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Für immer Shrek

Donnerstag, 1. Juli 2010

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Die Midlife-Crisis der Oger ist genauso langweilig wie die der Menschen

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Originaltitel: Shrek Forever After
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Mike Mitchell
Drehbuch: Josh Klausner, Darren Lemke
Sprecher (Originalfassung): Mike Myers, Eddie Murphy, Cameron Diaz, Antonio Banderas, Julie Andrews, John Cleese, Lake Bell, Jane Lynch

Sie sagen, das ist das Ende, das große Finale. Sie agen, das Shrek-Imperium wird keine weiteren Filme mehr herausbringen, wohl aber Pez-Spender und andere Fanartikel. „Für immer Shrek“ wird als letztes von vier vergnüglichen Leinwandabenteuern mit dem schleimgrünen Oger mit dem klischeehaften schottischen Akzent (natürlich nur im Original) angekündigt. Und wenn man diesen letzten teil sieht, weiß man: Es ist höchst an der Zeit.

Als „Shrek – Der tollkühne Held“ im Jahre 2001 in die Kinos kam, eroberte er das Publikum durch sein schlaues Veralbern konventioneller Märchengeschichten im Sturm. Inspiriert von William Steigs illustriertem Kinderbuch wartete die fröhliche animierte Komödie mit einem mehr als liebenswerten Titelhelden (gesprochen von Mike Myers) auf, der seinen Sumpf verließ, um die Hand und das Herz seiner verfluchten, halb menschlichen Seelenverwandten, der Prinzessin Fiona (Cameron Diaz), zu erringen, wobei ihm ein vorlauter Esel (Eddie Murphy)„hilfreich“ zur Seite stand. Das Resultat war eine erfrischende und furchtlos verdrehte Variante von „Die Schöne und das Biest“ (Fiona wird gänzlich zur Ogerin, sobald sie ihre einzig wahre Liebe findet), in der sich reizende Anspielungen auf so manches liebgewonnene Kinderbuch und viele aktuelle Kulturphänomene fanden. Aber vor allem war der Film lustig.

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2004 führte Andrew Adamson, der schon Co-Regisseur des Originals war, die Riege der Drehbuchautoren und Regisseure an, die uns „Shrek 2 – Der tollkühne Held kehrt zurück“ bescherten. Wie die meisten Fortsetzungen vermochte auch diese nicht, in Bezug auf Zauber und Charme mit Teil eins mitzuhalten, aber immerhin gelang es ihr, mit dem erwarteten Sperrfeuer von popkulturellen Insidergags und der Einführung des Gestiefelten Katers (Antonio Banderas) das Publikum leidlich zu unterhalten. Diesmal waren Shrek und Fiona bereits verheiratet, und Shrek stand vor der Herausforderung, charmanter sein zu müssen als Prince Charming, um seine Angetraute nicht zu verlieren.

In „Shrek der Dritte“ war von Zauber und Charme wenig übrig. Dieses lächerliche Sequel aus dem Jahre 2007, inszeniert von zwei Regieneulingen, handelte davon, wie Charming eine Bande von Märchen-„Verlierern“ zusammentrommelt, um das Königreich Weit Weit Weg, das einst von Fionas Vater beherrscht wurde, zurückzuerobern. Das Gute triumphierte wiederum über das Böse – was nicht sonderlich schwer ist, wenn Justin Timberlake den Thron besteigt -, und sobald Ruhe und Ordnung wiederhergestellt wahren, zogen sich Shrek und Fiona in ihren geliebten Sumpf zurück, um eine Familie zu gründen.

Und hier setzt „Für immer Shrek“ ein.

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Jetzt, da er berühmt und domestiziert ist, scheint Shrek reif für eine Midlife-Crisis. Er stellt fest, dass Vaterschaft und Ruhm eine äußerst ermüdende Kombination ergeben können: Der Star-Tours-Streitwagen fährt regelmäßig an seinem Haus vorüber. Seine kleinen Drillinge beanspruchen ständige Aufmerksamkeit, was dazu führt, dass er nicht einmal mehr Zeit hat, sich im Sumpf zu suhlen. Und sein einst so gefürchtetes Brüllen? Das ist zu einem beliebten Partygag verkommen.

