Originaltitel: Case 39
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Christian Alvart
Drehbuch: Ray Wright
Darsteller: Renee Zellweger, Jodelle Ferland, Ian McShane, Kerry O´Malley, Callum Keith Rennie, Bradley Cooper, Cynthia Stevenson
Es hat schon seine Berechtigung, dass „Fall 39“ seit dem Ende der Dreharbeiten im Jahr 2006 unter Verschluss gehalten wurde - der Streifen ist einfach schlecht. Renee Zellweger hat sich selbst mit der Mitwirkung an diesem mehr als missglückten Werk alles andere als einen Gefallen getan, denn nach dem entsetzlichen „New in Town“ ist dies ein weiterer schwerer Rückschlag für ihre Karriere. Vorhersehbar, unsinnig und verzweifelt sind die Adjektive, die dieses Projekt perfekt beschreiben, aber ein Film, der so schlecht ist, verdient eine so silbenreiche Beschreibung gar nicht. Für dieses alles andere als spannende Desaster ist ein einziges Wort ausreichend: Flop.
Eine kaum verständliche Vor-Titel-Sequenz sorgt dafür, dass man sich mit der Geschichte von Anfang an nicht recht anfreunden kann. Phasenweise hat man das Gefühl, hastig zusammengefügte Outtakes zu sehen, zwischen denen kein näherer Zusammenhang besteht. Wer glaubt, dass das Ganze mit dem Einsetzen der Haupthandlung besser wird, irrt gewaltig. Erzählt wird die Geschichte der Sozialarbeiterin Emily (Renee Zellweger), die sich eines zehnjährigen Mädchens namens Lilith (Jodelle Ferland) annimmt, das anscheinend um sein Leben fürchtet. Regisseur Christian „Uwe Boll in Verkleidung“ Alvart, dessen „Pandorum“ vor nicht allzu langer Zeit im Kino zu sehen war, nimmt sich viel Zeit, die Eltern der Kleinen als widerlich und Angst einflössend darzustellen, mit wahnsinnigen Blicken und allem, was sonnst noch dazu gehört. Die beiden werden jedoch schon bald ins Gefängnis verfrachtet, und dann wird schnell – und wenig überraschend klar, dass die kleine Lilith die wirklich böse Figur in dieser Geschichte ist.
Unwissentlich nimmt Emily ein dämonisches Kind bei sich auf – und der Kampf ums Überleben beginnt. Unnötigerweise erhalten Liliths Eltern zu einem Zeitpunkt, da schon längst klar ist, von wem die Bedrohung ausgeht, Besuch von unserer Heldin – und werden auf einmal als sich völlig normal verhaltende, unschuldige Opfer hinter Gittern dargestellt. Dieser nicht nachvollziehbare Wandel beweist das gänzliche Fehlen glaubwürdiger Charaktere, so dass den Schauspielern nichts anderes übrig bleibt, als bloße Funktionen im Plot zu verkörpern.
Ian McShane, der Emilys Boss spielt, schafft es irgendwie, einen ernsthaften Gesichtsausdruck beizubehalten, während er unerträglich dumme Dialogtexte von sich geben muss. Bradley Cooper, bekannt aus „Hangover“, macht als Freund unserer Heldin keine gute Figur, obwohl er noch immer überzeugender ist als die computergenerierten Bienen (die anscheinend auf einem Commodore 64 gerendert wurden), denen er in einer überlangen Szene begegnet, die allzu offensichtlich von „Candyman“ inspiriert ist.
Selbst wenn es Renee Zellweger gelungen wäre, die Heldin überzeugend darzustellen, hätte das kaum ausgereicht, um diesen Mist erträglich zu machen. Letztendlich passt ihre wenig beeindruckende Leistung perfekt zum Rest des Filmes. Ihre Versuche, Furcht auszudrücken, führen zu einer Reihe unfreiwillig komischer, ja bisweilen bizarrer Gesichtsverrenkungen, die fast danach aussehen als versuche sie, ein Niesen zu unterdrücken. Auch nimmt man ihr die Sozialarbeiterin nicht ab. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass man es hier mit einem schauspielerischen Leichtgewicht zu tun hat.
Die Versuche, Spannung und Gruseln zu erzeugen, sind einfach nur lachhaft. Wann immer jemand zum Fenster hinausschaut, springt irgendjemand oder irgendetwas direkt vor ihnen hoch, begleitet von einem lauten Kreischen auf der Tonspur. Der absolute Tiefpunkt dieser viel zu gewollt konstruierten Schreckmomente ist erreicht, als sich Emily in Liliths Elternhaus umsieht und einen Wecker aufhebt – und zurückschreckt, als er zu läuten beginnt! Wahrscheinlich gibt es irgendwo eine geschnittene Szene, in der sie irgendwas in der Mikrowelle aufwärmt und in Ohnmacht fällt, als das Gerät piepst.
Christian Alvarts Vertrauen auf abstrakte und ungewöhnliche Kameraperspektiven, besonders sein eigenartiger Fetisch für unnötige Aufnahmen von oben, ist ein weiterer Grund dafür, dass „Fall 39“ kaum zu ertragen ist. Lediglich die Abfolge unfreiwillig komischer Szenen und die unerschrockene und selbstbewusste darstellerische Leistung der jungen Jodelle Ferland in der Rolle der Lilith halten einen davon ab, den Kopf im Popcornkübel zu vergraben und den Moment zu verfluchen, da dieser Schmarren aus dem Archiv geholt wurde.
Fazit: Schlechtes Drehbuch, keine Spannung, kaum überzeugende Darsteller – dieser Film enttäuscht auf der ganzen Linie. Möge er verdientermaßen in der Versenkung verschwinden.
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