Originaltitel: The Men Who Stare at Goats
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Grant Heslov
Drehbuch: Peter Straughan, basierend auf dem Buch von Jon Ronson
Darsteller: George Clooney, Ewan McGregor, Jeff Bridges, Kevin Spacey, Stephen Lang, Robert Patrick, Waleed Zuaiter
George Clooney scheint nicht in der Lage zu sein, das Soldatendasein in der Golfregion ernst zu nehmen. In David O. Russells absurdem Film „Three Kings“ aus dem Jahre 1999 war Archie Gates, der von ihm verkörperte Charakter, mehr an dem Diebstahl von Gold interessiert als an der Befreiung von Kuwait. In „Männer, die auf Ziegen starren“, dessen Vorspann uns davon in Kenntnis setzt, dass „Vieles an dieser Geschichte wahrer ist, als Sie glauben würden“, spielt er Lyn Cassady, einen Mann, der behauptet, Mitglied einer geheimen Militäreinheit zu sein, in der Männer dazu ausgebildet werden, ihre psychischen Kräfte einzusetzen, um Kriege zu gewinnen.
Die Einrichtung dieser im Experimentalstadium befindlichen Einheit von „Kriegermönchen“ wurde von einem gewissen Bill Django angeregt (Jeff Bridges wiederholt hier die Rolle des unsteten Hippies, die er mit so großem Erfolg in „The Big Lebowski“ spielte). In der lustigsten Sequenz des Filmes sehen wir, wie Billy die Psychotechniken über Jahre hinweg bei verschiedenen New-Age-Veranstaltungen, unter anderem einem schmerzhaft aussehenden Darmspülungskurs, entwickelt. Sein Buch „New Earth Army Manual“ wird zur Bibel für eine Gruppe von Parapsychologen, die von der US Army trainiert werden.
„Männer, die auf Ziegen starren“ basiert auf dem gleichnamigen Sachbuch-Bestseller von Jon Ronson, der unterhaltsame Einblicke in die oft äußerst seltsamen Versuche der amerikanischen Regierung bietet, paranormale Fähigkeiten für den Kampfeinsatz zu nutzen. Angesichts der großen Menge sorgfältig recherchierten Materials und der sich daraus ergebenden Vielzahl an Möglichkeiten verwundert es, dass der Film so wenig wirklich lustige Momente zu bieten hat.
Das Hauptproblem besteht darin, dass die Aktivitäten der exzentrischen Gruppe nicht im Mittelpunkt des Films stehen. Stattdessen konzentriert er sich auf den Reporter Bob Wilton (gespielt von Ewan McGregor, der bisweilen Schwierigkeiten mit dem amerikanischen Akzent hat), der im Jahr 2002 einen Job bei den Ann Arbor News antritt.
Sein Leben verläuft in geregelten Bahnen, bis er eines Tages einen Mann im Radio hört, der behauptet, Insiderinformationen über paranormale militärische Versuche zu haben. Kurz nachdem er mit diesem Mann Kontakt aufgenommen hat, gerät Bobs Leben aus dem Gleichgewicht. Im Laufe seiner Erzählung, die die Handlung während des ganzen Films immer wieder unterbricht, erfahren wir, dass ihn seine Frau verlassen hat. Deshalb macht er, „was alle Männer tun, wenn sie ein gebrochenes Herz haben“ – er zieht in den Krieg.
Nach einem zufälligen Treffen mit Lyn in Kuwait City lässt sich Bob dazu überreden, den Parapsychologen bei dessen nächsten mysteriösen Auftrag, der ihn in den Irak führt, zu begleiten. Der Aufhänger des Films, zugleich Hauptelement der Erzählung, ist Bobs Versuch, durch diese Reise so etwas wie Sinn in seinem Leben zu finden.
Glücklicherweise springt „Männer, die auf Ziegen starren“ immer wider zurück zu den Geschehnissen rund um das paranormale Programm der US Armee. Wir erfahren, dass Lyn der Musterschüler des Programms ist, wodurch er sich den Hass des neuesten Mitglieds der Truppe, des Löffel biegenden Larry Hooper (Kevin Spacey) zuzieht, der Ambitionen hegt, ein eigenes Bataillon auf die Beine zu stellen. Vorhang auf für noch mehr exzentrische Aktivitäten.
Ewan McGregor ist der anständige, der zuverlässige Mann des Duos; was passiert, passiert den anderen, nicht ihm. Er zählt nicht gerade zu den neugierigen Journalisten und bleibt ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Obwohl seine Stimme dem Film quasi einen Rahmen bietet, schafft es McGregor nicht, des Zuschauers Sympathie für Bob zu wecken. George Clooney (mit Stolz zur Schau gestelltem Schnurbart) spielt den Lyn nicht ganz ernsthaft, aber auch nicht wirklich lustig. Eine seltsame darstellerische Leistung von einem Mann, der fast ausschließlich in Filmen der Coen-Brüder komödiantisch zu überzeugen wusste. Er hat einige gute Momente, vor allem wenn er versucht, McGregor seine Superkräfte zu demonstrieren, aber die sind leider viel zu selten.
Da Clooney und McGregor außerstande sind, mit ihrer Darstellung des ungleichen Paares das intersse des Publikums aufrecht zu erhalten, manövriert sich „Männer, die auf Ziegen starren“ unerwartet rasch in eine Sackgasse, vor allem auch deshalb, weil es so gut wie keinen Plot gibt. Regisseur Grant Heslov und Drehbuchautor Peter Straughan lösen dieses Problem auf ziemlich vorhersehbare Weise, indem sie die beiden Wanderer in der Wüste auf die vormaligen Mitglieder der Parapsychologentruppe treffen lassen.
Hier wird das Geheimnis des Titels endlich gelüftet, doch ist diese Geschichte ebenso enttäuschend wie der Rest des Films.
Fazit: „Männer, die auf Ziegen starren“ leidet von Anfang bis Ende unter dem Fehlen einer echten Handlung. Dazu kommt noch, dass sich Regisseur Henslov nicht recht zwischen ernsthafter Abhandlung und Militärposse entscheiden kann und nicht über das Talent verfügt, um diesen Spagat zu bewältigen. Ein enttäuschender Fall von „hätte-werden-können“. Die Moral der Geschichte sollte man sich jedoch zu herzen nehmen: Befreie deine Ziegen, und dein Geist – und dein Land – wird folgen.
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