Ich sah 146 Minuten “Sex And The City 2” - und außer diesem religiösen Fundamentalismus wurde nichts geboten
Viele von uns haben zwei Jahre lang darüber nachgedacht. Vor allem Frauen. Sie haben an ihren Lippen genagt, sind mit hohlen, aschfahlen Gesichtern in verschwitzten Laken aufgewacht, ihre Augen haben den Glanz verloren, alles aufgrund der unzähligen offenen Fragen. Manchmal begehren Sie en masse mit gen Himmel gereckten Armen Auskunft von einem gesichtslosen Gott und einem kalten, gleichgültigen Universum, das seine Geheimnisse verschlossen hält. Wie…krächzt ihr kollektives Bewusstsein im Todeskampf. Wie feucht wird Samantha Jones´ 52 Jahre alte Vagina noch? Hat der Beginn der Menopause ihr den Glanz genommen? Sind ihre gealterten und verdorrten Tiefen endlich wund gerieben von dem endlosen Stoßen, Stoßen, Stoßen – grausame phallische Buße, die der emotional verkümmerten Sexbesessenen abverlangt wird, in deren Schritt sie residiert? Falls ich nicht bald Auskunft über die tiefen, grauen Öffnungen von Samantha Jones erhalte, werde ich bestimmt sterben!
Bitte sterben Sie nicht. Die antwort ist…gut. Samantha Jones´ Vagina geht es gut. Sie reibt sie mit Yamswurzel ein, okay? Sie nimmt 48 Vaginavitamine pro Tag. Ihr Schmuckkästchen nimmt Männerschwänze ohne Ende mit größter Leichtigkeit auf. Lassen Sie uns nie mehr über sie, die Vagina, reden.
„Sex And The City 2“ nimmt alles, was mir an Frauen imponiert und wofür ihnen die Gesellschaft, ja die Menschheit dankbar sein muss, und vergewaltigt es mit High Heels zu Tode, die mehr kosten als so mancher Kleinwagen. Der Film ist 146 Minuten lang, was bedeutet, dass ich den Kinosaal in der Blüte meiner Jugend betrat und mit einem bodenlangen weißen Bart herauskam, in dem eine Familie von Feldmäusen haust. Das ist eine völlig überzogene Spieldauer für etwas, das im Grunde genommen ein Heimvideo von schwulen Männern ist, die mit riesigen Barbiepuppen spielen. Aber ich weiche ab. Lassen Sie uns mit dem „Plot“ beginnen.
Carrie Bradshaw: Am Ende des ersten SATC-Films (2008) – nachdem sie seinen emotional Missbrauch betreibenden Hintern elf Jahre lang quer durch Manhattan verfolgt hatte – heiratete Carrie endlich ihren Mr. Big, den Mann ihrer seichten, selbstbesessenen Träume. Die Hochzeit liegt zwei Jahre zurück. Carrie ist das Eheleben bereits zuwider. Sie hasst es, dass er auf der Couch herumsitzt. Sie hasst es, dass er Nudeln aus dem Take-away-Karton ist. Sie hasst es, dass er Zeit mit ihr in ihrer unglaublich teuren und überladenen Wohnung verbringen will. Sie hasst es, dass er ihr einen riesigen Fernseher gekauft hat. Als Big vorschlägt, sie sollten doch ein paar tage pro Woche in getrennten Wohnungen verbringen (sie nennen ZWEI Wohnungen ihr Eigen, das Leben ist schließlich hart!), kreischt Carrie: „Ist das, weil ich eine zickige Ehefrau bin, die an Dir herumnörgelt?“ Gratulation. Du hast deine eigene Frage beantwortet.
Miranda Rothaaranwaltsgesicht: Miranda ist eine Anwältin, die rotes Haar hat. Sie hat auch ein Kind. Als berufstätige Mutter verpasst sie leider jede einzelne Schulveranstaltung ihres Kindes. Ihr Chef ist eine Witzfigur. Miranda kündigt – und alle sind viel zufriedener. Schließlich sollen Frauen nicht arbeiten gehen. Das ist schlecht für die Kinder.