„Ich bin nur ein netter grüner Witz“, jammert er.

Auftritt des designierten Bösewichts des Films, des manischen, Perücke tragenden Rumpelstilzchens (Walt Dohrn). Dieses schlägt vor, Shrek zum „Oger für einen Tag“ zu machen – das heißt, er kann nach Lust und Laune Schabernack treiben und Leute terrorisieren, ohne bleibende Folgen befürchten zu müssen -, unter der Bedingung, dass ihm der grüne Held einen anderen Tag seines Lebens überlässt. Shrek ahnt jedoch nicht, dass seine Nemesis sich dazu entschließen wird, den Tag, an dem der Oger geboren wurde, für sich zu beanspruchen, wodurch er sämtliche Spuren von Shreks Existenz auslöscht.

Als unser ahnungsloser Held nach seinem freien Tag im Sumpf nach Hause zurückkehrt, findet er nur Leere und ominöse Vorzeichen. Hexen auf Besen machen den Himmel unsicher. Der Esel sowie Shreks übrige Freunde erkennen ihn nicht. Fiona ist eine gesuchte Vogelfreie, die eine Rebellion der Oger anzetteln möchte.

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Da in allen Shrek-Filmen eine Aufgabe zu bewältigen ist, überrascht es kaum, dass dieser die altbekannten Charaktere bei dem Versuch, eine Ausstiegsklausel in Rumpelstilzchens verdammtem Vertrag zu finden, durch eine Anzahl von Abenteuern hetzt. Verblüffend ist, wie platt und wenig unterhaltsam diese Abenteuer sind, selbst in 3D.

Drehte sich bei dieser von Dreamworks produzierten Reihe ursprünglich alles darum, die Märchenkonventionen und die Popkultur zu veralbern, scheint man nun nur noch die niedrigsten Erwartungen bedienen zu wollen. In „Für immer Shrek“ gibt es so gut wie nichts, das über das Niveau formelhafter Familienunterhaltung hinausgeht.

„Du bist eine Katz-astrophe“, sagt der Esel zu einem Gestiefelten Kater, de seit seinem letzten Auftritt vor der Kamera ziemlich in die Breite gegangen ist. Und das ist schon einer der besten Gags des Films!

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„Für immer Shrek“ wurde von Mike Mitchell („Rent a Man“) inszeniert und von Josh Klausner (er war schon einer der Co-Autoren von „Shrek der Dritte“) und Darren Lemke geschrieben. Sie scheinen die Aufgabe, das letzte Kapitel zu gestalten, wirklich ernst genommen zu haben. Zu ernst. Ihr Film bringt ein Wiedersehen mit nahezu allen Charakteren der Serie – Julie Andrews als die Königin, John Cleese als der König, Cody Cameron als Pinocchio, Regis Philbin als Mabel, etc., etc. -, aber er ist sosehr damit beschäftigt, die Lieblingsgags und –referenzen des Publikums aufleben zu lassen (wie oft können sie „Das zauberhafte Land“ imitieren?), dass er darob ganz vergisst, etwas Neues von bleibendem Wert hinzuzufügen.

Die Spezialeffekte von „Für immer Shrek“ kann man nur als beliebig bezeichnen. In der Nach-„Drachenzähmen leicht gemacht“-Welt muss ein 3D-Film (besonders einer von Dreamworks, dem Studio das auch „Drachenzähmen…“ herausbrachte) mehr als Rauchbomben und magische Spiegel bieten – obwohl diese Dinge ausreichen, überempfindliche Dreikäsehochs zu erschrecken.

Viele von uns werden es auch weiterhin vorziehen, Shrek als den überraschend witzigen Newcomer ohne technischen Schnickschnack in Erinnerung zu behalten. Sollte dies wirklich sein letzter Auftritt sein, dann möge er in Frieden ruhen.

Fazit:Für immer Shrek“ hat außer dem Wiedersehen mit liebgewonnenen Charakteren so gut wie nichts zu bieten. Eine herbe Enttäuschung.

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