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Der Adler der neunten Legion (Review)

Montag, 7. März 2011

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Römische Kriegsgeschichte bleibt im Schlamm der Verwirrung stecken

Der-Adler-der-Neunten-Legion-Filmplakat

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Originaltitel: The Eagle
Herstellungsland: USA/GB 2011
Regie: Kevin Macdonald
Drehbuch: Jeremy Brock, basierend auf dem Roman von Rosemary Sutcliff
Darsteller: Channing Tatum, Jamie Bell, Donald Sutherland, Denis O´Hare, Paul Ritter, Julian Lewis Jones, Douglas Henshall, James Hayes, Simon Day

Große Geister haben bisweilen dieselben Einfälle, diejenigen der Filmemacher hingegen unterscheiden sich selten.

Es ist eine merkwürdige Tatsache des Filmgeschäfts, dass man sich, so einzigartig eine Idee auch erscheinen mag, sicher sein kann, dass jemand anderer sie auch schon hatte. Das ist der Grund dafür, dass wir bisweilen gleichzeitig oder kurz hintereinander mit zwei Versionen von „Gefährliche Liebschaften“, einem Paar Truman-Capote-Biographien oder ähnlichen Dingen beglückt werden.

Oder nun einem zweiten Film über die verschwundene Neunte Legion der Römer.

Der erste, der sehr durchschnittliche „Centurion“, lief letztes Jahr am Berliner Fantasy Festival und kam dann auf DVD/Blu-ray heraus. Der von Neil Marshall inszenierte Streifen wollte angeblich zeigen, wie eine mächtige und kampferprobte römische Streitmacht von brutalen, blau angemalten Briten vernichtet wurde.

Nun kommt „Der Adler der neunten Legion“, ein Abenteuer, das zwanzig Jahre nach dem historischen Massaker spielt und sich der fiktiven Geschichte eines jungen Offiziers widmet, der nach Britannien zurückkehrt, um Rache zu nehmen und den Namen seiner Familie reinzuwaschen.

Und dieser Film ist sogar noch weniger interessant als „Centurion“.

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Das von Kevin Macdonald – er ist ein gefragter Dokumentarfilmer, dessen bisher erfolgreichster Spielfilm „Der letzte König von Schottland“ war - inszenierte Action-Abenteuer-Spektakel lässt in Windeseile den Schmutz und den Matsch eines einsam gelegenen kolonialen Außenpostens wiedererstehen. Und haut uns dann zwei Stunden lang extreme Nahaufnahmen, schlammige Landschaften und eine Atmosphäre von Verfall und Ruin um die Ohren.

Doch genau wie sein Vorgänger bekommt auch „Der Adler der neunten Legion“ seine Geschichte nie richtig zu fassen und weiß nicht so recht, welche Position er einnehmen soll: Einerseits verlangt er vom Zuschauer, sich mit den Invasoren zu identifizieren, andererseits verurteilt er die Invasion.

Für diesen Standpunkt bietet sich sogar ein treffendes Argument an, nämlich dass nicht der Krieg, sondern das verhalten des Kriegers im Krieg den Ruhm begründet, doch leider wird dieser Aspekt nicht weiter verfolgt. Die Römer (mit rauhem amerikanischem Akzent) scheinen nur plumpe Stellvertreter für US-Soldaten zu sein und unser Held wirkt wie ein allzu ehrgeiziger Sohn, der die Kämpfe seines Vaters neu ausfechten möchte.

Falls Sie das an das militärische Abenteuer eines amerikanischen Präsidenten der jüngeren Vergangenheit im Irak erinnert –nun ja, das scheint beabsichtigt zu sein.

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Dem Zuschauer bleibt kaum etwas anders übrig, als sich an die beiden Hauptfiguren zu klammern, den römischen Offizier (gespielt von dem stiernackigen Channing Tatum) und seinen ergebenen britischen Sklaven (gespielt von Jamie Bell, der über die gereizte Intensität des jungen Roddy McDowall verfügt).

Seltsamerweise klammern sie sich schon aneinander fest.

Als der Römer operiert werden muss, springt der Brite auf seine Brust und hält ihn fest, wobei er ihm wild entschlossen in die Augen blickt.

Als der Brite ihn verraten zu haben scheint (er hat es nicht getan), ruft der Römer aus: „Ich dachte ich hätte Dich verloren!“ Und dazwischen führen sie bezaubernde Sandalen vor.

Um den großartigen, leider verstorbenen Peter Graves in „Airplane!“ („Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“) zu zitieren: „Joey, do you like movies about gladiators?” („Joey, magst Du Filme über Gladiatoren?“)

Trotz der Besetzung mit durchtrainierten - vorwiegend jungen – Männern tut sich in „Der Adler der neunten Legion“ kaum etwas, das man als sexy bezeichnen könnte. Es tut sich eigentlich überhaupt nicht viel, abgesehen von Kämpfen im Schlamm und verworrener Politik.

Und einer erstaunlich einzigartigen Idee, die wir, oh, vor ungefähr sechs oder sieben Monaten schon einmal sahen.

Noch dazu ein wenig besser umgesetzt.

Fazit: Mit Sicherheit kein zweiter „Gladiator“. Männer in Sandalen, Schmutz, Kämpfe und Langeweile – mehr gibt es hier nicht zu sehen.

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