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Der letzte Tempelritter (Review)

Sonntag, 27. März 2011

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Ein dümmliches, unheiliges Durcheinander

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Originaltitel: Season of the Witch
Herstellungsland: USA 2011
Regie: Dominic Sena
Drehbuch: Bragi F. Schut
Darsteller: Nicolas Cage, Ron Perlman, Stephen Campbell Moore, Stephen Graham, Claire Foy, Christopher Lee, Robert Sheehan

Es gibt in „Der letzte Tempelritter“ eine für Nicolas Cage mittlerweile nur allzu typische Ausflipp-Szene, in der er, scheinbar völlig unmotiviert, anfängt, seinen Dialog wie ein tollwütiger Hund herauszuschreien und herauszubellen. Das macht er in fast jedem Film, in dem er mitwirkt; es wirkt immer am besten, wenn die Dialoge wirklich lächerlich sind. Zum Glück ist nahezu alles an „Der letzte Tempelritter“ grauenhaft, das Drehbuch eingeschlossen: Ich kann mich nicht genau erinnern, was Cage in der Szene schreit, doch für einen im Mittelalter angesiedelten Film über Hexen und Schwerter und Pest und Dämonen hätte sein text nicht lächerlicher und unpassender sein können. Es war jedenfalls zum Schreien komisch. Falls Sie Verständnis für den Unterhaltungswert von so schlechtem Kino haben, sind Sie vermutlich, wie übrigens auch ich, Nicolas-Cage-Fan.

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Oh, „Der letzte Tempelritter“ ist grauenvoll. Ganz ehrlich. De von Dominic Sena („Passwort: Swordfish“) inszenierte Horror-Fantasy-Streifen ist ein schwerfälliger Haufen Mist, der sich vor dem Hintergrund der Kreuzzüge und des Schwarzen Todes entfaltet. Cage und Ron Perlman (der leider eine der absolut schlechtesten Darstellungen seiner ansonsten fast makellosen Karriere abliefert) verkörpern Behmen und Felson, zwei Ritter – und beste Freunde für immer! – in der Zeit der Kreuzzüge, was durch die endlose Anfangssequenz, in der wir sehen, wie sie sich immer und immer und immer wieder in die Schlacht stürzen, verdeutlicht wird. (Das Ganze sieht aus, als hätte man einfach immer dasselbe Bildmaterial verwendet und nur den Hintergrund in den Greenscreen-Aufnahmen ausgetauscht. Sehen Sie, nun kämpfen sie im Schnee! Nun sind sie in der Wüste! Nun kämpfen sie auf dem Waldmond Endor!)

Behmen führt während eines dieser Kämpfe sein Schwert versehentlich in ein unschuldiges Mädchen ein- Ups! – und kommt daraufhin zu der Überzeugung, dass es irgendwie beschissen ist, im Namen des Herrn zu töten. Deshalb desertieren er und sein Freund Felson. Auf ihrer Wanderschaft kommen sie in einen Stadt, in der Christopher Lee mit Pestbeulen im Gesicht lebt und in der es eine Frau gibt, von der allgemein angenommen wird, sie sei eine Hexe. Lee befielt den beiden Recken, sie in eine andere Stadt zu bringen, wo Mönche ihr den Prozess machen können. Dann fällt Lees Gesicht ab. Unsere beiden Helden scharen einen bunt zusammengewürfelten Haufen als Begleitung um sich und machen sich mit der jungen Frau auf die lange Reise.

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Ist die junge Frau eine Hexe oder ist sie keine? (Nebenbei bemerkt, die junge Frau wird im Abspann nur als „The Girl“ bezeichnet und von Claire Foy gespielt, einer Schauspielerin, die in Oxford studiert und auf einen Schlag eine jahrhundertealte Bastion der höheren Lehre in Großbritannien auf einen Schlag beschmutzt hat.) Die junge Frau verhält sich jedenfalls seltsam genug – einmal hat es denn Anschein, als wolle sie Cage durch die Stäbe ihres Käfigs hindurch mit der Hand befriedigen -, doch ihre Wächter haben entlang des Weges mit ganz anderen Problemen zu kämpfen: Ein Rudel Wölfe! Eine wackelige alte Brücke! Nebel! Es gibt im letzten Drittel des Filmes einen Punkt, da schnappt alles ein: Die Farbpalette des Films verschwimmt zu einem einzigen schmutzigen, düsteren Grau, Cage und Perlman schlagen einander die Dialoge ums Haupt, als wären es nasse Handtücher in einem Umkleideraum und der Plot verkommt zu reiner Idiotie. In diesem Moment ist „Der letzte Tempelritter“ geist- und sinnloser Spaß; es gibt einen an „Evil Dead II“ erinnernden Kampf mit einer Gruppe von Zombiemönchen und einem überraschend gesprächigen Dämon, der den Film zur Selbstparodie werden lässt. Der Rest des Filmes hat gewisse Längen und viele Elemente, die nicht schlecht genug sind, um wieder gut zu sein, falls das Sinn macht, doch die absoluten Tiefpunkte von „Der letzte Tempelritter“ haben einen gewissen Reiz.

Falls Ihnen diese Aussicht verlockend erscheint – Sie wissen, wer Sie sind -, dann vermute ich, dass Sie an „Der letzte Tempelritter“ Ihren Spaß haben werden. Ich werde mir den Film in Zukunft sicher gelegentlich wieder ansehen, vor allem an feuchtfröhlichen Männerabenden. (Er würde zusammen mit „Krull“ und dem ersten „Conan“-Film eine perfekte Dreifachvorstellung abgeben.)

Fazit: Ein völlig missglückter Film, der leider nur in wenigen Momenten so schlecht ist, dass man ihn schon wieder als gut bezeichnen könnte.

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