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A Nightmare on Elm Street 2010

Mittwoch, 19. Mai 2010

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Das Remake ist nicht annähernd so gruselig wie das Original

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Originaltitel: A Nightmare on Elm Street
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Samuel Bayer
Drehbuch: Wesley Strick, Eric Heisserer, basierend auf Charakteren kreiert von Wes Craven
Darsteller: Jackie Earle Haley, Kyle Gallner, Rooney Mara, Katie Cassidy, Thomas Dekker, Kellan Lutz, Clancy Brown, Connie Britton

Als Wes Cravens „A Nightmare on Elm Street” („Nightmare – Tödliche Träume”) 1984 in die Kinos kam, wurde der mit geringem Budget gedrehte Film zu einem Überraschungshit, der das ausgelutschte Slasher-Genre, das durch unzählige „Freitag, der 13.“- und „Halloween“-Verschnitte vorhersehbar geworden war, mit einer surrealen, gespensterhaften Traumwelt kombinierte. Freddy Krueger, ein entstellter Kinderschänder, der mit Vorliebe quergestreifte Pullover trug, einen mit messerscharfen Klingen versehenen Handschuh als Waffe benützte und Teenager tötete, während sie schliefen, war eine gänzlich neue und Schrecken erregende Figur, die zu einem der beliebtesten und unverwechselbarsten Monster des Horrorfilms werden sollte.

Aber im Laufe von sieben Fortsetzungen wandelte sich der Widerling langsam vom Bösewicht zum Antihelden seiner Filme, der seine Opfer mit humorigen Einzeilern ins Jenseits beförderte, zum Gaudium des Publikums, das sich längst nicht mehr vor ihm fürchtete. In dem überraschend wirkungsvollen „Freddy Vs. Jason“ aus dem Jahre 2003, in dem sich Krueger in einem Kampf um Alles oder Nichts ganz im Stile des Wrestling mit Jason Vorhees maß, vollendete der von vielen so geschätzte Charakter seinen umstieg ins Komödienfach. Nach diesem Film schien Freddy Krueger endgültig erledigt zu sein.

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Eines der Hauptprobleme mit dem neuen „A Nightmare on Elm Street“, dem aktuellsten Horror-Remake von Michael Bays Produktionsgesellschaft Platinum Dunes, ist der Umstand, dass Freddy einfach nicht mehr so furchterregend ist wie zu seinen besten Zeiten, obwohl Jackie Earle Haley, der die Rolle von Robert Englund übernommen hat, den Killer ohne Effekthascherei spielt und weitgehend auf Einzeiler verzichtet. Aber dem Schauspieler wird zu wenig Gelegenheit geboten, der Figur seinen Stempel aufzudrücken: jeder X-Beliebige könnte unter der schauerlichen Maske stecken.

Regisseur Samuel Bayer, der bisher vor allem Musikvideos drehte und hier sein Spielfilmdebüt gibt, erweist einigen der berühmtesten Momente des Originals seine Reverenz (etwa der Szene, in der Freddy aus der Wand hervorkommt, um ein Mädchen lüstern anzustarren, oder der Badewannenszene, in der seine Klingenhand langsam aus dem Schaum auftaucht), aber er lässt sich auch einige neue Wendungen einfallen. Das Drehbuch von Wesley Strick und Eric Heisserer folgt im Wesentlichen dem Original, inklusive des von „Psycho“ inspirierten plötzlichen Todes einer Figur, von der man glaubt, dass sie die Heldin sein wird. Aber falls der Film irgendwann Aufklärung darüber gegeben haben sollte, wie genau Freddy Krueger die Fähigkeit erlangte, in die Träume der Menschen einzudringen und sie zu ermorden, während sie schlafen, dann muss mir das entgangen sein.

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Bayer verzichtet bei der Kameraarbeit zum glück auf allzu viel Schnickschnack und nützt das Breitwandformat gekonnt aus. „A Nightmare on Elm Street“ ist nicht so ärgerniserregend schlecht wie das „Neuinterpretation“ von „Freitag, der 13.“, aber das Remake ist überflüssig und schafft es nicht, das Interesse des Publikums zu wecken, weil dem Freddy-Krueger-Mythos nicht das geringste hinzugefügt wird: Im Prinzip ist es derselbe Film wie das Original, nur mit höherem Budget und besseren Effekten. Das Schlimmste jedoch ist, dass es im ganzen Streifen keinen einzigen wirklich gruseligen oder furchterregenden Moment gibt - eine Todsünde für einen Horrorfilm. (Die Szene aus dem Original, in der Johnny Depp durch eine Matratze zu Tode kommt, wird hier nicht einmal annähernd erreicht.)

Mit Ausnahme der Titelfigur gibt es eigentlich gar keine Charaktere, sondern lediglich geschminkte, an Popsänger erinnernde Typen und modelartige Mädchen, die allesamt in modisch knapper Kleidung das Zeitliche segnen.

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Das Genre des Horrorfilms hat zahlreiche Klassiker zu bieten, die dem zahn der Zeit getrotzt haben und zu Meilensteinen der Filmgeschichte geworden sind: „Frankenstein“, „Der Exorzist“, „Rosemary´s Baby“, „Psycho“, „Die Vögel“, „Der weiße Hai“, „Das Schweigen der Lämmer“, „Halloween“, … Heute jedoch hängt das Genre an der Herz-Lungen-Maschine und bringt fast ausschließlich Remakes und Fortsetzungen hervor, die das jugendliche Publikum am ersten Wochenende ins Kino locken sollen, nur um schnell viel Geld zu machen und dann in der Versenkung zu verschwinden. Wes Craven, der den im Sterben liegenden Horrorfilm 1996 mit „Scream“ quasi wiedererweckte, erklärte sich vor kurzem bereit, die Regie bei „Scream 4“ zu übernehmen, der seiner Aussage nach so revolutionär und überraschend werden wird. Lassen Sie uns hoffen, dass er das Versprechen wahr macht: Ein größere Anzahl weiterer langweiliger und auf Hochglanz polierter Remakes in der Art von „A Nightmare on Elm Street“ könnte Horrorfilmen für immer den Garaus machen.

Fazit: Ein weiteres unnötiges und ziemlich missglücktes Remake aus dem Hause Platinum Dunes. Freddy ist endgültig tot!

 

 

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