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Warum haben uns die „Predators“-Trailer belogen?

Dienstag, 13. Juli 2010

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„Predators“ ist einer coolsten Actionstreifen des Jahres – aber nachdem ich den Saal verlassen hatte, war ich versucht auszurufen: „Moment mal!“ Denn die Trailer für „Predators“ waren irreführend wie nur was. In allen kam eine Einstellung vor, die im tatsächlichen Film so nicht zu sehen war.

Mir gefiel „Predators“ ziemlich gut. Es ist einer der immer seltener werdenden Actionfilme, in denen die Action einer gewissen Logik folgt und nichts ohne Grund passiert. Es ist schon ein kleines Wunder, einen Actionfilm zu sehen, in dem die Action nicht nur aus aufgeblähten Spezialeffekten besteht.

Aber deshalb ist es noch lange nicht in Ordnung, das die „Predators“-Trailer so irreführend waren. Wenn Sie den Film gesehen haben, wissen Sie, was ich meine. Die coolste Szene der Trailer war wohl diese. Adrien Brodys knallharter Söldner Royce erhält eine vorübergehende Ganzkörpertätowierung von den Zielerfassungsstrahlen der Waffen einer ganzen Wagenladung von Predators:

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Aber im Film sah das dann eher so aus:

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Ein Zielsuchstrahl. Beeindruckend. Weit und breit nichts zu sehen von den zahllosen Predators, die uns suggeriert wurden.

Sie werden vielleicht denken, dass ich dieser einen Einstellung zuviel Bedeutung beimesse, aber meiner Meinung nach war dies das symbolträchtige Szenenphoto schlechthin, das in so gut wie jedem den Trailern gewidmeten Internetbeitrag Verwendung fand. Viele Leute waren nach dem Erscheinen der Trailer richtig geil darauf, den Film zu sehen – und das Bild von Adrien Brody im Visier von unzähligen Predators war einer der wichtigsten Gründe dafür.

Dieser Moment ist aus einer Reihe von Gründen so fesselnd in den Trailern. Erstens fragt man sich, wie zum Teufel Adrien Brody sich aus dieser misslichen Lage befreien soll. Wie kann er auch nur 30 Sekunden lang überleben, wenn so viele krabbengesichtige Kreaturen zugleich auf ihn zielen? Zweitens erhöht er den Einsatz gegenüber den vorangegangenen „Predator“-Streifen beträchtlich. Ich zähle in dieser Einstellung 15 auf Adrien gerichtete Zielerfassungsstrahlen. Das ist nicht „The Most Dangerous Game“, das ist ein verdammtes Massaker.

Dieses Bild verkündet: „Dieser Film stellt alles in den Schatten. Wir drehen nicht einfach den Original-„Predator“ noch einmal, nur diesmal in einem außerirdischen Dschungel anstelle von dem in Lateinamerika. Wir zeigen auch ZU VIELE PREDATORS. Sie werden erbarmungslos sein. Sie werden überall sein, so wie die Orcs in den „Herr der Ringe“-Filmen. Die Predators werden Ihnen bei den Ohren herauskommen, und es wird Ihnen gefallen.“

Was ist passiert? Wurde die Szene mit den 15 Zielerfassungsstrahlen gedreht und dann nachträglich geändert? Meines Wissens hat sich bis jetzt keiner der Verantwortlichen dazu geäußert.

Ich nehme jedoch an, dass Regisseur Nimród Antal und Produzent Robert Rodriguez nie die Absicht hatten, diese 15 Zielerfassungsstrahlen in den Film zu integrieren. Schließlich macht Laurence Fishburne mehr als deutlich, dass die Predators in Dreiergruppen jagen und dass es nur zwei Gruppen gibt, eine von jeder der rivalisierenden Arten. Das ist einer der wichtigsten Eckpunkte der Handlung. Und wirklich, im Film kommen nur der der „Schwarzen Predator“-Aliens vor: Einer wird von dem russischen Typen in die Luft gesprengt, einen tötet der Yakuza, dem dritten wird von Royce und seinem neuen Predator-Kumpel am Ende des Films der Garaus gemacht.

