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Der fantastische Mr. Fox

Mittwoch, 12. Mai 2010

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Wes Anderson adaptiert mit viel Liebe zum Detail Roald Dahls Fuchsfamilie für die große Leinwand

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Originaltitel: Fantastic Mr. Fox
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Wes Anderson
Drehbuch: Wes Anderson, Noah Baumbach, basierend auf der Erzählung von Roald Dahl
Darsteller (Sprechrollen): George Clooney, Meryl Streep, Jason Schwartzman, Bill Murray, Michael Gambon, Willem Dafoe, Owen Wilson, Jarvis Cocker

Mit seinen gut sitzenden Cordanzügen, seinem umfassenden Wissen über britische Popmusik und seiner höflichen, aber besessenen Faible für die exzentrischen und gestörten Reichen ist Regisseur Wes Anderson seit seinem Debüt „Bottle Rocket“ (1996) eine fixe, wenn auch schrullige Größe in der amerikanischen Filmlandschaft.

Sein neuer, in Stop-Motion-Technik gedrehter Film „Der fantastische Mr. Fox“ ist dazu angetan, sowohl der Schrulligkeit als auch Mr. Anderson den guten Namen zurückzugeben.

Wahre Wes-Anderson-Fans haben nie den Glauben an ihren Meister verloren. „Bottle Rocket“ gab zu großen Hoffnungen Anlass, die nachfolgenden Werke „Rushmore“ und „Die Royal Tennenbaums“ wussten mit feinem Humor bestens zu unterhalten.

Aber „Die Tiefseetaucher“ war ein schwächliches, selbstverliebtes und zum Untergang verdammtes Durcheinander. Und „Darjeeling Limited“ mag zwar über weite Strecken recht charmant gewesen sein, aber es hat auch etwas Geschmackloses an sich, das uralte Indien als bloßen Hintergrund zu benützten, vor dem drei gelangweilte reiche Jünglinge ihre Vaterkomplexe ergründen.

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Da ist es durchaus passend, dass Wes Andersons unschuldiger Charme ausgerechnet durch eine von Roald Dahls Kindergeschichten wiederhergestellt wird.

Bekanntlich versuchte Roald Dahl - und das macht die besondere Qualität seiner Erzählungen aus – nie, die Kinder von oben herab zu belehren. „Jetzt, da Mami und Papi weg sind“, scheinen seine Bücher zu sagen, „wird Euch der liebe Onkel Roald eine Geschichte erzählen.“ Seine Erzählung „Der fantastische Mr. Fox“ aus dem Jahre 1970 handelt von diebischen Tieren, die über Geflügelfarmen herfallen, und Menschen, die versuchen, sie daran zu hindern; sie beschreibt mit viel Liebe zum Detail schlechte Körperhygiene und noch schlechtere Manieren.

In der durchwegs gelungenen Adaption verbindet sich Dahls erwachsene Annäherung an Kinder mit Andersons kindlicher Sichtweise auf die Welt der Erwachsenen.

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Mr. Fox (im Original gesprochen von George Clooney) ist – wie so viele Väter in Anderson-Filmen – ein wenig aufgeblasen, lächerlich und distanziert; Mrs. Fox (gesprochen von Meryl Streep) ist – wie viele Mütter bei Anderson – cool, gefasst und eher schrecklich. Die Kinder haben selbstverständlich mit Problemen zu kämpfen, die für sie todernst, in den Augen der Erwachsenen jedoch lächerlich sind. Die Lage wird jedoch für alle ernst, als ihr Bau von dem Bauern belagert wird, den Mr. Fox mit Vorliebe bestohlen hat, und noch dazu alle anderen Tiere des Waldes bei ihnen als Flüchtlinge Unterschlupf suchen.

Anderson und sein Mitautor Noah Baumbach sind sehr geschickt darin, Dahls Geschichte je nach Bedarf zu komprimieren oder zu erweitern, indem sie zum Beispiel die Fuchsjungen auf einen einzigen widerspenstigen Jugendlichen reduzieren, aber andererseits auf subtile Weise typische Ängste und Befürchtungen der Oberschicht einfließen lassen.

Anderson ist die brillante Entscheidung zu verdanken, den Film in Stop-Motion-Technik zu drehen, wobei dieselbe Art handgemachter und von Hand bewegter Figuren zum Einsatz kamen wie im allerersten „King Kong“. (Obwohl die Präsenz von Burl Ives auf dem Soundtrack eher eine andere Inspirationsquelle nahe legt: den TV-Film „Rudolph, the Red-Nosed Reindeer“ aus dem Jahre 1964.)

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Der Einsatz dieser Technik harmoniert perfekt mit Andersons Liebe zu Detail und seinem altmodischen Feingefühl und verleiht der Geschichte zusätzlich eine Spur naiven Charme; es ist fast so, als wären wir zurück bei den Puppenspielen unserer Jugend und sähen wieder Kasperl und Petzi, wie sie dem Krokodil oder einem Räuber den Garaus machen.

Zugegeben, obwohl der Film nicht einmal ganz eineinhalb Stunden lang ist, findet sich an ein oder zwei Stellen nutz- und sinnloses Füllwerk. Darüber hinaus fehlt manchen Totalen – in denen, nebenbei erwähnt, auch herkömmlichere Methoden der Animation zum Einsatz gekommen sein dürften – der Charme der Großaufnahmen. Außerdem gibt es keinen erkennbaren Grund dafür, dass auf dem Soundtrack „Street Fighting Man“ und ein alberner Song von Jarvis Cocker (Pulp) zu hören sind.

Dennoch ist „Der fantastische Mr. Fox“ ein herzlicher und charmanter Film über Familie, Erwachsenwerden, Abenteuer und - nicht von ungefähr – Handwerkskunst. Suchen Sie sich ein Kind, das mit Ihnen geht; es wird fast ebensoviel Spaß haben wie Sie.

Fazit: Ein Familienfilm im besten Sinne des Wortes. Mit viel Liebe zum Detail wird eine spannende Geschichte erzählt, aus denen vor allem die Kleinen einiges lernen können.

 

 

 

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