Diese langatmige Bestsellerverfilmung ist arm an echten Gefühlen
Originaltitel: Dear John
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Lasse Hallström
Drehbuch: Jamie Linden, basierend auf dem Roman von Nicholas Sparks
Darsteller: Amanda Seyfried, Channing Tatum, Richard Jenkins, Henry Thomas, D. J. Cotrona, Cullen Moss
„Das Leuchten der Stille“ möchte eine moderne Version des besonders in der viktorianischen Zeit sehr beliebten Briefromans sein, in dem die Handlung durch lange, zwischen den Protagonisten ausgetauschte Briefe vorangetrieben wird.
Zu dumm, dass das Ganze soviel Substanz hat wie eine Postkarte.
Channing Tatum, der immer den Eindruck erweckt, als würde er- allerdings vergeblich - nach einem besseren Projekt Ausschau halten, das irgendwo in der Ferne auf ihn wartet, spielt John, einen Helden aus einer Spezialeinheit, der sich zwecks Erholung in der Heimat aufhält.
Amanda Seyfried, die aussieht wie ein leicht böser Engel, ist Savannah, eine wahre Traumfrau (ihr einziger Fehler? Sie denkt „schmutzige“ Wörter, wenn sie zornig wird), die die Frühjahrsferien zu Hause verbringt.
Die beiden treffen einander, sie umwerben einander, sie küssen einander auf äußerst photogene Weise.
Und dann ist plötzlich 9/11.
Um dem Film Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, er beutet diese amerikanische Tragödie nicht exzessiv aus. Es gibt keine Szene, die jener in „Pearl Habor“ vergleichbar wäre, in der Kate Beckinsale, nachdem sie sich über die kurz zuvor erfolgte Trennung von ihrem Freund ausgelassen hat, mit großer Geste auf die brennenden Ruinen weist und jammert. „Und dann passierte das!“
Aber als die Türme fallen, meldet sich John sofort wieder zum Dienst. Savannah sitzt allein zu Hause und verzehrt sich nach ihm. Und ihre perfekte Beziehung – nun ja, wenn sie die alten G.I.-Filme kenne, dann wissen sie, was jetzt kommt.
„Das Leuchten der Stille“ wurde von Lasse Hallström inszeniert, der einst ein interessanter Regisseur war („Mein Leben als Hund“, „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“), ehe er eine Art Liebling von Miramax wurde, als es noch ein Miramax gab und man dort einen gefügigen Filmemacher brauchte, der bereit war, unpersönliche Prestigeprojekte in die Kinos zu bringen.
Das bedeutete für ihn einen Schritt vorwärts in Sachen Ruhm, war aber seinem künstlerischen Schaffen nicht gerade zuträglich. Hallström wurde zur Anlaufstelle für langweilige Filme mit Oscarambitionen – „Gottes Werk & Teufels Beitrag“, „Chocolat“, „Ein ungezähmtes Leben“. Und genau wie die Preise, die sie anstrebten (und bisweilen gewannen), waren sie nur vergoldet.
Zuletzt war seine Karriere ins Stocken geraten, aber nun meldet er sich zurück mit dieser zuckersüßen Romanze, die - wie auch der jüngst angelaufene Film „Mit Dir an meiner Seite“ mit Miley Cyrus - auf einem Roman von Nicholas Sparks basiert. Und Regisseur Hallström wendet wieder seine alten, längst schon langweilig gewordenen Tricks an. Alles ist präzise in Szene gesetzt, nett ausgeleuchtet, perfekt gefilmt und unglaublich künstlich.
Obwohl es hie und da so etwas wie Anzeichen von Leben gibt, sind diese ausschließlich zwei Nebendarstellern zu verdanken.
Der eine ist Richard Jenkins, der sehr begabte alte Hase, der im vergangenen Jahr einen wunderbaren und hochverdienten Moment im Rampenlicht genießen durfte, als seine Leistung in „Ein Sommer in New York – The Visitor“ mit einer Oscarnominierung bedacht wurde. Hier spielt er Johns Vater, einen zurückgezogen lebenden Münzsammler, der an einer leichten Form von Autismus leidet. Jenkins versteht es, mit minimalem Aufwand – in einer Szene sind nur sein Hinterkopf und eine hand zu sehen – sehr viel zu vermitteln.
Der andere ist Henry Thomas, der sich, obwohl er immer als der kleine Junge in „E.T.“ in Erinnerung bleiben wird, im Laufe der Jahre zu einem hervorragenden Charakterdarsteller mit bisweilen verstörender Präsenz und einer Vorliebe für eigenwillige Figuren entwickelt hat. Leider wurde ihm hier eine weniger interessante Rolle übertragen, aber auch er macht das Beste daraus und besonders in einer Szene gegen Ende spielt er mit einer Intensität, die der Film ansonsten schmerzlich vermissen lässt.
Aber diese beiden Darsteller sind die einzigen Höhepunkte in einem Streifen, der sein Möglichstes tut, um sie auf sein Niveau hinunterzuziehen.
Die von Henry Thomas verkörperte Figur dient letztendlich nur dazu, die Handlung voranzutreiben; der von Richard Jenkins gespielte Vater ist die Inspiration für den mit Abstand erbärmlichsten Satz des ganzen Filmes, wenn Savannah ihrem John so etwas ähnliches sagt wie: „Weißt Du, ich interessiere mich jetzt wirklich für das Unterrichten von Behinderten, seit ich so viel Zeit mit Deinem Vater verbracht habe!“ Na dann, vielen Dank.
All die verschiedenen Handlungsstränge werden schließlich in einer Reihe von schönen Vollmonden und weit hergeholten Seifenopernmomenten zusammengeführt. Aber leider nicht früh genug, als dass es einen noch interessieren könnte – zu diesem Zeitpunkt möchte man den Film längst nur noch an den Absender zurückschicken.
Fazit: Eine weitere kitschige und langweilige Nicholas-Sparks-Verfilmung. Reine Zeitverschwendung.
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