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Umständlich verliebt (Review)

Montag, 15. November 2010

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Harmlose, oberflächliche Komödie ohne Überraschungen

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Originaltitel: The Switch
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Josh Gordon, Will Speck
Drehbuch: Allan Loeb, basierend auf einer Kurzgeschichte von Jeffrey Eugenides
Darsteller: Jennifer Aniston, Jason Bateman, Victor Pagan, Jeff Goldblum, Juliette Lewis, Todd Louiso, Scott Elrod, Patrick Wilson

Die romantische Komödie hatte nie einen so deprimierenden Star wie Jennifer Aniston. Das liegt nicht an den Filmen - nun ja, nicht nur an den Filmen. „Der gebuchte Mann“, „Liebe in jeder Beziehung“, „Wo die Liebe hinfällt“, „Der Kautions-Cop“: Lauter Streifen, die so geistlos sind, dass man schreiend aus dem Kino laufen beziehungsweise den Fernseher einschlagen möchte.

Aniston ist außerdem peinlich, weil sie der modernste Star dieses Genres ist. In ihr überschneidet sich das zeitlose Ziel der romantischen Komödie (sich zu verlieben) mit der spezifischen verzweifelten Schwierigkeiten gewisser Single-Frauen (Einsamkeit, Kinderlosigkeit, Streben nach Perfektion). Das deprimierende daran ist, dass dies die Frauen, die Aniston spielt, nicht zu deprimieren scheint. Für sie sind Einsamkeit, Zweifel, Furcht, Traurigkeit und Sorge keine Emotionen, sondern lediglich Schattierungen von Nagellack, die ihre Pediküren nicht verwenden dürfen.

Aniston spielt echte Probleme mit demselben skeptischen Stammeln und derselben albernen Unbekümmertheit, die sie zu einem großen Fernsehstar machten. Ihr Handicap im Film ist, dass sie sich nicht weiterentwickeln kann oder will. Wären Diane Keaton und Meg Ryan in ihren Komödien immer dieselben (pingelig, neurotisch, unersättlich), könnten sie sich von diesen Richtlinien leiten lassen. Und tatsächlich wurde Meg Ryan so gut im Verkörpern des Idealismus, dass es ihr zum Nachteil gereichte. Nicht die aufgespritzten Lippen ruinierten ihre Karriere; der Zynismus tat es. Sie änderte sich, die Filme allerdings nicht, weshalb die durch diesen Unterschied hervorgerufenenen Spannungen mit der Zeit zu groß wurden.

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Das wird für Aniston mit Sicherheit nie zu einem Problem werden. Ihre Abstecher in gute Filme, etwa „The Good Girl“ und „Friends With Money“, führen nie dazu, dass sie in schlechten besser – oder anders - wird. In „Umständlich verliebt“ spielt sie eine New Yorkerin, die sich so verzweifelt ein Baby wünscht, dass sie im Internet nach einem Samenspender sucht. Diese Prämisse ist fast identisch mit der von „Liebe in jeder Beziehung“, nur das diesmal aus dem von Paul Rudd gespielten schwulen besten Freund der von Jason Bateman gespielte nicht schwule beste Freund wird, der auf den Namen Wally hört und in Kassie (Aniston) verliebt ist.

Kassie möchte mit Wally nur befreundet sein - er ist ein Finanzheini und für ihren Geschmack einfach zu neurotisch. Deshalb wählt sie als zukünftigen Vater einen besser aussehenden, konventionelleren Mann aus, einen Fremden namens Roland (Patrick Wilson). Auf ihrer Befruchtungs-Party (der Film will uns weismachen, dass alle unverheirateten Frauen solch seltsame Veranstaltungen machen) tauscht der betrunkene Wally Rolands Sperma gegen sein eigenes aus.

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Bis zu diesem Punkt ähnelt der Film zu einem gewissen Maße „Baster“, einer von Jeffrey Eugenides 2006 veröffentlichten Kurzgeschichte. Die literarische Geschichte war komplizierter. Wally und Kassie – Eugenides nannte sie Tomasina – gingen einst miteinander aus. Sie wurde schwanger und entschied sich, das Kind abzutreiben. Das konnte er psychisch nie ganz verkraften. Sie auch nicht. Es ist eine exzellente Schilderung von Narzissmus, Schönheit und sozialen Erwartungen. Unnötig zu erwähnen, dass dise auf „Umständlich verliebt“ nicht zutrifft. Allan Loeb schrieb das Drehbuch. Josh Gordon und Will Speck („Die Eisprinzen“) führten Regie. Diese drei Herren brauten etwas Marktschreierisches und Banales zusammen.

Kassie verschwindet für einige Jahre und kehrt dann mit einem bald sechs Jahre alten Buben (Thomas Robinson) zurück, der ein kleiner Wally ist: ein freudloser, seiner selbst nur allzu bewusster Hypochonder. Keine der Szenen zwischen Aniston und Bateman funktioniert. Nur in einer Screwball Comedy würde ein so verklemmter Mann wie Wally eine so launenhafte Frau wie Kassie tolerieren. (Ich denke da etwa an „Leoparden küßt man nicht“.)

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Ein ehrlicherer Film hätte ihn mit Juliette Lewis zusammengebracht, die Anistons beste Freundin spielt. Lewis erledigt diese Aufgabe mit so wenig Ernsthaftigkeit als nur irgend möglich. Wir sollen oft glauben, dass Anistons Charaktere spontan und freigeistig sind. In Zukunft sollte sie sicherstellen, dass sie und Lewis nicht für dieselbe Komödie engagiert werden. Sie lässt Aniston langweilig wirken, was man von dieser normalerweise nicht sagen kann. Wie dem auch sei, der übliche Freundinnen-auf-der-Tretmühle-Tratsch findet hier zwischen Bateman und Jeff Goldblum statt, der Wallys besten Freund spielt.

Irgendwann verlieren die Filmemacher das Interesse an Kassie und ihrer Jagd nach Roland. Sie scheinen zu bemerken, dass die beste Beziehung im Film jene zwischen Bateman und Robinson ist, wobei letzterer ein erschreckend wunderbares gelehrtes Kind gibt, das im realen Leben sicher diverse Fernsehreporter auf den Plan rufen würde. Die Dynamik zwischen den beiden erinnert stark an das, was Hugh Grant in „About A Boy“ durchlebt.

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Wally und sein geheimer Sohn erforschen New York und man kann richtig fühlen, wie sie sich quasi ineinander verlieben. Sie schließen auf emotionaler Ebene nicht nur zu Kassie auf, sie überholen sie. Sie entwickeln sich über sie hinaus. Das ist eine schlechte Nachricht für Aniston. Es ist außerdem die Umkehrung des Meg-Ryan-Problems. Der Film verändert sich, sie bleibt dieselbe. Wenn ein Jennifer-Aniston-Film Jennifer Aniston nicht wirklich braucht, brauchen wir sie dann?

Fazit: Jennifer Aniston ist Jennifer Aniston in einer romantischen Komödie, die sich kaum von dem unterscheidet, was sie in den letzten Jahren auf diesem Gebiet gemacht hat. Nur etwas für echte Fans.

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