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Tucker & Dale vs Evil (Review)

Sonntag, 13. Februar 2011

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Eine Hillbilly-Komödie über schreckliche Fehleinschätzungen - und womöglich der lustigste Film, den Sie in diesem Jahr sehen werden

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Originaltitel: Tucker & Dale vs Evil
Herstellungsland: CAN 2010
Regie: Eli Craig
Drehbuch: Morgan Jurgenson, Eli Craig
Darsteller: Tyler Labine, Alan Tudyk, Katrina Bowden, Jesse Moss, Philip Granger, Brandon Jay McLaren, Christie Laing, Chelan Simmons, Travis Nelson, Alex Arsenault, Karen Reigh

Falls Ihre Vorstellung von Hillbillies (Hinterwäldlern) noch immer ausschließlich von „Beim Sterben ist jeder der Erste“ inspiriert ist, dann wird „Tucker & Dale vs Evil“ möglicherweise dafür sorgen, dass Sie Ihr Vorurteil, es handle sich dabei ausschließlich um Banjo spielende Idioten, gründlich überdenken. Dieses warnende Komödie der falschen Beurteilungen hat zwei Seiten: die Hillbillies (Tucker und Dale) und die Studenten auf Campingausflug. (Oder eigentlich drei, wenn man ein spezielles, Poloshirt tragendes „Böses“ mitzählt.) Tucker (Alan Tudyk) und Dale (Tyler Labine) und die Camper begegnen einander erstmals an der Last Chance Tankstelle irgendwo in West Virginia, wo beide Gruppen angehalten haben, um sich mit Vorräten einzudecken. Während Dale die College-Mädchen mit kurzen, kurzen Röcken und den langen Beinen sehnsüchtig anstarrt, fürchten sich die Studenten vor den beiden verdreckten, mit Overalls bekleideten Freunden mit dem rostigen, roten Pickup-Truck. Es ist auch nicht gerade hilfreich, dass Dale eine Sense mitnimmt, als er hinübergeht, um sich den Ladies vorzustellen. Aber man sollte einen Hinterwäldler nie nach seiner Baseballkappe beurteilen, denn Tucker und Dale sind nur Freunde auf dem Weg zu ihrem „Feriendomizil“, wo sie ein wenig „Männerzeit“ verbringen möchten. Und mit „Feriendomizil“ meinen sie eine baufällige Hütte im Wald, die der Vorbesitzer verstörenderweise mit menschlichen Knochen und Zeitungsausschnitten, die von Mordserien berichten, dekoriert hat. Dale ist de schüchterne, naive nette Kerl; Tucker ist der weltgewandte Typ, der gut mit Menschen umgehen kann und seinem Kumpel ständig väterliche Ratschläge gibt: „Weißt Du, warum Du nicht vorwärts kommst? Du setzt Dich nie für Dich selbst ein!“

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Beide Seiten wissen nicht, dass der Campingplatz der Bier trinkenden Collegegruppe und das „Feriendomizil“ von Tucker und Dale nahe beieinander liegen. Sie sind einander sogar so nahe, dass, als Allison (Katrina Bowden, TV-Serie „30 Rock“) beim Nacktbaden im Mondschein ein kleines Missgeschick passiert, Tucker und Dale, die beim Biertrinken und Angeln davon Wind bekommen, ihr zu Hilfe eilen. Nur wird das von ihren Freunden, die schreiend davonschwimmen, ganz anders beurteilt – und die besorgten „Wir haben Eure Freundin“-Rufe von Tucker und Dale tragen auch nicht gerade dazu bei, die Situation aufzuklären. Dann ist da noch der Camper Chad, ein psychotischer Elitestudent, der die vermeintliche Hillbilly-Bedrohung sichtlich genießt. Er übernimmt die Führung über die verwirrten Camper und versucht, sie mit seiner Erklärung, dass „es hier keine Regeln gibt“, weshalb es „sie gegen uns heißt“ aufzustacheln.

Und dann bricht die urkomische Hölle los.

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Das geniale Drehbuch von Regisseur/Autor Eli Craig zieht das Horrorgenre und die Hillybilly-Vorurteile durch den Kakao. Das Resultat ist zwerchfellerschütternd. Von den Charakteren über die Dialoge bis hin zu dem clever erdachten und inszenierten Plot ist „Tucker & Dale vs. Evil“ ein vollendetes Spiel mit Wahrnehmung. Die Schauspieler sind ebenfalls hervorragend, allen voran Labine (ein sträflich unterschätzter Komiker, der noch um einiges lustiger ist als die ebenfalls eher dicklichen Jonah Hill und Jack Black). Tudyk (dessen Tucker seinen Dale mühelos komplimentiert) und Bowden, die herzig entwaffnende Psychologiestudentin im Zentrum der Geschichte, stehen ihm kaum nach. Dass die „Forrest Gump“-artigen Akzente der beiden Hinterwäldler nicht ganz authentisch klingen, sollte nicht weiter stören, denn Authentizität spielt hier keine Rolle. Blut, Grauen und Horror sind auch nicht die Schwerpunkte dieses Streifens. Hier dreht sich alles um Lacher. Sehr viele Lacher. Darüber hinaus sind Tucker und Dale nicht nur lustig, sondern sympathisch - sogar liebenswert. Man muss sich einfach für diese Charaktere und ihr Schicksal in dieser Hinterwäldler-Farce interessieren. Es sollte also niemanden überraschen, dass dieser Film den Publikumspreis beim South by Southwest Festival gewann.

Die einzigen kleinen Schwächen des Films sind einige lose Enden, die Regisseur Craig selbst bewusst sind und die er darauf zurückführt, dass eine Nebenhandlung nicht richtig entwickelt wurde. Das hat mit einer Anfangs- und einer Endsequenz, die dem Ganzen einen Rahmen geben sollten, sowie einer Unheil verkündenden Begegnung mit einem Polizisten zu tun, der Tucker und Dale auf ihrem Weg zur Hütte aufhält. Dennoch triumphiert „Tucker & Dale“ (der Film). Wie es Tucker und Dale in ihrem Kampf gegen das Böse ergeht, müssen Sie sich im Kino ansehen.

Fazit: Ein urkomischer kleiner Film fast ohne Schwächen. Liebenswerte Charaktere, ein gutes Drehbuch und hervorragende schauspielerische Leistungen sorgen für einen unbeschwerten Kinoabend. Die mit Abstand beste Komödie des bisherigen Kinojahres.

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