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Wer hat sich diesen gut und intelligent gemachten Actionfilm angesehen und dann entschieden, man müsse aus Gründen des Marketings vorgeben, er wäre etwas ganz anderes? Denn wer auch immer diese Entscheidung gefällt hat, muss sich jetzt selbst an der Nase nehmen, weil „Predators“ an den Kinokassen von „Despicable Me“ mehr als nur in den Schatten gestellt wurde. Außerdem war es der dritte Sommerfilm von Fox, der am Startwochenende weniger als $30 Millionen einspielte. (Obwohl „Predators“ mehr Geld einspielte, als die anderen „Predator“-Fortsetzungen. Und dank seines geringen Budgets wird der Film aller Wahrscheinlichkeit nach beachtlichen Profit machen. Nicht schlecht für ein B-Movie, wenn auch weit entfernt von den Einnahmen eines echten Blockbuster.)

Wie bereits erwähnt, gefiel mir „Predators“, aber ich glaube, dass der Film eine ziemliche Enttäuschung sein kann, wenn man sich etwas völlig Anderes erwartet. Wenn man scharf darauf ist, einen Streifen mit 15 Predators zu sehen, dann kann es durchaus passieren, dass man sich betrogen fühlt. Und das ist vermutlich auch der Grund, warum der Film doch ziemlich viele negative Kritiken einstecken musste.

Aber wäre der Streifen, den die Trailer suggerierten, wirklich besser gewesen? Ich glaube nicht.

Kämen darin wirklich 15 Predators vor, die gemeinsam Jagd auf die Menschen machen, dann wäre das ein ganz anderer Film, nämlich eine Art „Battle Royale“. Und bei so einem Zahlenverhältnis wären mir nichts, dir nichts alle Menschen tot, außer die Predators entschieden sich, grausame Spielchen mit ihrer Beute zu treiben.

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Heraus käme ein viel konventionellerer Actionfilm Jahrgang 2010. Statt Nimród Antals intensivem Film, in dem die Action wohldurchdacht wirkt, bekäme das Publikum einen übertriebenen, mit Spezialeffekten vollgestopften Streifen zu sehen. Logik und Erzählstruktur würden durch eine der unzähligen Explosionen auf einen der zehn Monde geschleudert. Die einzige Art, wie Adrien Brody und die vereinten Truppen des Massenmords halbwegs glaubwürdig mit mehr als 12 Predators fertig werden könnten, wäre durch den Einsatz irgendwelcher die Schwerkraft negierenden Spektakel im Stile von Michael Bay. Explodierende riesige Predatorhoden und was sonst noch alles.

Stattdessen ist „Predators“ von der guten Alten Schule – die Actionsequenzen entspringen der Handlung und sind zumeist logisch durchstrukturiert. Man könnte eine Kurzzusammenfassung des Filmes schreiben und hätte das Gefühl, das sich alles sinnvoll nach und nach entwickelt. Die Predators werfen die Menschen über dem Planeten ab; sie benützen die Hunde, um die Menschen aus den Verstecken zu treiben; Royce entschließt sich, die Spuren der Hunde bis zum Lager der Predators zurückzuverfolgen; Royce stellt eine falle auf, die nicht funktioniert, aber dadurch trifft er auf Laurence Fishburne, und so weiter. Royce ist aktiv, anstatt nur zu reagieren. Die Menschen sind einfallsreich, die Predators sind intelligent, und niemand belehrt die Zuschauer.

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Ja, ich glaube, dass „Predators“ ein besserer Film ist, als man anhand des Bildes mit den vielen Zielerfassungsstrahlen hätte erwarten dürfen. Aber irgendjemand in der Marketingabteilung von Fox war anderer Ansicht und meinte, man könne Menschen nur dazu bringen, ein gut gemachtes B-Picture anzuschauen, wenn man dieses in den Trailern als typischen Blockbuster hinstellt. Ob Sie nun lieber 15 Predators anstelle von lediglich dreien gesehen hätten oder auch nicht, Sie werden zugeben müssen, dass die Trailer ein ziemlich hinterhältiger Köder waren.

P.S.: Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass es durchaus üblich ist in Trailern Szenen zu zeigen, die im Film dann nicht vorkommen, aber dieser Fall liegt ein wenig anders, denn die zusätzlichen Zielerfassungsstrahlen führen den Betrachter auf viel grundlegendere Weise in die Irre.

 

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