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Justin Bieber: Never Say Never (Review)

Montag, 14. März 2011

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Ein bewundernder, unkritischer Blick auf eine Popsensation

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Originaltitel: Justin Bieber: Never Say Never
Herstellungsland: USA 2011
Regie: Jon Chu
Stars: Justin Bieber, Boys II Men, Usher, Miley Cyrus, Sean Kingston, Ludacris, Jaden Smith

Es ist nur allzu leicht, sich über Justin Bieber lustig zu machen - nicht dass uns das davon abhalten sollte.

Er verdankt seinen Erfolg YouTube-Clips, Auftritten in Einkaufszentren und 11-jährigen Mädchen. Seine berühmte Frisur sieht aus, als hätte er sie einer Ice Capades-Königin der 1970-er Jahre gestohlen.

Er ist uncool.

Worauf ich, wie seine Millionen 11-jähriger Fans, nur sagen kann – yeah, well, whatever.

Denn bei dem Phänomen Bieber hat nichts mit Ihnen oder mit mir zu tun, genauso wenig wie die Monkees (oder Shaun Cassidy oder Rick Springfield oder Hanson – picken Sie sich den Teenyschwarm Ihrer Generation heraus) etwas mit unseren Eltern zu tun hatten. Es geht einzig und allein darum, leicht verdauliche Popmusik für Heranwachsende zu machen.

Und das ist ein viel härterer Job, als viele zugeben wollen.

Der Knabe verdient ein wenig Anerkennung – und sein neuer 3D-Konzertfilm „Justin Bieber: Never Say Never“ sorgt dafür, dass sie ihm zuteil wird. Doch der Streifen ist so klinisch sauber, so autorisiert, dass der Zuschauer nicht die Möglichkeit hat, sich eine eigene Meinung über den singenden Knirps und das, wofür er steht, zu machen.

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Fragen, die Teenager vielleicht interessieren („Hat Justin eine Freundin?“), werden hier nicht beantwortet. Diejenigen, die die Eltern bewegen („Erhält der Bub überhaupt richtigen Unterricht?“) werden größtenteils nicht gestellt.

Und etliche unangenehme Details – etwa der Umstand, dass seine Mutter ihn seinen ersten professionellen Vertrag nicht unterschreiben lassen wollte, weil der Manager Jude war – werden völlig ausgeklammert.

Das war aber auch nicht anders zu erwarten. Schließlich ist dies nur ein weiteres gut verpacktes Popstar-Produkt.

Dennoch beweist der Streifen – inszeniert von Jon Chu, dem Veteranen zweier „Step Up“-Filme – ab und zu einen hinterhältigen Sinn für Humor.

Er beginnt damit, dass er Bieber in den entsprechenden historischen Kontext bringt – der kleine Kanadier ist eine virale Internet-Sensation, genau wie Videos von herzigen Kätzchen oder Hochzeitspannen. Er beinhaltet eine Zeitlupenode an die berühmte Frisur. (Leute, die ihn vor allem aufgrund seiner Haare werden wahrscheinlich entsetzt sein, wenn sie sehen, dass sein Großvater ein Glatzkopf ist.)

Und wir bekommen (obwohl es seltsamerweise nur sehr wenige Szenen gibt, die Bieber beim Proben zeigen) jede Menge Bildmaterial von seinem Weg an die Spitze zu sehen - von den Jahren, in denen er bei lokalen Talentshows und in Wasservergnügungsparks auftrat. Diese teils privaten Videoaufnahmen sind mitunter so schlecht, so verschwommen, dass sie fast schon als impressionistisch bezeichnet werden können.

Dennoch, sein Tanzen ist eher athletisch als künstlerisch (als Usher im kurz auf der Bühne Gesellschaft leistet, stiehlt der Ältere unserem kleinen Helden mit einem einzigen raschen Hüftschwung die Show). Obwohl er mittlerweile 17 Jahre alt ist, scheinen seine Stimme und sein Gesicht in der Kindheit steckengeblieben zu sein. (Es ist fast schon gruselig, kreischende erwachsene Frauen unter seinen Fans zu sehen.)

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Nicht dass die jüngeren Fans diesen Dingen besondere Aufmerksamkeit schenken würden. Die überproduzierte Musik hämmert professionell vor sich hin. Die Texte sind blitzsauber und anständig bis zur Langeweile. Das Image - ganz Baseballkappe und Herzchen und Kapuzen und violett (seine Lieblingsfarbe) - ist durchgehend dasselbe und äußerst gut vermarktbar.

Justin Bieber bringt sehr vielen Menschen sehr viel Geld ein, nicht zuletzt seiner doch arg frömmelnden Mutter und dem aalglatten Manager. (Selbst der Vater, der Biebers Mutter verließ, als der kleine 10 Monate alt war, taucht, vermutlich vom Klang des Geldes angelockt, hinter der Bühne auf.) Doch wer ist Justin Bieber wirklich? Was könnte aus ihm werden?

Trotz seiner viel gerühmten 3D-Effekte bleibt „Never Say Never“ eine ziemlich eindimensionale Angelegenheit und nähert sich dem winzigen kanadischen Pophänomen nie wirklich an.

Fazit: Eine perfekt produzierte, doch allzu oberflächliche filmische Lobhudelei, die kaum Einblicke in das Leben des Teenyschwarms bietet.

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