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Toy Story 3

Freitag, 30. Juli 2010

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Eine ‚Story’, die immer besser wird

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Originaltitel: Toy Story 3
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Lee Unkrich
Drehbuch: Michael Arndt, nach einer Geschichte von John Lasseter, Andrew Stanton, Lee Unkrich
Sprecher: Original: Tom Hanks, Tim Allen, Joan Cusack, Ned Beatty, Don Rickles, Michael Keaton, Wallace Shawn, John Ratzenberger, Estelle Harris, Jodi Benson; Deutsch: Michael „Bully“ Herbig, Christian Tramitz, Rick Kavanian, u. a.

In „Toy Story 3“ entstauben die Hexenmeister der Pixar Animation Studios ihre kultigsten Charaktere, um das Publikum ein weiteres Mal mit einem geistreichen, spaßigen Spektakel zu unterhalten. Der Film sprüht von einer auffallend respektlosen Energie, sodass man fast glauben möchte, die Filmemacher wollten nach den vielen Meisterwerken („Ratatouille”, Wall*E”, „Oben“), die sie in den letzten Jahren in die Kinos brachten, wieder einmal etwas einfach zu ihrem eigenen Vergnügen kreieren.

Und was für ein Vergnügen es ist! Elf Jahre nach „Toy Story 2“ sind Woody (Tom Hanks), Buzz (Tim Allen) und der Rest von Andys geliebten Spielsachen beunruhigt, weil der Junge mittlerweile fast erwachsen ist. Andy, der demnächst aufs College gehen wird, räumt sein Zimmer auf und trennt sich von unnütz gewordenen Dingen. Werden die treuen Spielgefährten seiner Kindheit auf dem Dachboden verstauben? Werden sie mit dem übrigen Müll raus an den Bordstein gestellt?

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Der Aufhänger von „Toy Story 3“, in Drehbuchform gebracht von Michael Arndt („Little Miss Sunshine“) ist, dass Woody, Buzz und all die anderen einer Kindertagesstätte gespendet werden, wo ungezogene Kleinkinder sie gegen die Wände schleudern und ausprobieren, wie sehr man sie dehnen und verbiegen kann. Das Konzept ist schlichtweg genial – der Kindergarten als Folterkammer – und der Film entwickelt sich im Wesentlichen zu einem Gefängnisausbruchsstreifen (machen sie sich auf etliche Anspielungen auf „Der Unbeugsame“ und „Gesprengte Ketten“ gefasst), in dem natürlich der böse Wärter, in diesem Fall ein rosafarbener Teddybär (Ned Beatty), nicht fehlen darf.

„Toy Story 3“ unter der Regie von Lee Unkrich („Findet Nemo“) präsentiert auch noch eine Reihe anderer Charaktere, etwa den unterhaltsam eitlen Ken (Michael Keaton), der Barbie (Jodi Benson) mit Hilfe seines bestens ausgestatteten Kleiderschranks verführt, und eine ausgeleierte Babypuppe mit einem herabhängenden Auge, die der Film für gelegentliche Momente cartoonhaften Horrors nutzt (eine Neuheit bei Pixar).

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Eine überraschende Düsternis lauert hinter den knallbunten Farben und der lebhaften 3D-Animation – es ist in Wirklichkeit eine Geschichte über das Älterwerden und den Tod -, doch die unterschwelligen Botschaften sind so dezent, dass die jungen Zuschauer durch sie mit Sicherheit nicht beunruhigt werden. „Toy Story 3“ ist auch das hyperaktivste von allen Pixar-Werken: Die gesamte zweite Hälfte ist im Prinzip eine lange Actionsequenz, die sich fast wie ein „Indiana Jones“-Film von Cliffhanger zu Cliffhanger emporschwingt. Und der Film neigt auch zu absurdem Humor, so gibt es etwa eine lange, sehr lustige Szene, in der Buzz´ innerer Mechanismus auf spanische Sprachausgabe umgestellt wird. Diese Sequenz, wie das meiste in „Toy Story 3“, ist ausschweifend, aber unwiderstehlich - ein mit viel Liebe gestaltete Würdigung von Charakteren, die so sehr zum Bestandteil der Populärkultur geworden sind wie einst Mickey Mouse und Bugs Bunny.

Und der Film hebt sich die härteste Keule für die letzte Szene auf, eine überraschend bewegende Darstellung des Übergangs von der Kindheit zum Erwachsensein, die so manchen älteren Zuschauer zu Tränen rühren wird. Selbst in den ausgelassensten, verspieltesten Momenten verstehen es die Leute von Pixar, jeder Geschichte emotionale Bedeutung zu verleihen.

„Toy Story 3“ ist ein komplexerer Film, sowohl emotional als auch was die Handlung betrifft, und er mag sie auch in Sachen Humor und erwachsenenorientiertem Pathos übertreffen. Dieser dritte Film ist fast so, wie sich von den geliebten Speilsachen zu verabschieden, mit denen man aufgewachsen ist – traurig und schön. Nur dass das materialistische Konsumverhalten derart positiv dargestellt wird, stört ein wenig.

Fazit: Einer der besten und unterhaltsamsten Filme des bisherigen Kinojahres und ein würdiger Abschluss der zu Recht so beliebten Animationsreihe. Auf Pixar ist eben Verlass.

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