Charlotte Goldsteinirgendwasjüdischesirgendwasjüdischesblatt: Charlotte hat ein unglaublich schweres Leben. Als reiche, nicht berufstätige Frau mit zwei Kindern und einem im Haus wohnenden Kindermädchen muss sie manchmal Muffins backen! Außerdem wurde eines ihrer Vintage-Kleider von einem der Kinder mit Fingerfarbe bekleckst. Deshalb kann Charlotte einfach nicht aufhören zu weinen. „Wie machen das nur Frauen ohne Haushaltshilfe?“ fragt die weinende Charlotte Miranda. „Ich habe nicht die geringste Ahnung“, erwidert Miranda. Dann stoßen sie mit ihren Gläsern voll rosafarbenen Sirups an. Auf „sich“. Auf die „Frauen ohne Haushaltshilfe“. „Wäre ich nicht reich, würde ich mich auf der Stelle mit einem Messer töten!“ sagt jeder in diesem Film, ohne es tatsächlich aussprechen zu müssen. Klink!
Samantha Jones: Ich sagte schon weiter oben, dass wir darüber nicht mehr reden.
Um ihren verschiedenen eingebildeten Problemen zu entfliehen, machen sich unsere unerschrockenen Vier auf ins finstere, exotische Abu Dhabi („Ich war immer schon vom Mittleren Osten fasziniert – Wüstenmonde, Scheherazade, fliegende Teppiche!“) als sie ankommen, ruft Carrie – schließlich ist sie professionelle Schreiberin – begeistert aus: „Toto, ich glaube nicht, dass wir noch in Kansas sind!“ Jeder der Damen wird unverzüglich ein Statist aus Disneys „Aladin“ zugewiesen, der sie in ihrer Suite, die $22.000 pro Nacht kostet, mit Zimtmilch füttert. Alles scheint hervorragend zu laufen. Aber schon sehr bald bemerkt die SATC-Denkfabrik, dass es in Abu Dhabi nicht dunkelhäutige männliche Sklaven und fliegende Teppiche gibt! Nein, Abu Dhabi ist voll von muslimischen Frauen – und nicht eine von ihnen läuft herum wie ein super befreiter, über und über mit Schmuck behängter Clown!! Unterdrückung! UNTERDRÜCKUNG!!
Das muss geändert werden. Samantha, die bekannte Prostituierte Sexualrevolutionärin, begehrt auf, indem sie in der Öffentlichkeit den erigierten Penis eines Mannes, den sie „Lawrence meiner Labia“ nennt, ergreift. Als sich daraufhin die Einheimischen beschweren (nachdem sie Samantha wiederholt gebeten haben, ihre Brustwarzen und den Schamhügel nach den örtlichen Sitten zu bedecken), legt Samantha mitten im Gewürzbazar einen Großteil ihrer Kleidung ab, wirft Kondome in die zornige und verwirrte Menge und schreit: „ICH BIN EINE FRAU! ICH HABE SEX!“ So wird also die traditionelle Sexualmoral des Mittleren Osten über den Haufen geworfen und der Sexismus wird auf dem Stadtplatz zu Tode gesteinigt.
Bei der Beerdigung des Sexismus (die einem mysteriösen, weihrauchgeschwängerten Raum der internationalen Schwesternschaft stattfindet) legen die Frauen von Abu Dhabi ihre schwarzen Gewänder und ihre Schleier ab, worauf sich herausstellt, dass sie - und das ist kein Scherz – darunter dieselben scheußlichen, unverschämt teuren Kleider- und Federfetzen verbergen, die auch von den ausgemergelten Koboldschultern von Carrie und Co. hängen. Muslimische Frauen: Unter all den verrrrrrrrrrrüüüüüüüüüüückten Gewändern sind sie genauso schal und besessen von physischer Schönheit und bedeutungslosen materiellen Sorgen wie die Westlerinnen! Feminismus! Verdammt, ja!
Wenn das das Ideal moderner Weiblichkeit ist, na danke.
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