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Auftrag Rache – Mel Gibsons wenig überzeugendes Comeback

Donnerstag, 11. März 2010

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Originaltitel: Edge Of Darkness
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Martin Campbell
Drehbuch: William Monahan, Andrew Bovell, basierend auf einer Fernsehserie von Troy Kennedy Martin
Darsteller: Mel Gibson, Ray Winstone, Danny Huston, Bojana Novakovic, Shawn Roberts, Jay O. Sanders

„Auftrag Rache“, ein Thriller, der mit Mel Gibsons erstem Leinwandauftritt seit acht Jahren aufwartet, entlockt einem ein unwillkürliches „Wow“ – wie in „Wow, ist dieser Film schei**!“ Wie konnte es geschehen, dass sich dieser erfahrene, recht kluge Star sich so einen Schmarren für sein Comeback als Schauspieler aussucht? Gibsons bisherige Arbeit vor der Kamera war, genau wie die der meisten anderen Darsteller, von diversen Hochs und Tiefs geprägt, aber selbst in seinen schwächsten Filmen wirkte er immer energiegeladen, engagiert und lebendig. Mochte der Film auch untergehen, Mel Gibson gab stets sein bestes und konnte auf seine Leistung stolz sein.copyrightjps2010_2

In „Auftrag Rache“ wirkt er seltsam abwesend, abgelenkt und irgendwie benebelt, fast wie ein Mann, der in seinem Kopf Stimmen hört und so tut, als höre er sie nicht. In der Rolle des Thomas Craven, eines Kriminalpolizisten aus Boston, der bestrebt ist, den Mord an seiner Tochter Emma (Bojana Novakovic) zu klären, erweckt Mel Gibson von der ersten Einstellung an den Eindruck, als wolle er irgendjemanden über den Haufen schießen - und dass, obwohl sie da noch am Leben ist. Seine Darstellung reduziert sich von Anfang bis Ende auf einen Charakterzug: die Bereitschaft, alles für die Rache zu tun.

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Leider besteht diese Rache vor allem darin, dass er andere Charaktere zu Tode redet. Gibson hat die Rolle des Racheengels schon oft verkörpert, und es wollte scheinen, als hätte er mit „Payback“ (1999) diesem Genre endgültig ade gesagt. Aber nun ist er zurück und erfreut uns mit Altbekanntem, das diesmal in eine undurchsichtige Verschwörung verpackt ist, die irgendetwas mit Nuklearforschung zu tun hat.

Das Drehbuch zu „Auftrag Rache“, das übrigens auf einer von der BBC produzierten Miniserie beruht, wurde von William Monahan („The Departed“) und Andrew Bovell („Dogwoman: The Legend of Dogwoman“) verfasst. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass wohl der Dogwoman-Autor den größten Teil geschrieben hat. Regie führte Martin Campbell, der für „Casino Royale“, aber auch für „Vertical Limit“ und „Jenseits aller Grenzen“ verantwortlich zeichnete. „Auftrag Rache“ ist ein überzeugendes Argument dafür, dass der Erfolg von „Casino Royale“ nur ein glücklicher Zufall war.

Campbell führte auch bei der BBC-Miniserie aus dem Jahre 1985, die unter dem Titel „Die Plutonium-Affäre“ im deutschen Fernsehen lief, Regie. Diese Serie muss um einiges besser gewesen sein als dieses dialoglastige, missglückte Remake. Rachefeldzüge haben selten so unbefriedigend und verwirrend gewirkt. Wie konnte es Mel Gibson nur entgehen, dass „Auftrag Rache“ so langweilig ist? Hat er vielleicht denselben Agenten wie Harrison Ford? Robert De Niro, der ursprünglich die Rolle des CIA-Agenten, der den Mord an Cravens Tochter vertuschen soll, übernommen hatte, stieg nach wenigen Tagen aus dem Projekt aus (er wurde durch Ray Winstone ersetzt). „Kreative Differenzen“ sollen der Grund für seinen Abgang gewesen sein. Vielleicht ist De Niro auch nur ständig am Set eingeschlafen.

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Die Figuren in „Auftrag Rache“ sagen so profunde Dinge wie „Es ist nicht was es ist, Tommy. Es ist nie was es ist.“ und „Da ist irgendetwas mit…der Finsternis. Das gefällt mir nicht.“ Der film strotz nur so vor dümmlichen Dialogen und halbherzigen Versuchen, den Zuschauer über die zusammenhänge der Verschwörung aufzuklären. Die Texte, die den Darstellern und dem Publikum zugemutet werden, sind teilweise so hanebüchen, dass man geradezu erleichtert aufatmet, wenn wieder eines dieser Plappermäuler ins Gras beißt.

Ich fuhr für einen Moment aus dem Halbschlaf hoch, als Mel Gibson wütend hervorstieß „Ich bin nicht daran interessiert, noch mehr Schei** zu reden!“, aber dann machte er genau damit weiter. Obwohl er als Regisseur große Erfolge verbuchen konnte, war klar, dass Gibson früher oder später wieder vor der Kamera agieren würde. Da er jetzt dieses Bedürfnis befriedigt hat, bleibt zu wünschen, dass er baldmöglichst hinter die Kamera zurückkehren möge (angeblich bereitet er ein großes Wikingerepos mit Leonardo DiCaprio vor). Einige weitere Filme in der Art von „Auftrag Rache“ können selbst die beständigste Karriere ruinieren.

Fazit: Dieses Remake einer Miniserie ist gründlich danebengegangen. Der Plot ist kaum durchschaubar, es wird zu viel geredet, und Mel Gibson agiert als stünde er unter Drogen. Im Vergleich mit diesem Streifen schneidet selbst „Gesetz der Rache“ noch gut ab. Tun Sie sich selbst einen Gefallen und meiden Sie diese filmische Schlaftablette, der wohl nur die treuesten Fans von Mel Gibson etwas abgewinnen können.

 

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