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Ist Angelina Jolie die neue Elizabeth Taylor oder die neue Audrey Hepburn?

Mittwoch, 29. Dezember 2010

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… so oder so, sie muss endlich anfangen, bessere Filme zu machen als The Tourist

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Ich bin mir nicht sicher: Versucht Angelina Jolie, Audrey Hepburn oder doch lieber Elizabeth Taylor zu sein? Es gibt einige eigenartige Parallelen zwischen Jolie - abgesehen von ihrem pseudo-englischen Akzent in „The Tourist“ – und ihren beiden Vorgängerinnen in der Welt der Paparazzi, der andauernden genauen Beobachtung und der Mühen, die der Umstand, der bekannteste schöne Filmstar der Welt zu sein, mit sich bringt.

Gleich Taylor ist sie mit dem attraktivsten männlichen Superstar seiner Generation verheiratet, obwohl Brangelina nicht einmal ansatzweise so ein Spektakel bieten, an die Teufelei wie Taylor und Burton mit ihrer geradezu teuflischen von Alkohol und Poesie bestimmten Hassliebe. Gleich Hepburn ist sie die entfremdete Tochter eines rechtsradikalen Verrückten: Audreys Hitler verehrender Vater stürzte sich in den 1930-er Jahren kopfüber in die British Union of Fascists, während Jolies Vater Jon Voight schon vor Jahren über den rechten Rand der Erde gesegelt ist.

Jolie hat fast so viele schlechte Filme gedreht wie Taylor; das Problem ist nur, dass sie nicht annähernd so viele gute gemacht hat. Ihre besten Arbeiten vermögen kaum Taylors am wenigsten interessanten Filmen das Wasser zu reichen, geschweige denn ihren Triumphen. „Girl, Interrupted“ ist nicht „Ein Platz an der Sonne“, „Foxfire“ ist nicht „Vater der Braut“ oder „Kleines Mädchen, großes Herz“; und „The Changeling – Der fremde Sohn“ ist nicht „Die Katze auf dem heißen Blechdach“, auch wenn Angelina noch so beharrlich pantomimisch die Schlagsahne von ihren Schnurrhaaren lecken mag. Doch immerhin ist Jolie für eine Neuverfilmung von „Cleopatra“ im Gespräch, ein Projekt, das Erinnerungen an das schwülstige und sklerotische Epos von 1963 wachruft, das 20th Century Fox beinahe in den Ruin getrieben und Elizabeth Taylor um ein Haar das Leben gekostet hätte.

Unterdessen wirkt „The Tourist“ - für den Jolie mit Johnny Depp vor der Kamera stand, obwohl zwischen den beiden nicht die geringste Chemie spürbar ist – auf viele wie „Ein Herz und eine Krone“ gekreuzt mit „Charade“ plus Gondeln, doch beide Hepburn-Klassiker sind um einiges aufgeweckter und spritziger als das anämische Jolie-Depp-Vehikel. Letzteres wirkt wie ein Produkt, das entwickelt wurde, um die Aktie Jolie auf hohem Kurs zu halten, genau wie schon zuvor „Wanted“ und „Mr. und Mrs. Smith“ – übertrieben auf sie zugeschnittenes Skript, nachgiebiger jüngerer Regisseur, Nietzsche-artige Superfrau Angie im Mittelpunkt -, während sie im richtigen Leben große Statements zu Bosnien abgibt (viel Glück beim Wettstreit mit „A Serbian Film“!) und sich ihrer gänzlich ehrenhaften Arbeit für das UNHCR widmet, die Taylors Aids-Kampagnen oder Saint Audreys großartigem Engagement für UNICEF nicht unähnlich ist, nur das Audrey nie aussah, als wäre sie auf einer Art Waisensafari. Jolies Filme sind für ihre Karriere das, was die Innenpolitik für diejenige Nixons war: Inhaltsloses Mahlgut für die alltägliche politische/Multiplex-Mühle, das ihm/ihr freie Hand gibt für große Gesten auf der „erwachsenen“ Weltbühne.

Doch ein Filmstar zu sein, erfordert etwas mehr als das: nämlich Filme, die wert sind, gesehen zu werden. Sobald Jolie ihr Äquvalent von „Funny Face“ („Ein süßer Fratz“), „Giganten“, „Plötzlich im letzten Sommer“ oder „Zwei auf gleichem Weg“ gedreht hat, bin ich als erster bereit, ihr diesen Status zuzugestehen.

Zurzeit steht sie jedoch kurz davor, sich ins filmische Abseits zu manövrieren.

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