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Das Schmuckstück (Review)

Donnerstag, 31. März 2011

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Französische Komödie mit entzückendem Retro-Feeling

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Originaltitel: Potiche
Herstellungsland: FRA 2010
Regie: François Ozon
Drehbuch: François Ozon (Adaption), Pierre Barillet und Jean-Pierre Grédy (Theaterstück)
Darsteller: Catherine Deneuve, Gérard Depardieu, Fabrice Luchini, Karin Viard, Judith Godrèche, Jérémie Renier, Sergi Lopez, Bruno Lochet

Im Französischen steht „Potiche“ für eine hübsche, aber nutzlose kleine Vase, die man auf ein Bücherregal stellt und vergisst. Es ist außerdem ein Slangausdruck für das, was die Amerikaner als „Trophy Wife“ bezeichnen.

Doch im Film „Potiche“ („Das Schmuckstück“) ist Suzanne nicht länger gewillt, still auf dem Regal zu sitzen.

Zunächst ist sie sich ihrer Unzufriedenheit jedoch nicht bewusst. Eine Frau gewissen Alters, ist sie in ihrer vorherbestimmten Rolle glücklich – sie kümmert sich um Haus und Kinder, während ihr Ehemann das Unternehmen ihrer Familie leitet.

Doch den brechen Arbeiterunruhen aus. Eine langdauernde Affäre wird peinlicherweise bekannt.

Und dieses hübsche kleine Ding klettert vom Regal herunter und beginnt zu kämpfen.

„Das Schmuckstück“ ist ein Showcase für einige französische Schauspieler, darunter Catherine Deneuve, doch in erster Linie ist der Film die Show von Regisseur François Ozon. Zuvor, mit „8 Frauen“, bewies er sein Talent für Douglas-Sirk-artiges Melodrama – hier überzeugt er mit seinem Touch für die Farce.

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Es mag nicht der Slapstick von zugeschlagenen Türen und ständig verführten Kammerzofen sein, doch die Story – basierend auf einem beliebten Theaterstück – ist eine lebhafte Komödie. Indem er sie als 70-er-Jahre-Stück inszeniert, kann sich Ozon nicht nur über einige grauenhafte Modesünden, sondern auch über einige furchtbar antiquierte Einstellungen lustig machen.

Es ist wie „Warum eigentlich… bringen wir den Chef nicht um?“ - nur mit ein wenig Crème fraîche.

Die ironische Absicht ist von allem Anfang an klar, als Deneuve - die es irgendwie schafft, sogar einen Trainingsanzug elegant wirken zu lassen – durch den Wald joggt. Aufs Stichwort kündigt eine herzige Waldkreatur, die aus einem Disneyfilm zu stammen scheint, ihr Herannahen an – und der Star strahlt anerkennend.

Wir haben es eindeutig mit einem selbstreflektierenden Film-Film zu tun, besonders dann, wenn uns Rückblenden romantische Episoden aus der Vergangenheit der Charaktere zeigen. Oder wenn die Arbeitskonflikte – die schnell eskalieren und sogar eine Entführung zur Folge haben – gelegentlich unterbrochen werden, um eine musikalische Nummer oder fortschrittliche Designtipps zu präsentieren.

(Das die Fabrik von Deneuves Familie Regenschirme herstellt, ist angesichts ihres ersten großen Hits „Die Regenschirme von Cherbourg“ nur der offensichtlichste der vielen Insider-Witze des Films.)

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Die große Darstellerin, die man bei uns nicht allzu oft in Komödien sieht, spielt ihren Part ziemlich nüchtern herunter, und erlaubt sich nur gelegentlich den Anflug eines Zwinkerns in Richtung Kamera. Sie hat mit Fabrice Luchini, der ihren sehr chauvinistischen Ehemann spielt, und der großartigen Karin Viard in der Rolle der Sekretärin und Langzeitgeliebten des Unternehmers zwei kongeniale Partner.

Außerdem mit dabei ist Gerard Depardieu, Deneuves alter Co-Star aus „Die letzte Metro“. (Während sie mehr oder weniger alterslos zu sein scheint, gleicht er mittlerweile einem besonders zerklüfteten Berg in den Pyrenäen, den man in einen Anzug gezwängt hat.)

Dennoch hat er hier sichtlich großen Spaß, wie auch der Rest des Ensembles. Ein kleiner Abstecher in die Politik – Ozons Ergänzung zu dem Theaterstück – wirkt ein wenig zu moralisierend, aber so war die damalige Zeit eben. „Das Schmuckstück“ ist nicht nur ein Film, der in den 70-er Jahren spielt. Das Werk wirkt wie ein Film aus den 70-er Jahren, den wir erst jetzt zu sehen bekommen.

Und es ist schön, seine Bekanntschaft zu machen.

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