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The Tourist (Review)

Montag, 20. Dezember 2010

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Johnny Depp und Angelina Jolie sind in Venedig machtlos gegen den konfusen Spionageplot

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Originaltitel: The Tourist
Herstellungsland: USA/FRA 2010
Regie: Florian Henckel von Donnersmarck
Drehbuch: Florian Henckel von Donnersmarck, Christopher McQuarrie, Julian Fellowes, basierend auf dem Film „Anthony Zimmer“ von Jérôme Salle
Darsteller: Johnny Depp, Angelina Jolie, Paul Bettany, Timothy Dalton, Steven Berkoff, Rufus Sewell, Christian De Sica, Alessio Boni, Daniele Pecci, Raoul Bova

„The Tourist“ stellt eindrücklich unter Beweis, dass Angelina Jolie, obwohl sie mittlerweile nur noch aus Haut und Knochen besteht, im richtigen Licht nach wie vor eine der schönsten Frauen ist, die je auf unserem Planeten wandelten. Doch obwohl man ihr Gesicht stundenlang anstarren kann, ist das alleine für einen Film, zumal einen guten, zuwenig. Jolie spielt die rätselhafte Elise, die in Paris lebt und von einem Scotland-Yard-Detektiv (Paul Bettany) beschattet wird, der darauf wartet, dass sie ihn zu ihrem schwer fassbaren Liebhaber führt, der gesucht wird, weil er Millionen von Dollar gestohlen hat.

Während mehr als der Hälfte des Films, dessen Schauplatz sich irgendwann nach Venedig verlagert, bleibt Elise ein Rätsel und ihr elegantes Auftreten und ihr freundliches Lächeln verbergen offensichtlich (allzu offensichtlich!) ein Geheimnis. In seinem englischsprachigen Debüt photographiert Florian Henckel von Donnersmarck (der zuvor den recht guten, aber überbewerteten Stasi-Film „Das Leben der Anderen“ drehte) Jolie besser und schöner als alle ihre vorherigen Regisseure – man stellt sich unwillkürlich die Frage, was Hitchcock, dessen Kreativität oft von seinen Hauptdarstellerinnen angefacht wurde, mit ihr gemacht hätte – und ihr Aussehen wird sogar in die Story eingearbeitet. Als sie den Gang eines Pendlerzuges entlanggeht, drehen sich alle Männer nach ihr um.

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Einer der Zugreisenden, ein amerikanischer Tourist (daher der Titel des Films) namens Frank (Johnny Depp) erregt ihre Aufmerksamkeit. Er ist von ihr hingerissen; sie flirtet mit ihm, doch dann lässt sie ihn plötzlich allein zurück. Der Plot von „The Tourist“ - geschrieben von Henckel von Donnersmarck, dem angesehenen Christopher McQuarrie („Die üblichen Verdächtigen“) und Julian Fellowes („Gosford Park“) – wartet mit einigen großen Wendungen auf. Eine davon ist so an den Haaren herbeigezogen und lächerlich, dass man es gesehen haben muss, um es zu glauben (obwohl anzumerken ist, dass es diese Wendung auch im französischen Original gibt). Einen Moment bitte, bei genauerer Überlegung ist es wohl besser, Sie glauben mir einfach.

Die atemberaubenden Schauplätze, vornehmen Hotels und Fünf-Sterne-Restaurants verleihen dem Film ein wenig von dem Stil der Eleganz von „Über den Dächern von Nizza“. Aber „The Tourist“ leidet unter einem beträchtlichen Mangel an Dringlichkeit und emotionalem Engagement. Man kann sich als Zuschauer nur schwer auf einen Film einlassen, in dem alle Charaktere mehrere Identitäten zu haben scheinen. Depp wirkt völlig gelangweilt – selten sah ein angeblich schwer verliebter Mann so blasiert aus –, was wohl auch daran liegen mag, dass er und Jolie als Paar einfach nicht zusammenpassen. Man wartet die ganze Zeit darauf, dass sie ihn fragt, wann er sich endlich die Haare schneiden lässt und neue Kleidung kauft. Die Nebenfiguren, etwa der von Bettany gespielte ehrgeizige Ermittler, stammen direkt aus dem Grundkurs Klischees für Drehbuchautoren, und selbst die Bösen, wie ein eifersüchtiger Mafioso, der alle Männer ermordete, mit denen seine Frau vor der Hochzeit je intim war, sind nur Cartoon-Figuren.

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„The Tourist“ wird zunehmend lächerlicher, je weiter der Plot vorankriecht. Das Tempo ist so gemächlich, dass der Film so manches Schlafmittel vom Markt verdrängen könnte, wenn er irgendwann einmal im Spätabendfernsehen auftaucht. Aber Jolie geht aus dieser stylischen Torheit unbeschadet hervor: Wenn Sie sich im Abendkleid und mit Diamanthalsband ihren Weg durch die elegant gekleidete Menge bahnt, bietet sie für einige Momente die Art von glamouröser Unterhaltung, die man sich vom ganzen Film erwartet hätte.

Fazit: Schöne Menschen an schönen Schauplätzen ergeben nicht automatisch einen guten Film. „The Tourist“ ist eine Verschwendung von Geld und Talent und mit Sicherheit eine der Enttäuschungen des Kinojahres.

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