Das Remake übertrifft Romeros Original
Originaltitel: The Crazies
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Breck Eisner
Drehbuch: Scott Kosar, Ray Wright, basierend auf dem Film „The Crazies“ von George A. Romero aus dem Jahre 1973
Darsteller: Timothy Olyphant, Radha Mitchell, Joe Anderson, Danielle Panabaker, Christie Lynn Smith, Brett Rickaby, Preston Bailey, John Aylward
„We’ll meet again, don’t know where, don’t know when…” singt Johnny Cash zu Beginn von Breck Eisners Remake eines weniger bekannten Films aus dem Canon von Altmeister George A. Romero. Es ist ein gutes Omen, denn Johnny Cashs Gesang leitete auch Zack Snyders durchwegs gelungenes Remake von „Dawn Of The Dead“ ein, und obwohl „The Crazies“ ein bei weitem nicht so bedeutender Film ist, macht es durchaus Sinn, diesen bösen kleinen Film nochmals zu gestalten.
Als George A. Romero 1973 die Originalversion von „The Crazies“ drehte, die von Bewohnern einer Kleinstadt handelt, die durchdrehen, nachdem ihr Trinkwasser durch einen biologischen Kampfstoff verseucht wurde, vermochten die Anspielungen auf den Vietnamkrieg nicht über die offensichtlichen Ähnlichkeiten mit Romeros Menschenfresser-Klassiker „Nacht der lebenden Toten“ hinwegzutäuschen.
Das nun vorliegende Remake, das mit viel mehr Stil und Aufwand umgesetzt wurde als das Original, wirkt noch um einiges weniger originell – handelt es sich doch nur um einen weiteren in einer langen Reihe von apokalyptischen Horrorstreifen, in denen Menschen durch Viren in Zombies, Verrückte oder eine Kombination von beidem verwandelt werden.
Im vorliegenden Fall zieht die Vertrautheit des Sujets nicht Geringschätzung nach sich. Von Breck Eisner (der unter anderem für den Megaflop „Sahara“ verantwortlich war) mit ungewohnter Zurückhaltung inszeniert, erinnert „The Crazies“ stark an die Bücher von Stephen King – vor allem an sein letztes, „Die Arena“, in dem eine Stadt im Wahnsinn versinkt, als sie durch eine mysteriöse unsichtbare Kuppel von der Außenwelt abgeschnitten wird.
In „The Crazies“ wird eine Kleinstadt irgendwo in Iowa vom Militär abgeriegelt, nachdem die Bewohner begonnen haben, sich eigenartig zu verhalten. Am Anfang sind die Leute nur ein wenig von der Rolle. Aber schon bald schießen sie mit Gewehren um sich und erstechen einander. Zunächst versuchen der Sheriff (Timothy Olyphant), seine schwangere Frau (Radha Mitchell), die Ärztin von beruf ist, und der unbekümmerte Deputy (Joe Anderson), Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten.
Als aber Gasmasken tragende Soldaten in die Stadt einfallen und ohne Vorwarnung auf jeden schießen, der ihnen über den Weg läuft, setzt bei den Protagonisten der Überlebenstrieb ein und es entwickelt sich ein Kampf auf Leben und Tod, bei dem jeder auf sich allein gestellt ist. Ich bin mir sicher, dass Sie schon einige Filme wie diesen gesehen haben. Aber Breck Eisner macht den Mangel an Originalität durch einige großartige Szenenfolgen wett, etwa die Sequenz, in der die Helden in einer automatisierten Autowaschanlage eingeschlossen sind, oder diejenige, in der Bewohner, von denen man annimmt, dass sie infiziert sein könnten, auf Tragbahren festgebunden in einem Zelt liegen. Ein mit einer Heugabel bewaffneter Verrückter verschafft sich Zugang und beginnt zuzustechen. Und zuzustechen.
Timothy Olyphant, der in der Lage ist, sowohl stoische Helden als auch hohnlachende Schurken zu spielen, trägt den Film und macht die Verzweiflung der Helden fühlbar. Dazu kommt, dass die Macher von „The Crazies“ in einer Zeit der zweieinhalb bis drei Stunden langen Epen Mut zur Kürze beweisen; nicht ein Meter Film wird für Dinge verschwendet, die nicht unmittelbar mit der zentralen Krisensituation zu tun haben. Herausgekommen ist ein tolles kleines B-Movie, in dem gewaltsame Ableben der Charaktere dem Publikum wirklich zu Herzen geht, die Gewalt sparsam, aber äußerst effektiv eingesetzt wird und das Tempo der Schnitte so gewählt ist, dass man dem Geschehen auf der Leinwand folgen kann, ohne Kopfweh zu bekommen. Diese Qualitäten sucht man leider heutzutage im schwer angeschlagenen Horrorgenre oftmals vergeblich. Sie werden sich wahrscheinlich in einem Monat nicht mehr an „The Crazies“ erinnern können, aber der Film wird Ihnen 90 Minuten gute Unterhaltung bescheren.
Fazit: Eines der besten Horrorremakes der letzten Jahre. Sicher kein ganz großer Wurf, aber ein unterhaltsamer Streifen mit ausreichend Blut und Gewalt, der wenig Wünsche offen lassen dürfte.
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Verdammt, diesen Trailer zu „The Crazies“ MÜSSEN Sie sich ansehen!
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