kann. Plötzlich beginnt sie ohne Vorwarnung und ohne jeden ersichtlichen Grund zu kreischen, wobei sie den Abzug gedrückt hält und die Waffe wie einen Tambourstock herumwirbelt und die ganze Umgebung mit Kugeln eindeckt. Diaz kann viele Rollen spielen, doch für kreischende Idioten ist sie eindeutig zu intelligent. Sie hat in diesem Machwerk nichts verloren.

Tom Cruise ist mit Sicherheit nicht allein dafür verantwortlich, dass „Knight and Day“ in den USA zu Flop wurde, Drehbuchautor Patrick O´Neill hat ebenfalls großen Anteil daran. Weiß der Kerl denn nicht, dass in einem Film mit so einemTitel die Hauptfiguren Knight und Day heißen müssen?

Fazit: Laut, inhaltsleer, unnötig und zu recht ein Flop. Gute Unterhaltung sieht anders aus.

1 comment

Unknown hat gesagt…

Hast du den Film überhaupt gesehen??? Ich war drin und kann 90% von dem was du schreibst absolut nicht nachvollziehen - geiler Film, auch wenn manches übertrieben ist (aber nicht so übertrieben wie dein Artikel ;-))

24. Juli 2010 um 20:12

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