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Rango (Review)

Sonntag, 6. März 2011

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Der beste Film über eine Sheriffechse ohne Genitalien, den Sie heuer sehen werden

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Originaltitel: Rango
Herstellungsland: USA 2011
Regie: Gore Verbinski
Drehbuch: John Logan, basierend auf einer Story von John Logan, Gore Verbinski und James Ward Byrkit
Sprecher: Johnny Depp, Isla Fisher, Abigail Breslin, Ned Beatty, Alfred Molina, Bill Nighy, Harry Dean Stanton, Timothy Olyphant, Ray Winstone

Johnny Depp trägt ein Hawaii-Hemd.

Er scheint seine Hose verlegt zu haben.

Er hat den Kopf einer grünen Echse und wandert verloren durch die sonnenverbrannte Einöde der Wüste von Nevada.

Nur ein weiterer Tag mit Hunter S. Thompson.

Nur das dies nicht eine Szene aus dem Leben von Dr. Gonzo oder ein Ausschnitt aus Depps eigener psychedelischer Hommage „Fear and Loathing in Las Vegas“ ist, sondern aus „Rango“. Einem Animationsfilm. Für Kinder.

Ja, wenn es seltsam wird, dann wird Johnny Depp noch seltsamer.

Denn zu einer Zeit, da so viele Animationsfilme den sicheren, kuscheligen, Happy Meals-Ansatz wählen, bedient sich „Rango“ stolz und selbstbewusst der eher hässlichen, abgewetzten, radikaleren Ästhetik eines Tex Avery, Big Daddy Roth, Basil Wolverton und der Untergrund-„Comix“ aus längst vergangenen Tagen.

Die leicht surreale animierte Geschichte beginnt mit einem Autounfall, bei dem das einsame, als Haustier gehaltene Chamäleon (gesprochen von Johnny Depp) aus seinem Terrarium geschleudert wird und mit einem Papiersonnenschirm, einer nackten, kopflosen Barbiepuppe und einem aufziehbaren Fisch in der Wüste zurückbleibt.

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Der arme Kerl macht sich, begleitet von einer ausschließlich aus Eulen bestehenden Mariachi-Band, auf den Weg - und gelangt in eine Stadt, die aus einem Sergio-Leone-Western zu stammen scheint, skrofulöse Einwohner und zwielichtige käufliche Revolverhelden inklusive.

Die Leone-Anspielungen beginnen bald, sich bedenklich zu häufen (zusammen mit den an Ennio Morricone gemahnenden musikalischen Einsätzen). Aber es gibt auch eine tiefe Verneigung vor „Chinatown“ (der Film ist auf seine Art ja auch ein moderner Western). Und dazu ein paar sonderbare, höchst originelle Einfälle – etwa ein mystisches Gürteltier -, die aus dem Nichts zu kommen scheinen.

Diese Originalität kommt jedoch nicht von ungefähr – Depp begeht bisweilen Fehler, aber macht nie das, was man von ihm erwartet, und Regisseur Gore Verbinski (der mit dem Star schon bei den ersten drei „Fluch der Karibik“-Filmen zusammenarbeitete) realisiert mit „Rango“ seinen ersten Animationsfilm.

Noch besser ist, dass für diesen Film Animatoren von Industrial Light and Magic (dem Unternehmen von George Lucas) engagiert wurden, die davor noch nie an animierten Langspielfilmen gearbeitet hatten.

Diese Umstände trugen maßgeblich dazu bei, dass „Rango“ nicht wie die perfekten, auf Hochglanz polierten Filme aussieht, die wir gewohnt sind.

Der Film ist etwas Eigenes – und manchmal, zugegeben, verliert er sich in seinen eigenen Irrungen und Wirrungen. Er hätte problemlos fünf bis 10 Minuten kürzer sein können. Und während das Erscheinen einer wahren Ikone des Westerngenres (die Figur wird übrigens von Timothy Olyphant gesprochen) mehr als nur in Ordnung ist, hätte man auf die Hommage an „Apokalypse Now“, die wenig originell und irgendwie unpassend ist, getrost verzichten können.

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Doch Depp, ausnahmsweise körperlos, macht die Figur des Rango hörbar Spaß, was wohl auch daran liegt, dass das Chamäleon ständig neue Identitäten annimmt. Er harmoniert auch ausgezeichnet mit Isla Fisher, die seine Angebetete, eine beherzte Pionierin, spricht.

Erwachsene und ein wenig ältere Kinder dürften sich großartig unterhalten.

Wird der Filme auch kleinen Kindern gefallen? Vermutlich nicht. Sein Bösewicht, eine Klapperschlange (gesprochen von Bill Nighy), ist ein wenig zu furchterregend und selbst die freundlichsten Charaktere sind so hässlich, dass sie den lieben Kleinen (und manchen der gutmütigen Erwachsenen, die sie ins Kino begleiten) nicht gefallen werden.

Harmlose, sichere Nachmittagsunterhaltung für kleine Kinder ist „Rango“ wahrscheinlich nicht.

Doch als Film für Mitternachtsvorstellungen wird er ein langes, langes Leben haben.

Fazit: Rango“ ist ein unterhaltsamer Animationswestern, an dem auch Erwachsene durchaus Gefallen finden werden. Die Animationen sind gelungen, die Charaktere sind originell und liebenswert, wenn auch nicht gerade hübsch, und die vielen Anspielungen auf Filmklassiker machen großen Spaß.

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