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Crazy Heart - Liebenswerter Loser findet spätes (Liebes)Glück

Mittwoch, 10. März 2010

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Originaltitel: Crazy Heart
Herstellungsland: USA 2009
Regie: Scott Cooper
Drehbuch: Scott Cooper, basierend auf dem Roman von Thomas Cobb
Darsteller: Jeff Bridges, James Keane, Maggie Gyllenhaal, Tom Bower, Beth Grant, Colin Farrell, Robert Duvall

Bad Blake, der von Jeff Bridges in „Crazy Heart“ mit viel Einfühlungsvermögen gespielte abgehalfterte Country-Sänger, hat seinen ersten Auftritt mit der Flasche in der Hand. Daran ist nichts Ungewöhnliches, denn der Alkohol ist schon seit langem Brads Lebenselixier. Die Liebe zu Hochprozentigem hat seine Gesundheit zerstört, seine Ehen ruiniert, und sein Talent, das ihm einst für kurze Zeit Ruhm gebracht, verkümmern lassen. Aber in diesem besonderen Fall handelt es sich nicht um eine Pulle Schnaps, sondern um eine Behälter mit Urin von Brads langer Fahrt – ein Zeichen seiner Erniedrigung, das nach dem Entleeren eine Pfütze gelber Flüssigkeit auf dem Parkplatz der nächsten schäbigen Spelunke bildet, die er auf seiner armseligen Tour bespielt: Es ist das Abfallprodukt eines Mannes, der sein Leben wegpisst. Die Geste ist pathetisch, authentisch, schmutzig.

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Und es ist nur eine von dutzenden, die allesamt von Jeff Bridges mit großer Autorität und Überzeugungskraft gespielt werden – diesem geschätzten Veteranen unzähliger Filme, diesem so gar nicht eitlen Schauspieler, der erst in der Mitte seines Lebens richtig anziehend wurde. Allein Bridges´ arglose darstellerische Leistung macht diese pikante kleine Geschichte von Country-Musik, Wiedergutmachung und der Liebe einer hübschen jüngeren Frau so charmant wie eine stimmige traurige Ballade. Colin Farrells wohlkalkulierter Auftritt schadet selbstverständlich auch nicht. Er spielt den Tommy Sweet, Brads ehemaligen Schützling, der immer beliebter wurde, während die Karriere seines Lehrmeisters den Bach hinunterging, mit angenehmer Zurückhaltung. Beide Stars singen selbst, begleitet von prägnanten Countrymelodien von Verlust und Sehnsucht, die auf das Konto von T-Bone Burnett („Oh Brother, Where Art Thou?“) und Stephen Bruton gehen.

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Wenn es um die hübsche jüngere Frau geht, wird der auf einem Roman von Thomas Cobb basierende erste Film von Regisseur und Drehbuchautor Scott Cooper, der im übrigen auf jede Gefühlsduselei verzichtet, plötzlich weich, ja geradezu kitschig. Als Brad für einen Gig nach Santa Fe kommt, läuft er einer ambitionierten Nachwuchsjournalistin namens Jean (Maggie Gyllenhaal) über den Weg, die natürlich Brads guten Kern erkennt, obwohl der Mann unrasiert, grau, betrunken und in einer Wolke von Zigarettenrauch gehüllt ist. Jean ist eine geschiedene, alleinerziehende Mutter eines entzückenden kleinen Buben, eine Dame in der typischen sinnlichen Gyllenhaal-Manier, die so gewitzt und doch erdverbunden ist, dass ihr Garten in allen Farben des Regenbogens erblüht – und das inmitten der Wüstenlandschaft von New Mexiko. Obwohl sie behauptet, dass sie schon genug Fehler begangen hat, als das sie sich noch einmal mit einem Verlierer einlassen würde, verliert sie dennoch ihr Herz an einen 57 Jahre alten Säufer mit Bierbauch – und vertraut ihm auch noch ihren Sohn an. (Um Brads Hinfälligkeit noch zu verdeutlichen, fängt sie Kamera oft Bridges´ Bauch ein.)

Ich kann mir nur vorstellen, dass Jean dem fremden eine Chance gibt, weil er wie der unwiderstehliche Jeff Bridges aussieht. Welche Frau würde sich nicht mit diesem ‚Dude’ einlassen?copyrightjps2010_2

Fazit: Jeff Bridges spielt in diesem eher durchschnittlichen Drama, das bisweilen allzu kitschig wird, die Rolle seines Lebens und erhielt dafür zu Recht den Oscar. Die Musik ist, wie bei T-Bone Burnett nicht anders zu erwarten, erstklassig, die Darsteller allesamt in guter Form. Zwar nicht der ganz große Wurf, aber ein solides, stellenweise beeindruckendes Werk. Allen Fans von Country-Musik und/oder Jeff Bridges sei dieser kleine Film ausdrücklich empfohlen.

 

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