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Prince Of Persia: Der Sand der Zeit

Freitag, 21. Mai 2010

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Jake Gyllenhaal lässt die Muskeln spielen, Gemma Arterton sieht gut aus – aber das ist zu wenig, um diese dümmliche, überkomplizierte Videospieladaption zu retten

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Originaltitel: Prince Of Persia: The Sands Of Time
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Mike Newell
Drehbuch: Boaz Yakin, Doug Miro, Carlo Bernard, basierend auf dem gleichnamigen Videospiel von Jordan Mechner
Darsteller: Jake Gyllenhaal, Gemma Arterton, Ben Kingsley, Alfred Molina, Steve Toussaint, Toby Kebbell, Richard Coyle

Lara Croft: Tomb Raider. Super Mario Bros. StreetFighter. Wing Commander. Doom. Man sollte meinen, dass mehr Interesse an einer Fortsetzung von „Liebe mit Risiko – Gigli“  besteht als an einem weiteren Film, der auf einem Videospiel basiert, wenn man sich die vielen Misserfolge vor Augen hält. Dennoch hat Disney jede Menge Geld in „Prince Of Persia: Der Sand der Zeit“ investiert, wohl in der Hoffnung, Jerry Bruckheimer werde für den Konzern Reihe entwickeln, die an die Erfolge der „Fluch der Karibik“-Streifen anschließen kann.

Leider beweist der fertige Film, obwohl er mit epischem Spektakel und grandiosen Stunts aufwarten kann, dass nicht alles, was glitzert, auch wirklich Gold ist. Der Plot und die Charaktere wecken viel zu wenig Interesse und die Geschichte bewegt sich auf ermüdende Weise im Kreis, unterbrochen von gelegentlichen, einander stark ähnelnden Verfolgungsjagden und der einen oder anderen Kampfszene. Es stellt sich ein Gefühl ein, als sähe man jemand anderem beim Spielen am Computer zu – zu Beginn ist man begierig, selbst den Controller in die Finger zu bekommen, aber bald stellt sich gähnende Langeweile ein und man hofft nur noch auf einen baldigen Stromausfall.

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Star des Films, dessen Handlung in den mystischen Landschaften Persiens spielt, ist Jake Gyllenhaal, der sich für die Rolle des spitzbübischen Prinzen Dastan, der fälschlicherweise beschuldigt wird, den König, der auch sein Adoptivvater war, ermordet zu haben, ordentlich Muskeln antrainiert hat. Er muss fliehen und tut sich mit der ebenfalls verfolgten Prinzessin Tamina (Gemma Arterton) zusammen, um einen geheimnisumwitterten Dolch zu beschützen, mit dessen Hilfe sich der Lauf der Zeit verändern lässt. Wenn sich die beiden ausnahmsweise einmal nicht zanken, dann flirten sie so heftig und offensichtlich miteinander, dass nur noch ein Lauftext, wie man ihn aus Nachrichtensendungen kennt, am unteren Bildrand fehlt, der dem Zuschauer verkündet: „DIE BEIDEN WERDEN EINANDER AM SCHLUSS KRIEGEN, LIEBE LEUTE; DESHALB SOLLTET IHR NICHT EINSCHLAFEN.“

Wenn Prinz Dastan nicht gerade springend irgendwelchen Feinden entkommt, wobei die Videospielabkunft der Hauptfigur besonders deutlich wird, bemüht er sich, den wahren Königsmörder zu entlarven. Letzterer Handlungsstrang ist so schwerfällig konstruiert und inszeniert, dass im Vergleich dazu eine Episode von „Immer wenn sie Krimis schrieb“ wie ein unterhaltsames Video von The Prodigy wirkt. Zu den Verdächtigen zählen Dastans Bruder Tus (Richard Coyle) und Onkel Nizam (Ben Kingsley). Die beiden britischen Theatergrößen versuchen vergeblich, mit viel höhnischem Feixen ihren eindimensionalen Rollen ein wenig Leben einzuhauchen. Da Richard Coyle in erster Linie für seine Darstellung des Jeff in der Fernsehserie „Coupling“ berühmt ist, erwartet man fast, dass er einen humorigen Monolog über die Schönheit von Brüsten und die Gefahren des „dahinschmelzenden Mannes“ vom Stapel lässt.

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Zum Glück sind auch noch Alfred Molina und ein paar Strauße mit von der Partie, die für ein bisschen Abwechslung sorgen. Molina sorgt in der Rolle des Scheich Amar, eines gekonnt Steuern vermeidenden Händlers, der von den großen Laufvögeln besessen ist (die wundersamer Weise darauf verzichten, aus Scham den Kopf in den Sand zu stecken), für sämtliche Lacher und bietet einen wohltuenden Kontrast zu dem recht unscheinbaren - weil zu ernsthaft dargestellten – Pärchen Dastan und Tamina. Auf gewisse Weise macht gerade dieser Charakter deutlich, warum „Prince Of Persia: Der Sand der Zeit“ nicht einmal annähernd so zu begeistern vermag wie „Fluch der Karibik“. Stellen sie sich vor, wie langweilig diese Filmreihe wäre, wenn Keira Knightley und Orlando Bloom im Mittelpunkt stünden, während Johnny Depp als Jack Sparrow nur einen Gastauftritt hätte.

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Jake Gyllenhaal und Gemma Arterton kann man dafür kaum verantwortlich machen, denn sie stürzen sich mit viel Elan in die Actionszenen und hatten vermutlich wenig bis gar keinen Einfluss auf die unbeholfenen, weitschweifenden Dialoge (besonders Arterton muss dieses Drehbuch nach „Kampf der Titanen“ wie ein Werk von Shakespeareschen Dimensionen vorgekommen sein). Das Gezänk des Pärchens ist so ärgerlich wie das in einer x-beliebigen Seifenoper, aber immerhin schaffen es die beiden talentierten Darsteller, so viel Mitleid mit ihren Charakteren zu wecken, dass das Publikum das Interesse für ihr Schicksal nicht verliert. Vor allem diesem Umstand ist es zu verdanken, dass das explosive Finale mit seinen beeindruckenden visuellen Effekten doch noch seine Wirkung zu entfalten vermag. Allerdings verdeutlicht das grandiose Ende auch, wie einfallslos der ganze Film bis zu diesem Moment war.

Die gelungene Schlusswendung, die auf einen baldigen zweiten Teil hindeutet, kommt zu spät, um am negativen Gesamteindruck noch etwas zu ändern. „Prince Of Persia: Der Sand der Zeit“ sieht zugegebenermaßen großartig aus, vor allem wenn die Kamera über die mit Computereffekten aufpolierten Landschaften gleitet. Die Bemühungen von Schauspielern und Crew werden durch das Fehlen einer auch nur ansatzweise interessanten Handlung zunichte gemacht, sodass sich nie die gute Laune einstellen will, die man gemeinhin von Jerry-Bruckheimer-Blockbustern gewöhnt ist. Dennoch wird vermutlich gerade Pläne gewälzt, „Tetris“ für die Kinoleinwand zu adaptieren..

Fazit: „Prince Of Persia: Der Sand der Zeit“ ist die vielleicht beste Videospielverfilmung der letzten Jahre, aber dennoch kein wirklich gelungenes Werk. Mit dem Spiel sind Sie definitiv besser bedient.

 

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