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Legion – Nicht sonderlich spannender Weltuntergangshorror mit kampflustigen Engeln

Montag, 22. März 2010

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Originaltitel: Legion
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Scott Stewart
Drehbuch: Peter Schink, Scott Stewart
Darsteller: Paul Bettany, Lucas Black, Tyrese Gibson, Adrianne Palicki, Charles S. Dutton, Jon Tenney, Kate Walsh, Dennis Quaid

Vor langer Zeit philosophierte ein Grieche namens Epikur: „Will Gott das Böse verhindern, kann es aber nicht? Dann ist er nicht allmächtig. Ist er dazu in der Lage, will es aber nicht? Dann ist er böswillig. Ist er sowohl willens, als auch in der Lage? Woher kommt dann das Böse? Ist er weder willens noch in der Lage? Warum ihn Gott nennen?“ Diese oder ähnliche Fragen werden sich wohl viele beim Betrachten von Scott Stewarts neuem Film „Legion“ stellen, während sie versuchen herauszubekommen, was in Gottes Namen da eigentlich vor sich geht.copyrightjps2010_2

Wer braucht schon hochtrabende biblische Sprache, wenn es darum geht, eine actiongeladene Geschichte übers Jüngste Gericht zu erzählen? So oder so  legion-kate-walsh-adrianne-palicki ähnlich muss wohl Regisseur und Mitautor Scott Stewart gedacht haben, als er sich dazu entschied, eine Kellnerin (Adrianne Palicki, bekannt aus der TV-Serie „Friday Night Lights“), die in einer Raststätte in der Wüste arbeitet, den heraufdämmernden Weltuntergang damit erklären zu lassen, dass Gott wohl all den „Bullshit satt hat“ . (Im Vergleich dazu mutet der ebenfalls nicht so ganz gelungene Streifen „The Book Of Eli“ mit Denzel Washington geradezu wie ein theologisches Seminar an.)

Paul Bettany („The Young Victoria“) verleiht der ganzen Geschichte etwas Klasse mit seiner englisch-zurückhaltenden Darstellung des Erzengels Michael, der mit den Plänen des HERRN nicht so ganz einverstanden ist. Dieser erscheint in dem desolaten Kaff Desert Falls und ist fest entschlossen, Kellnerin Charlie (Palicki) und ihr ungeborenes Baby vor besessenen Horden zu beschützen, die – wie er selbst – den Winzling für den kommenden Messias halten. (Unglücklicherweise hat der Trailer schon ein Gutteil der B-Movie-artigen Überraschungen vorweggenommen, etwa dass der blauhaarige Gast im Diner und der gutmütige Fahrer sich in Freaks aus einer anderen Welt verwandeln, aber Scott Stewart, einem Veteranen in Sachen Spezialeffekte gelingt es doch, den Zuschauer das eine oder andere Mal zu erschrecken.)

Während Bettany wie ein Kyle Reese aus „Terminator“ mit gestutzten Engelsflügeln wirkt, ruft der Rest des an einem einsamen Ort eingeschlossenen Legion-Paul-Bettany Ensembles Erinnerungen an Geschichten aus der „Twilight Zone“ und das eine oder andere Buch von Stephen King wach. Ähnlich plump sind auch die Versuche, die einzelnen Figuren zu charakterisieren. Der in die Jahre gekommene Raststättenbetreiber (Dennis Quaid) sinniert mit seinem Sohn (Lucas Black) über den Unterschied zwischen guten Absichten und guter alter Narrheit. Der Sohn hat jedoch seine eigenen Probleme: er hat zwar Charlie nicht geschwängert, ist aber dennoch bereit, für sie den Part des Josef zu übernehmen. Der gottesfürchtige Koch (Charles S. Dutton) hält einem Gast (Tyrese Gibson) einen leicht anstößigen Vortrag über Verantwortung. Und Stewart wagt es sogar, einen vorsichtigen Pro-Wahlfreiheit/Pro-Leben-Diskurs einzufügen, als Charlie ihr Los beklagt.

Das Dumme an „Legion“ ist, dass die Aussicht, ungewollt allein erziehende Mutter zu werden, viel erschreckender scheint als die Unmengen an schaurigen engelartigen Unwesen, die sich vor der Raststätte zusammenrotten. Obwohl der Film viel Zeit darauf verwendet und sich redlich bemüht, diese angeblich so bedrohlichen Wesenheiten mit Leben zu erfüllen, bleiben diese doch enttäuschend unglaubwürdig und beliebig. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, sie könnten genau so in jedem anderen Streifen, der die Schrecken des Jüngsten Gerichts beschwört, vorkommen. Nicht einmal die Identifikationsfiguren in der Raststätte fürchten sich vor ihnen. Quaid sieht ein altes Weib, das Haifischzähne fletscht und an der Decke herumrennt, und doch redet er nur davon, dass sie plötzlich „verrückt geworden“ sei. Wenn da nicht einer eine lange Leitung hat. Vielleicht braucht er jemanden, der ihm mit dem Hornsignal des Erzengels Gabriel, das auf der Tonspur so wuchtig zur Geltung kommt, das Gehirn durchpustet.

Ale Schundgeschichte von biblischen Proportionen funktioniert „Legion“ am legion-archangel besten in den Szenen zwischen Michael und Gabriel (Kevin Durand, bekannt aus „Lost“). Der Film ist meilenweit entfernt von Meisterwerken wie „Der Himmel über Berlin“, aber er verkommt nie zu reinem Klamauk, sondern schafft es, das Thema mit gebührendem Ernst abzuhandeln. Außerdem bietet „Legion“ einige interessante Kampfszenen, in denen es mit den kugelsicheren, rasiermesserscharfen Engelsflügeln ordentlich zur Sache geht.

Fazit: Sicher kein großer Wurf, aber ein leidlich unterhaltsamer Horror/Actionfilm mit Weltuntergangsthematik, der den einen oder anderen Fan finden wird.

 

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