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True Grit (Review)

Freitag, 25. Februar 2011

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Elemente des Remakes mögen besser sein als das Original, aber im Großen und Ganzen ist das Original der bessere Film

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Originaltitel: True Grit
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Ethan Coen, Joel Coen
Drehbuch: Joel Coen, Ethan Coen, basierend auf dem Roman von Charles Portis
Darsteller: Jeff Bridges, Hailee Steinfeld, Matt Damon, Josh Brolin, Barry Pepper, Dakin Matthews, Jarlath Conroy, Paul Rae, Elizabeth Marvel, Ed Corbin

Allen, denen der Unterschied zwischen einem großen Star und einem großen Schauspieler nicht so recht geläufig ist, erteilt das Remake von „True Grit“ - ja, es ist ein Remake, da können die Coen-Brüder noch so oft betonen, dass sie sich ausschließlich an der Romanvorlage orientiert haben – eine mehr als eindringliche Lektion.

Der Originalfilm aus dem Jahre 1969 (deutscher Titel: „Der Marshal“) wurde von dem einfachen und geradlinigen Henry Hathaway inszeniert. John Wayne spielte Rooster Cogburn, einen grantigen alten Marshal, der zu beweisen versucht, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört.

Im Remake, geschrieben und inszeniert von den hochintelligenten und oft ikonoklastischen Coen-Brüdern (Ethan und Joel), ist dieser Part mit Jeff Bridges besetzt. Und Bridges ist hervorragend. Doch „True Grit“ braucht keinen hervorragenden Schauspieler.

Der Film braucht einen heißgeliebten Star.

Die erste Version verfügte mit John Wayne über einen solchen, wenn auch ihr Ansehen im Lauf der Jahre zunehmend gesunken ist. Als sie ihre neue Version ankündigten, sagten die Coens rundheraus, dass sie den ersten Film nicht mochten und deshalb ausschließlich den Roman von Charles Portis als Grundlage verwenden würden.

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Und tatsächlich haben sie ein oder zwei schillernde Vorfälle wieder eingefügt, die alttestamentarische Vorstellung von Gerechtigkeit des Buches stärker hervorgestrichen, dem Skript mit Teilen der ironischen Erzählung der Heldin einen Rahmen gegeben und den ursprünglichen, bittersüßen Epilog zurückgebracht.

Aber das sind größtenteils feine Anpassungen. Alle, die meinen, die Originaladaption wäre eine Travestie, haben sie schon lange nicht mehr - oder noch nie - gesehen (im Gegensatz zu einigen Nebendarstellern, die den Sprechduktus der Originalschauspieler genau nachahmen).

Tatsächlich werden beide Versionen den blumigen Dialogen und der derben Story gleichermaßen gerecht. „True Grit“ handelt von der sturen 14-jährigen Mattie Ross, die den fiesesten Marshal des Bundesstaates anheuert, um den Mörder ihres Vaters zu finden, und dem bärbeißigen Mann ins Indianerterritorium folgt. Begleitet werden sie von einem auf komische Weise von sich selbst begeisterten Texas Ranger.

All dies ist heute genauso unterhaltsam wie beim ersten Mal, obwohl die Coen-Brüder viel genauer darauf geachtet haben, dass die Details historisch stimmig sind. Auch ist die Photographie von Kameramann Roger Deakins, die riesige sternenhelle Nachtlandschaften einfängt, auf wesentlich höherem Niveau als die des Originalsfilms. Und viele der Darsteller sind besser.

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Hailee Steinfeld legt als Maddie ein beachtliches Debüt hin – ein angenehm süßsaurer Unterschied zu Kim Darby aus dem ersten Film, die ganz schmollende Verärgerung und schamponierte Frisur war. Matt Damon entdeckt eine ernste Seite an dem sich brüstenden Ranger, die Glen Campbell nicht finden konnte.

Und der immer einfallsreiche Bridges recycelt nicht einfach seinen dickbäuchigen loser aus „Crazy Heart“. Seine Stimme scheint unten in den Nieren zu sitzen, sein Schwerpunkt irgendwo auf Höhe der Knie; er ist ein schwerfälliger Bär von einem Mann und eine echte Type.

Aber er ist nicht John Wayne. Niemand außer John Wayne war das je.

Und das ist der Grund, warum die erste Verfilmung so gut funktionierte. 1969 hatten die Filmfans schon eine sehr emotionale Beziehung zu dem Star – etwas, das „True Grit“ (und später „Die Cowboys“ und „Der Scharfschütze“) erkannte und sich bewusst zu Nutze machte. Diese Filme anzusehen, bedeutete nicht mehr und nicht weniger, als einen großen Helden zu sehen, der in die Jahre gekommen ist. Es bedeutete, einen Angriff auf die eigenen jugendlichen Illusionen zu sehen.

Nur Clint Eastwood hätte – vielleicht - heute diesen Part spielen und ihm dieselbe emotionale Bedeutung geben können.

Und das ist die Ironie. Bridges ist ein viel besserer Schauspieler Wayne. Die Coen-Brüder sind viel bessere Regisseure als Hathaway. Ihr „True Grit“ ist sogar ein besser gemachter Streifen als der alte „True Grit“.

Aber der alte ist dennoch der bessere Film.

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