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Buried – Lebend begraben (Review)

Sonntag, 7. November 2010

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Über weite Strecken spannender Thriller mit überraschend starkem Ryan Reynolds

Buried-Movie-Poster

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Originaltitel: Buried
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Rodrigo Cortés
Drehbuch: Chris Sparling
Darsteller: Ryan Reynolds, José Luis García Pérez, Robert Paterson (Stimme), Stephen Tobolowsky (Stimme), Samantha Mathis (Stimme), Ivana Miño, Eric Palladino (Stimme), Kali Rocha (Stimme)

Sie wachen im Dunkeln auf, orientierungslos. Sie bluten. Sie sind geknebelt und ihre Hände sind gefesselt.

Aber Sie bekommen Ihre Hände frei, kramen Ihr Feuerzeug hervor, schnippen es an und müssen feststellen, dass das noch längst nicht das Schlimmste ist.

Das Schlimmste ist, dass Sie lebend begraben sind.

Das sind die ersten Minuten von „Buried“, einem filmemacherischen Bravourstück, das diese interessante Prämisse auf eineinhalb Stunden - oder genau so lange, wie Ryan Reynolds in dieser tief unter dem Sand vergrabenen Box Luft zum Atmen hat - auswalzt.

Sie müssen nämlich wissen, er ist ein im Irak tätiger Unternehmer und er wurde gekidnappt. Die Kriminellen verlangen „5 Millionen Geld“. Er hat bis 9 Uhr - oder so lange der Sauerstoff reicht – Zeit, das Geld zu organisieren.

Tick. Tick. Tick.

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„Buried“ klingt wie ein Projekt, das einer Wette oder einer in betrunkenem Zustand geführten Diskussion unter Filmstudenten entsprungen ist: Kann man einen Film in Echtzeit, an einem einzigen Schauplatz und mit einem einzigen Schauspieler realisieren? Wenn dabei auch nur etwas halbwegs Ansehnliches herauskommt, ist es eine gute Empfehlung für größere Projekte.

Der spanische Regisseur Rodrigo Cortés hat dies mit „Buried“ zuwege gebracht.

Aber ihm ist sogar einiges mehr gelungen: Ein fesselnder kleiner Film mit einer (nicht zu erwartenden) hervorragenden darstellerischen Leistung von Ryan Reynolds, der – einsamer als jeder Schauspieler seit Tom Hanks in „Cast away - verschollen“ – die Leinwand mit nicht mehr als einem Feuerzeug, einem Mobiltelefon und einer Reihe körperloser Stimmen am anderen Ende der Leitung beherrscht.

Reynolds war schon immer ein ruhiger, glaubwürdiger Schauspieler, so dezent, dass er selten die Anerkennung bekommt, die ihm gebührt. (Der Erfolg der überdrehten Komödie „Selbst ist die Braut“ ist mindestens ebenso sehr ihm zu verdanken wie Sandra Bullock und sein „Vielleicht, vielleicht auch nicht“ ist eine der seltenen romantischen Komödien für Erwachsene.)

„Buried“ gibt ihm nicht nur eine richtige Rolle zu spielen – weit entfernt von den Superhelden, die er gespielt hat und demnächst wieder spielen wird, ist Paul ein ziemlich durchschnittlicher Typ, der unter Panikattacken leidet -, sondern darüber hinaus einen fast existentialistischen Subtext.

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Das ohnehin schon intelligente Drehbuch von Chris Snarling spielt die Karten geschickt aus und verzichtet auf jede Effekthascherei. Wenn man mit anhört, wie Paul versucht, irgendjemanden zu erreichen, der ihm hilft – und feststellen muss, das die Bürokraten für seine Probleme unempfänglich und die Chefs der großen Unternehmen gefühllos sind, seine Frau nicht erreichbar und seine Mutter im Nebel der Demenz gefangen ist -, denkt man, lebend begraben? Der Mann ist doch schon seit Jahren tot.

Obwohl „Buried“ aufgrund des Themas klaustrophobisch ist, wirkt der Film mit der Zeit auch irgendwie festgefahren. Sobald die Uhr zu ticken beginnt, gibt es keinen Ausweg mehr - weder physisch, noch dramatisch. Versuche, neue Bedrohungen hinzuzufügen, darunter Feuer und eine Schlange, wirken sehr gewollt.

Doch beweist „Buried“, dass man mit einer guten Idee, Wagemut und Können auch ohne Effekte und großen Aufwand einen spannenden und kurzweiligen Thriller drehen kann.

Fazit: Ein über weite Strecken gelungener kleiner Film, dem leider gegen Ende im wahrsten Sinne des Wortes die Luft ausgeht.

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