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Der Plan (Review)

Dienstag, 15. März 2011

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Diese ambitionierte Mischung aus Romanze, Science-Fiction und Fantasy kann nicht wirklich überzeugen

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Originaltitel: The Adjustment Bureau
Herstellungsland: USA 2011
Regie: George Nolfi
Drehbuch: George Nolfi, basierend auf der Kurzgeschichte „Adjustment Team“ von Philip K. Dick
Darsteller: Matt Damon, Emily Blunt, Florence Kastriner, Natalie Carter, Jon Stewart, Michael Kelly, Anthony Mackie, John Slattery, Christine Lucas, Jennifer Ehle, Jessica Lee Keller, Terrence Stamp, David Allan Basche

In „Der Plan“ gibt es nach ungefähr 10 oder 15 Minuten einen überraschenden Moment – das einzige Mal, dass in dem Film so etwas wie Spannung aufkommt. Die entmutigende Langeweile dieses öden Blindgängers hatte da noch nicht die Zeit, sich richtig festzusetzen: Der Film hat seine völlige Albernheit und Abgeschmacktheit noch nicht offenbart.

„Der Plan“ ist die aktuellste – und mit Sicherheit freieste – in einer langen Reihe von Hollywood-Adaptionen von Kurzgeschichten von Philip K. Dick („Blade Runner”, Total Recall”, Minority Report”, Next”) und markiert das Regiedebüt des Drehbuchautors George Nolfi, der „Ocean´s Twelve“ und „Das Bourne Ultimatum“ schrieb (was Matt Damons vertrauensvolle Mitwirkung an diesem Projekt erklärt). Aber Nolfi verfasste auch das sehr durchschnittliche Michael-Douglas-Vehikel „The Sentinel – Wem kannst du trauen?“ und war einer der Autoren der Filmadaption von Michael Crichtons Roman „Timeline“, die sich als eines der schlechtesten, von einem großen Filmstudio veröffentlichten Science-Fiction-Abenteuer der letzten 20 Jahre herausstellte.

„Der Plan“ ist nicht ganz so schlecht, doch ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass mit Ausnahme der Leute, die ihn machten, - und vielleicht ihren Verwandten - je irgendjemand mit Wohlwollen über diesen Film sprechen wird. Dabei fängt alles ganz vielversprechend an. Wir sehen, wie die Karriere von David Morris (Damon), der im Staate New York für einen Senatssitz kandidiert, den Bach hinuntergeht, nachdem die Presse von einem jugendlichen, aber schlüpfrigen Fehltritt Wind bekommen hat.

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Ungefähr zu der Zeit, da er sich von seiner politischen Zukunft verabschieden muss, begegnet David einer sympathisch ungestümen jungen Frau namens Elise (Emily Blunt), die den durch ihr erstes herziges Aufeinandertreffen geweckten Erwartungen voll gerecht wird: Sie ist ein echter Wildfang! Sie ist launenhaft! Sie ist Tänzerin! Gerade als ich anfing, mich zu fragen, ob George Nolfi vielleicht ein cleveres Pseudonym für diese listige Nora Ephron ist, ließ der Film die Genre-Bombe platzen: Einige irgendwie unheimlicher Männer in grauen Anzügen und mit Hüten verfolgen, angeführt von dem aus „Mad Men“ bekannten John Slattery, David aus gründen, die wohl nur ihnen selbst bekannt sind. Die Männer führen magische schwarze Notizbücher mit sich, die mit mysteriösen Mustern und sich ständig verändernden Labyrinthen angefüllt sind und die sie ständig zu Rate ziehen, worauf sie einander ernst anstarren.

„Der Plan“ postuliert, dass der freie menschliche Wille eine Illusion ist, dass unsere Geschicke bereits von größeren Mächten festgelegt wurden und dass jeder Versuch, von unseren vorherbestimmten Schicksalen abzuweichen, zwecklos ist, da es ein Team von „Adjusters“ (etwa Korrektoren, Anpassern) gibt, die beim ersten Anzeichen von Ungehorsam tätig werden und unser Verhalten korrigieren, ohne dass wir uns dessen bewusst werden. Obwohl diese Männer ihren Boss immer wieder als „den Typen da oben“ oderähnlich bezeichnen, ist diese Verweise so ziemlich das einzige im Film, das auf eine religiöse oder spirituelle Erklärung der Vorgänge hindeuten könnte. Außerdem verschwendet der Streifen keine Zeit damit, auf die metaphysische und philosophische Bedeutung seiner zentralen Idee näher einzugehen (stellen Sie sich nur vor, was ein Terry Gilliam ungefähr zur Zeit von „Brazil“ aus diesem Material gemacht hätte).

Nein, „Der Plan“ nutzt seine „Wie bitte?“ Prämisse, um die Bedeutung wahrer Liebe neu zu definieren – um anzudeuten, dass, wenn Sie einem oder einer unbekannten begegnen und das Gefühl haben, ihr oder ihm zuvor schon einmal begegnet zu sein, dies wahrscheinlich der Fall ist, nur dass die „Adjuster“ dafür gesorgt haben, dass Sie den Vorfall vergessen, weil nicht vorgesehen war, dass sie sich ineinander verlieben. Nora Ephron wird vielleicht nie dazu kommen, eine in Manhattan spielende Action-Romanze mit quasi-religiösen, Science-Fiction-artigen Untertönen zu fabrizieren, doch wenn sie es wäre sie mit ziemlicher Sicherheit nicht so wirr und dämlich wie dieses Machwerk.

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Der Plot von „Der Plan“ entfaltet sich ohne erkennbaren Grund und die Charaktere legen unerklärliches Verhalten an den Tag – einfach so. (Warum entwickelt ein von Anthony Mackie gespielter „Adjuster“ plötzlich mitfühlendes Interesse an Davids Misere?) Damon und Blunt harmonieren auf der Leinwand viel zu wenig, als dass man sich für ihr Schicksal erwärmen könnte. Damon scheint im Film nur zum Leben zu erwachen, wenn er in Jason-Bourne-Manier herumlaufen und agieren kann, während Blunt die starke, selbstbewusste Persönlichkeit ihres Charakters in den frühen Szenen gut darstellt, um dann in der zweiten Hälfte des Films mehr oder weniger zu verwelken, wie es das Skript von ihr fordert.

Selbst der Auftritt eines Ober-„Adjusters“ mit dem Namen „The Hammer“ (gespielt vom großen Terrence Stamp) enttäuscht: Der Charakter entpuppt sich als völlig sinnlos und ist eigentlich nur dazu da, um einen ordentlichen Schlag ins Gesicht einzustecken. General Zod hätte sich so etwas nie gefallen lassen, und Sie sollten es auch nicht tun.

Fazit: Eine als Science-Fiction-Actionfilm getarnte Romanze, die sich in den Irrungen und Wirrungen des Plots verfängt. Auf die durchaus interessante Prämisse wird kaum eingegangen, die Charaktere sind – mit Ausnahme der Tänzerin Elise in der ersten Hälfte des Films – nicht überzeugend und der Rest ist Langeweile.

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