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Gnomeo und Julia (Review)

Freitag, 25. März 2011

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Billiges Keramikimitat eines Klassikers der Weltliteratur

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Originaltitel: Gnomeo & Juliet
Herstellungsland: GB/USA 2011
Regie: Kelly Asbury
Drehbuch: Kelly Asbury, Mark Burton, Kevin Cecil, Emily Cook, Kathy Greenberg, Andy Riley, Steve Hamilton Shaw, basierend auf der Theaterstück von William Shakespeare
Sprecher: James McAvoy, Emily Blunt, Ashley Jensen, Michael Caine, Matt Lucas, Maggie Smith, Jason Statham, Ozzy Osbourne, Patrick Stewart, Hulk Hogan, Dolly Parton

Vor nicht allzu langer Zeit erklärte Elton John in einem Interview für das Magazin Rolling Stone, sein guter Freund Billy Joel müsste mit liebevoller Strenge wieder zum Arbeiten animiert werden. Joel, führte er aus, trinke zu viel und vergeude sein Leben. Er müsste „etwas Besseres“ mit seinem Leben anfangen.

Was zum Beispiel? Einen Kinderfilm über Gartenzwerge produzieren?

Denn damit hat sich Captain Fantastic in letzter Zeit beschäftigt. Und ob die Welt nun dafür bereit ist oder nicht, seine Produktionsgesellschaft Rocket Pictures präsentiert uns voll Stolz „Gnomeo und Julia“, eine Cartoon-Überarbeitung von Shakespeares zeitloser Tragödie der ersten Verliebtheit, untermalt von zahllosen Elton-John-Hits.

Falls Sie sich je gewünscht haben, eine Statue mit kleinem spitzem Hut zu sehen, die für eine andere Statue mit kleinem spitzem Hut „Your Song“ vorträllert, dann ist dies genau der richtige Film für Sie.

Und falls dies der richtige Film für Sie ist, dann sollte man ihnen vielleicht mit liebevoller Strenge besseren Geschmack einbläuen.

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Ernsthaft, Tybalt als ein auf einem Rasenmäher herumfahrender Raufbold? Die Amme als verliebter Gipsfrosch? Julia, die traurig „Gnomeo, oh Gnomeo“ deklamiert? Und all das mehr oder weniger willkürlich unterlegt mit Songs wie „Bennie and the Jets“?

´S ist wahr, verehrte Leute. Und ´s ist lausig.

Die Geschichte ist selbstverständlich nach wie vor die von den jungen Leuten, deren Liebe unter einem schlechten Stern steht – allerdings ohne die Romanze zwischen Minderjährigen, ohne Selbstmord, Mord und tragisches Ende. Und alles gespielt von Gartenzwergen und anderem Rasenschnickschnack, darunter etwa ein rosa Flamingo aus Plastik mit einem scheußlichen „lustigen“ spanischen Akzent.

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Es ist ein Desaster in Gips, doch das konnte unzählige Stars nicht davon abhalten, im Aufnahmestudio vorbeizuschauen, der einen oder anderen Figur ihre Stimme zu leihen und mit einem riesigen Gagencheck wieder abzurauschen, darunter James McAvoy als Gnomeo und Emily Blunt als Julia. (Jason Statham – selbst in Animationsstreifen als harter Kerl besetzt – spricht den Tybalt.)

Was Schauspieler nicht alles zu tun bereit sind für einen großen Scheck – oder die Chance, auf Eltons Gästeliste zu kommen!

Michael Caine ist Julias Vater; Maggie Smith ist Gnomeos Mutter. Weitere Gaststars sind Dolly Parton (der Grund dafür will sich mir nicht erschließen), Hulk Hogan, Patrick Stewart (als Bill Shakespeare – haha!) und, als unechtes Rehkitz, Ozzy Osbourne.

Nun, okay. Der letzte Teil ist zumindest lustig.

Zugegeben, die Animation ist, obwohl sie von 3D kaum Gebrauch macht, fantastisch. Man kann jeden noch so kleinen Sprung, jede noch so kleine abgeschlagene Stelle an den Charakteren sehen; wenn sie einander berühren, fügt der Soundtrack sogar das kleine „Clink“ von Gips auf Gips hinzu.

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Doch um den Film wirklich lustig zu machen, müsste es einige Witze geben, die hier so selten sind wie Zähne bei einer Henne. Und obwohl das Ganze einen gewissen urenglischen Charme hat – die Doppelhaushälften in der Vorstadt, der Gartenschuppen -, wird es allen nicht-englischen Kindern irgendwie seltsam vorkommen.

Vielleicht hat Disney ja den Vertrieb für diesen Streifen nur übernommen, weil die Herrschaften der Ansicht sind, sie wären Elton John für all diese Songs für „Der König der Löwen“ noch etwas schuldig. Vielleicht wollte Elton einen Film produzieren, den er seinem neuen Baby zeigen kann. Vielleicht denkt er – nein, bitte nicht! -, dass sich daraus ein Musical machen lässt.

Aber wenn das die Alternative zum gemütlichen Besäufnis im eigenen Heim sein soll, dann bin ich ganz auf Billys Seite.

Fazit: Diese Parodie ist zwar wunderbar animiert, doch es fehlt ihr der Humor. Nur Leuten, die unbedingt sehen müssen, wie Gartenzwerge „The Matrix“ imitieren, und Kindern unter sechs Jahren vorbehaltlos zu empfehlen.

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