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Green Zone - Interessanter Ansatz bleibt im Kugelhagel auf der Strecke

Donnerstag, 18. März 2010

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Originaltitel: Green Zone
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Paul Greengrass
Drehbuch: Brian Helgeland, inspiriert von einem Buch von Rajiv Chandrasekaran
Darsteller: Matt Damon, Amy Ryan, Greg Kinnear, Brandon Gleeson, Jason Isaacs, Khalid Abdalla

All die Bemühungen, den Kriegsalltag im Irak mit größtmöglicher Authentizität darzustellen, sind vergebens angesichts des schwachen Plots, der im Zentrum von „Green Zone“ steht, der ersten Zusammenarbeit von Matt Damon und Regisseur Paul Greengrass außerhalb der „Bourne“-Serie.copyrightjps2010_2

Ihr Thriller über die vergebliche Suche nach Massenvernichtungswaffen im Irak ist optisch wie akustisch beeindruckend, wird aber durch die Handlung entwertet, die so gewöhnlich und reizlos ist wie die Feldverpflegung des Heeres.

Der Film verliert weiter, indem er unglücklicherweise kurz nach dem Oscar-Triumph der bei weitem überlegenen Irakgeschichte „The Hurt Locker-Tödliches Kommando“, die sich viele erst noch ansehen müssen, in die Kinos kommt. Für den Preis einiger Tickets für „Green Zone“ können Sie die DVD/Blu Ray des wirklich hervorragenden Kriegsfilmes „The Hurt Locker-tödliches Kommando“ Ihr Eigen nennen.

„Green Zone“ eifert dem dem „Lasst-uns-eine-Demokratie-nach-unserem-Vorbild-errichten“-Ansatz des US-amerikanischen Einmarsches in den Irak im Jahre 2003 nach, wie er von dem für die Washington Post tätigen Reporter Rajiv Chandrasekaran in seinem Buch „Imperial Life in the Emerald City“ beschrieben wird, dass im Abspann als Inspiration für den Film bezeichnet wird.

Greengrass und Drehbuchautor Brian Helgeland haben ein Schauplatz gewählt, der jede Menge neuartiger dramaturgischer Möglichkeiten eröffnet, nur um dann eine fiktive Action-Geschichte zu erzählen, die sich kaum von anderen unterscheidet, mit denselben Wendungen und denselben steifen, künstlichen Charakteren.

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Da hätten wir zunächst den nicht korrumpierbaren, aus einfachen Verhältnissen stammenden Patrioten in der Person von Army Chief Warrant Officer Roy Miller (Matt Damon), der eine Einheit befehligt, die nach Massenvernichtungswaffen sucht, und frustriert ist, dass die detaillierten Geheimdienstinformationen nicht und nicht zum Auffinden von Saddam Hussains angeblichen Arsenalen führen.

Dann hätten wir den scheinheiligen, Ränke schmiedenden Bürokraten in der Person des Pentagonagenten Clark Poundstone (Greg Kinnear) und seinen mörderischen Konflikt mit seinem ehrenhaften Gegenspieler, dem CIA-Agenten Martin Brown (Brendan Gleeson). Zugegeben, dass der CIA-Typ zu den Guten zählt, ist ein eher neuer Einfall.

Dann hätten wir da noch die klischeehafte Journalistin, diesmal in Gestalt der für das Wall Street Journal tätigen Reporterin Lawrie Dayne (Amy Ryan), die allem Anschein nach unfähig ist, einen Artikel zu verfassen, sofern ihr nicht alle Informationen in einer fein säuberlich geordneten Aktenmappe mit der Aufschrift „Top Secret“ übergeben werden.

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Und zu guter Letzt hätten wir da noch den Bösewicht von der Spezialeinheit in der Person von Lt. Col. Briggs (Jason Isaacs).

Wir alle wissen, dass die Waffen, die als Vorwand für den Einmarsch in den Irak herhalten mussten, nicht existierten. Die Filmemacher hecken eine einfach gestrickte Verschwörung rund um die Massenvernichtungswaffen aus, um die unzutreffenden Geheimdienstinformationen zu erklären, und werfen Miller mitten in das Schlamassel.

Millers Zusammentreffen mit dem wohlgesinnten Iraker „Freddy“ (Khalid Abdalla, der in Greengrass´ „United 93“ einen der Attentäter des 11. September spielte) führt ihn zu einem engen Vertrauten von Saddam Hussain, der wichtige Informationen in Händen hält, mit deren Hilfe die Verschwörung aufgedeckt werden könnte.

Mit Ausnahme von Abdalla, der glaubwürdig die widerstreitenden Emotionen der Iraker Im Bezug auf den Sturz von Saddam Hussain und die US-amerikanische Besetzung zum Ausdruck bringt, liefern Matt Damon und seine Co-Stars lediglich brauchbare darstellerische Leistungen ab. Mehr verlangen ihre Rollen auch nicht, besonders Amy Ryan ist arm dran und hat es schwer, ihren wenigen oberflächlichen Zeilen Dialog so etwas wie Bedeutung zu verleihen.

Das Desaster rund um die Massenvernichtungswaffen, das wahrscheinlich auf ein monumentales Versagen verschiedener Geheimdienste zurückzuführten war, wird von Greengrass und Kollegen zu einem simplen Hollywoodplot verwässert, der nur dazu dient, die Filmsoldaten in Bagdad herumlaufen und mit allem, was die Studiotechnik zu bieten hat, um sich schießen zu lassen.

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Es gibt kaum eine erkennbare Handlung, die „Green Zone“ zusammenhalten würde; der Film ist mehr oder weniger eine Aneinanderreihung von Feuergefechten und Verfolgungsjagden, die ab und an unterbrochen wird, um Miller eine neue Erkenntnis zuteil werden zu lassen, damit er seine Suche fortsetzen kann.

In punkto Atmosphäre ist „Green Zone“ ein Wunder. Obwohl in Marokko, Spanien und England gedreht, hat man das Gefühl, im Herzen von Bagdad zu sein.

Paul Greengrass, der mit Matt Damon schon bei „Das Bourne Ultimatum“ und „Die Bourne Verschwörung“ zusammenarbeitete, bedient sich hier ähnlicher Techniken – hektisch bewegte Kamera, schnelle Schnitte, scheinbar zufällige Bildausschnitte -, um in „Green Zone“ dasselbe quasi-dokumentarische Gefühl des Dabeiseins zu erreichen.

Lediglich die oberflächlichsten Spuren der Absurdität der amerikanischen Besatzung, die in Chandrasekarans Buch geschildert werden, sind hier zu erkennen. Poundstones Bemerkung „Demokratie ist schmutzig“ erinnert entfernt an Donald Rumsfelds Feststellung „Freiheit ist unordentlich“, während die Filmemacher einige flüchtige Blicke auf den Luxus gewähren, den die wenigen Glücklichen in der relativen Sicherheit der US-bewachten Grünen Zone genießen, während draußen Iraker nach Wasser schreien oder Gebäude plündern.

Rajiv Chandrasekarans Buch ist das Werk eines engagierten, wohlinformierten und intelligenten Journalisten. Der Hinweis „Inspiriert von“ klingt fast wie eine Beleidigung, wenn das Resultat ein altbackener Actionstreifen in typischer Hollywoodmanier ist.

Fazit: „Green Zone“ ist ein Film mit interessantem Ansatz, der leider allzu rasch ins typische Actionfahrwasser gerät und statt mit intelligenter Spannung nur mit Getöse und hektischen Schnitten zu punkten sucht.

 

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